Retro der Woche 35/2016

Bereits im letzten Retro der Woche hatte ich ein Stück von Kostas Prentos vorgestellt – heute schon wieder? Nun, der Grund ist ganz einfach; Kostas feiert heute seinen 50. Geburtstag; ganz herzliche Glückwünsche an ihn.

Kostas wurde in Thessaloniki geboren, wo er auch Wirtschaftswissenschaften studierte. 2011 wanderte er in die USA aus. Er ist Retro-Sachbearbeiter von StrateGems und vielfache Titelträger: FIDE-Meister im Partieschach und der Schachkomposition, internationaler Lösemeister und internationaler (Retro-)Preisrichter.

Er hatte schon sehr jung angefangen zu komponieren, dann aber eine längere Pause eingelegt. Eine seiner frühen Beweispartien nach dieser Pause möchte ich heute vorstellen.

Kostas Prentos
StrateGems 2002, 1.-2. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 17 Zügen (15+13)

 

Betrachten wir zunächst einmal, welche Steine fehlen: Bei Weiß ist das die Dame, bei Schwarz der a- und f-Bauer sowie Lc8. Der Läufer ist natürlich besonders auffällig, da er zu Hause geschlagen werden musste.

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5. FIDE World Cup

Die internationale Schachföderation FIDE schreibt zum fünften Male den FIDE World Cup für das Jahr 2017 aus: In den acht “Album-Abteilungen” können bis zum 1. Feburar 2017 Originalaufgaben eingereicht werden; ein Thema ist nicht vorgegeben. Koproduktionen mehrerer Autoren sind nicht zugelassen, jeder Autor darf auch nur eine Aufgabe einsenden.

Turnierdirektor ist Boris Schorochow; Einsendungen müssen — nur per Mail (bbs64(at)mail.ru) — an ihn geschickt werden. Preisrichter für die Retros ist Kostas Prentos. Die vorläufigen Preisberichte sollen bereits zum 1. Juni 2017 publiziert werden.

Gligor Denkovski Gedenkturnier

Zum Gedenken an den 70. Geburtstag von Gligor Denkovski (20.8.1946 — 15. Januar 2015) wurde ein Gedenkturnier in drei Gruppen ausgeschrieben. Während in der Gruppe B orthodoxe Hilfsmatts in 2,5 oder 3 Zügen und in Gruppe C orthodoxe Selbstmatts gefordert sind (Preisrichter: Nikola Predrag bzw. Miodrag Mladenović), geht es in Gruppe A um orthodoxe Beweispartien, die die Kombination mindestens eines typischen Retro-Themea und mindestens eines Themas oder Motivs, das traditionell in anderen Problem-Genres zu sehen ist, zeigen (siehe die Beispielaufgabe). Richter ist Kostas Prentos.

Gligor & Ivan Denkovski
Die Schwalbe 2009, 4. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 25,5 Zügen (15+16)

 

Die Lösung 1.e4 Sf6 2.Dh5 Tg8 3.Dh6 gxh6 4.a4 Tg3 5.Ta2 Ta3 6.g4 Lg7 7.g5 Sg4 8.g6 Lc3 9.g7 La5 10.b4 d6 11.Lb2 Le6 12.g8=D+ Kd7 13.Lh8 Lb3 14.Dg7 Ke6 15.Da1 Sd7 16.Sc3 Sdf6 17.Lc4+ Ke5 18.Ld5 Kf4 19.Sge2+ Kf3 20.OO Dg8 21.Tb1 Dg5 22.Tbb2 Tg8 23.Dd1 Tg6 24.Sb1 Sg8 25.Lc3 Tf6 26.Kh1. zeigt das Pronkin-Thema als “typisch Retro” und eine Linienräumung (13.Lh8) als anderes Thema.

Schickt eure Einsendungen bis zum 31. März 2017 an Ivan Denkovski, Mail: denkovski(at)hotmail.com

Viel Spaß und Erfolg bei diesem sehr interessanten Turnier!

[Nachtrag 23.8.16: Als Thema hatte hier zunächst Ceriani-Frolkin gestanden — das kommt davon, wenn ich einen Beitrag ganz fix eben online stellen will und dabei dann beim Abschreiben schiele…]

Retro der Woche 34/2016

Nachdem ich euch im letzten Retro der Woche den zweiten Preis im diesjährigen Champagne-Turnier gezeigt hatte, soll nun der erste Preisträger folgen. Ihr mögt selbst für euch entscheiden, ob ihr auch Michel Caillauds Reihung vorgenommen oder „anders herum“ entschieden hättet.

Für beide Entscheidungen gibt es aus meiner Sicht gute Gründe.

Kostas Prentos
Champagne-Turnier 2016, 1. Preis Abt. I
Beweispartie in 16 Zügen (14+12)

 

Im Diagramm fallen natürlich sofort die beiden schwarzen Läufer auf, die die Plätze ihrer weißen Gegenspieler eingenommen haben; die hingegen sind die beiden einzigen fehlenden weißen Steine.

Das übliche Züge-Zählen bringt uns zunächst bei Weiß nicht viel weiter: Es sind nur vier Züge sichtbar im Diagramm, es bleiben also zwölf noch übrig.

