Stelvio 1.6

Reto Aschwanden hat die Version 1.6 seine Beweispartie-Prüfprogramms Stelvio veröffentlicht. Ihr könnt sie wie immer von der Stelvio-Seite herunterladen!

Dieses Mal liegt der Schwerpunkt auf zusätzlicher Information für den Prüfer Reto schreibt dazu: “Hauptsächliche Neuigkeit ist die Visualisierung der Strategie-Suche, damit man eine Ahnung bekommt, ob man noch 10 Jahre oder nur noch 10 Sekunden warten muss, bis alle Strategien gefunden wurden.”

Hier könnt ihr schon mal einen Screenshot dazu sehen:

Retro der Woche 36/2023

Ich muss gestehen, dass ich ziemlich enttäuscht war, als ich die Retro-Einsendungen zum 11. FIDE World Cup erhielt: Ich hatte mir als Preisrichter natürlich quantitativ mehr als nur zwölf Aufgaben (von denen eine noch nebenlösig ausscheiden musste) erwartet, und auch die durchschnittliche Qualität der Aufgaben konnte mich nicht vom Hocker reißen.

Zu Glück ragten zwei oder drei Aufgaben qualitativ heraus, sodass die ersten beiden Plätze sehr schnell für mich feststanden. Das Stück, das ich deutlich ganz vorn sehe, möchte ich euch heute vorstellen; ich orientiere mich dabei an meinem Kommentar im Preisbericht. Das zweitplatzierte Stück werde ich hier in der kommenden Woche zeigen.

Joachim Hambros
11. FIDE World Cup 2023, Preis & Goldmedaille
Beweispartie in 22 Zügen (13+13)

 

Im Diagramm sehen wir 18 schwarze Züge (4+1+3+3+5+2), bleiben vier frei. Schwarz benötigt allerdings zwei weitere Züge, um [Th1] im Südosten zu schlagen, dann stehen ihm noch zwei zur Verfügung, um einen seiner Türme auf b3 zu opfern, womit dann alle schwarzen Züge erklärt sind.

Damit ist auch klar, dass die fehlenden schwarzen Bauern mangels Zugmöglichkeiten zu Hause starben – und dass sBd6 von e7 kommt, damit Dd5 ermöglicht wird.

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Ergebnisse des 11. FIDE World Cup

Wie angekündigt sind die Ergebnisse des 11. FIDE World Cup für alle acht Abteilungen pünktlich zum 1. September veröffentlicht worden — und damit auch pünktlich zum 65. WCCC, das am 2. September in Batumi / Georgien beginnt.

Viel Spaß beim Studieren der Aufgaben!

Retro der Woche 34/2023

Und noch ein Stück aus der Zeit kurz vor der Jahrtausendwende: Heute eine unscheinbar wirkende Beweispartie von Michel Caillaud, die aber — bei dem Autor nicht anders zu erwarten — mit ein paar Überraschungen aufwartet.

Michel Caillaud
StrateGems 2000, 4. Preis
Beweispartie in 18,5 Zügen (15+15)

 

Betrachten wir das Diagramm, so stellen wir fest, dass die beiden e-Bauern fehlen. „Na ja, der schwarze Bauer wurde im letzten Zug mit Schach geschlagen, und der weiße verschwand irgendwo auf der e-Linie offenbar durch einen der schwarzen Springer!“ Könnte man meinen – und damit läge man reichlich schief! Woran kann man das sehr gut sehen? Dazu sollten wir uns überlegen, was Schwarz eigentlich in der Partie ziehen konnte?

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Stelvio 1.5

Reto Aschwanden hat die Version 1.5 seine Beweispartie-Prüfprogramms Stelvio veröffentlicht, die wegen meines Urlaubs zwei Tage hier gelegen hat. Ihr könnt sie wie immer von der Stelvio-Seite herunterladen!

Eine Menge Verbesserungen (Beschleunigungen, weniger Speicherbedarf) “unter der Motorhaube” gibt es. Das führt dazu, dass die Beweispartie in 58,5 Zügen in den ersten 51 Zügen in realistischer Zeit geprüft werden kann — danach allerdings “explodiert” der Suchbaum. aber “51 Züge” ist schon ein Wort: Davon hätte man bis vor Kurzem nicht einmal zu träumen gewagt …

Retro der Woche 32/2023

Natürlich können wir nicht über Retros in feenschach reden, ohne auch experimentelle Märchen-Retros zu betrachten. Ausgesucht habe ich für euch eine Aufgabe von Manfred Rittirsch, die wahrscheinlich erstmals die Nutzung der Märchenbedingung Isardam in einer Beweispartie zeigt. Gut zehn Jahre später würde diese Kombination intensiver untersucht.