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Für zwischendurch (24)

Mal wieder eine hübsche Kleinigkeit zum Zwischendurch-lösen. Zdravko Maslar hat sich in seiner „Jugendzeit“ auch gelegentlich mit Retros beschäftigt; ein wie ich finde sehr nettes und nicht allzu schweres will ich euch heute zeigen.

Zdravko Maslar
problem 1954
Wer darf rochieren? (15+16)

 

Natürlich ist zu klären, wer auf h6 geschlagen wurde – und was das für Auswirkungen auf Rochaderechte hatte?

Und nein, die Figurenkonstellation im Südwesten ist kein Druckfehler!

Retro der Woche 33/2016

Als Preisrichter bei Thematurnieren steht man gelegentlich vor dem Dilemma, eine „elegantere“ Aufgabe mit einer „noch thematischeren“ vergleichen zu müssen, sie zu reihen. Ich selbst tendiere meist dazu, mich an die bekannte Regel des unvergessenen Zweizüger-Großmeisters Herbert Ahues (2.3.1922 – 11.7.2015) zu halten, der es in einem Aufsatz einmal so formuliert hatte: „Tomatensuppe muss zunächst nach Tomaten schmecken“, erst dann könne man sinnvoll das Sahnehäubchen, die Kräuter beurteilen.

Also eine klare Empfehlung, im Thematurnier die Thematik besonders zu betonen und auszuzeichnen. Daran hat sich offensichtlich auch Michel Caillaud beim Richten des diesjährigen Champagne-Turniers gehalten, als er ein thematisch dichteres Stück auf Platz 1 setzte, das strategisch tiefere auf den zweiten Platz.

Rustam Ubadullalew & Igor Wereschagin
Champagne-Turnier 2016, 2. Preis Abt. I
Beweispartie in 20 Zügen (12+16)

 

Gefordert waren in dem Turnier Rundläufe in einer Beweispartie oder mit anderen Retro-Forderungen. In einer Beweispartie war der rundlaufende Stein anschließend zu schlagen.

Beginnen wir aber die Betrachtung zunächst ohne dieses Wissen um das Thema, das wir hier natürlich auch sehen werden.

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Per Olin 65

Unsere heutigen Glückwünsche gehen in das kleine Dorf Antskog, knapp 100 Kilometer westlich von Helsinki zu Per Olin, der sein 65. Lebensjahr vollendet.

Per ist ein bekannter Autor von Beweispartien und beschäftigt sich intensiv auch mit deren Verallgemeinerung in Form von A→B und Chess960; hierzu hat er u.a. in feenschach einige interessante Artikel veröffentlicht.

Heute möchte ich aber eine hübsche, schon 20 Jahre alte “klassische” Beweispartie von Per vorstellen:

Per Olin
Suomen Tehtäväniekat 1996
Beweispartie in 22 Zügen (13+14)

 

Schnell sieht man, dass die sBb6c6d6 jeweils von der rechten Nachbarreihe kommen, dabei müssen sie die einzig fehlenden weißen Steine Bf2g2h2 geschlagen haben, die sich natürlich vorher umgewandelt haben müssen. Ebenso sieht man schnell, dass all diese Umwandlungen auf g8 erfolgen mussten.

1.h4 f5 2.h5 Kf7 3.h6 Ke6 4.hxg7 Sh6 5.g8=T Kd5 6.Tg6 Lg7 7.Tb6 cxb6 8.g4 Dc7 9.g5 Td8 10.g6 Lh8 11.g7 Sg4 12.g8=T h5 13.Tg6 h4 14.Tc6 dxc6 15.f3 Ld7 16.fxg4 Le8 17.g5 Sd7 18.g6 Tac8 19.g7 Db8 20.g8=T Da8 21.Tg6 Tb8 22.Td6+ exd6.

Besonders gefallen mir der verzögerte dritte Excelsior sowie die netten Manöver im Nordwesten, die Schwarz genau ausreichend lang beschäftigen.

Ergebnisse des 59. WCCC

Ein wichtiges Ergebnis des gerade zu Ende gegangenen WCCC in Belgrad hatte ich euch ja schon berichtet: Das nächste findet vom 5. bis 12. August 2017 in Dresden statt! Diesen Termin und auch die für den 13. internationalen Lösewettbewerd und die 13. Löse-Europameisterschaft findet ihr im Problemschach-Kalender.

Hier nun ein paar weitere Ergebnisse der Tagung hauptsächlich aus deutscher und aus Retro-Sicht: Neuer internationaler Meister für Schachkomposition ist Arno Tüngler, neuer FIDE-Meister für Schachkomposition ist Silvio Baier, der auch noch den Titel eines internationalen Lösemeisters verliehen bekam. Beiden herzliche Glückwünsche zu den neuen Titeln!

Das deutsche Team (Silvio Baier, Boris Tummes, Michael Pfannkuche) belegte hinter Abonnements-Weltmeister Polen, dem Überraschungszweiten Litauen sowie Serbien A und Großbritannien den fünften Platz.

In der Zwischenzeit wurden die Ergebnisse der vielen offiziellen und inoffiziellen Kompositionsturniere veröffentlicht. Den Preisbericht des traditionellen Champagne-Turniers für Retros (pdf-Datei) ist wieder sehr beachtenswert.