Hier die Definition von Isardam aus dem Schwalbe-Lexikon:

„Es sind solche Züge illegal, die dazu führen, dass ein Stein einen gegnerischen Stein der gleichen Art beobachtet. Ein König steht daher nicht im Schach, wenn durch den virtuellen Schlag des Königs ein Stein einen gegnerischen Stein der gleichen Art beobachten oder von einem solchen beobachtet werden würde.“

Das erklärt auch den Namen: Es ist quasi das Gegenteil von Madrasi, wo sich gegnerische Steine gleicher Art, die sich beobachten, lähmen — „Isardam“ ist also „Madrasi rückwärts“.

Manfred Rittirsch
feenschach 1999
Beweispartie in 15 Zügen, Isardam (11+14)

 

Aus meiner Sicht ist diese Aufgabe ganz typisch für viele Erstdarstellungen einer Märchenbedingung mit einer dafür neuen Forderung: Häufig auf einen besonders spektakulären Zug konzentriert — und so ist es hier auch! Ich will schon einmal verraten, dass die ersten 11,5 Züge komplett orthodox sind — als ob dann beim zwölften Zug Schwarz einfiele, dass es doch noch eine Bedingung gebe…

Dennoch hilft uns die Bedingung auch schon vorher für die erste Analyse:

Bei Weiß fehlen drei Bauern, ein Turm und [Lc1]; Schwarz hat aber bereits drei Doppelbauern. Was ist daran so bemerkenswert??

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Retro der Woche 31/2023

Bleiben wir in dieser und den kommenden Wochen noch bei feenschach-Retrobeispielen aus der Zeit der Jahrtausendwende.

feenschach ist dafür bekannt, dass dort auch orthodoxe, aber unkonventionelle Aufgaben gut erscheinen können — „nur“ Märchenschach ist dort trotz des Namens gar nicht erforderlich.

Hier stellt uns Michel Caillaud eine Aufgabe mit sehr ungewöhnlicher Zwillingsbildung vor: Üblich ist ja, entweder mehr als eine Lösung für die gleiche Stellung ohne Änderungen zu fordern, und der Unterschied liegt dann meist schon im ersten Zug — oder halt eine Stellungsänderung.

Michel Caillaud
feenschach 2000
Beweispartie in 15 Zügen, zwei Varianten im 5. weißen Zug (14+14)

 

In dieser Aufgabe haben wir nun den Fall, dass die ersten vier Züge völlig identisch sind, dann quasi zwei Varianten entstehen. In einer Notation, die sich hauptsächlich für Hilfsmatts, aber auch allgemein fürs Hilfsspiel durchgesetzt hat, würde man notieren: 1.1;1.1;1.1;1.1;2.1;1…

Damit wird für jede „Zählstelle“ der einzelnen Züge angegeben, wie viele verschiedene vorgesehen sind: Hier sind es im 5. weißen Zug zwei mögliche, und danach geht es dann eindeutig weiter, das Spiel verzweigt sich dort also.

Interessant wird dann zu beobachten sein, wie sich die beiden Varianten zueinander verhalten, ob es inhaltliche oder formale Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede gibt. Bei Beweispartie-Mehrlingen lässt es sich ja generell nicht vermeiden, dass eine Menge Züge in den Varianten gleich sind. Hier ist das etwa für den Weg des schwarzen Königs und auch des weißen Springers zu erwarten.

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6. Murfatlar Thematurnier

Das 65. WCCC (World Congress of Chess Composition) findet vo 2. bis zum 9. September in Batumi, Georgien, statt es wirft nun deutlich seine Schatten voraus Etwa durch die Ankündigung des inzwischen schon traditionellen Murfatlar Theaturnier für Beweispartien.

Das Thema in diesem Jahr bezieht sich im Ausschreibungstext explizit auf das 5 Retroblog Thematurnier 2020, dem sind auch die beiden Beispielaufgaben entnommen (siehe die Ausschreibung und den Preisbericht)

Gefordert sind also Beweispartien mit “fuddled men” eine zusätzliche Märchenbedingung ist erlaubt.

Schickt eure Originale bis zum 2. September 2023 (dem Starttag des WCCC) an Paul Rãican (Mail: quarpaz1(at)yahoo.fr), der auch Preisrichter ist. Noch in Batumi soll der Preisbericht vorgestellt werden; i Turnier gibt es Bücher zu gewinnen.

Viel Spaß und Erfolg wüsche ich euch!