Retro der Woche 31/2022

31.07.22: Vergessene Lösung nachgetragen…

Heute möchte ich euch wieder eine spezielle Idee der Retroanalyse anhand einer Aufgabe vorstellen, die ich in der neuesten Ausgabe von Problemas wiederentdeckt hatte: Es geht um die Zulässigkeit von en passant Schlägen. „Da ist doch alles klar“, könnte man sagen: „Wenn der Doppelzug eines Bauern als letzter Zug eindeutig nachweisbar ist, ist dieser Spezialschlag zulässig — sonst halt nicht!“

Joaquim Crusats
Wolobujew-60 Turnier 2018, 2. ehrende Erwähnung
h#2,5 a posteriori (11+14)

 

Also ein Hilfsmatt in zweieinhalb Zügen: Weiß beginnt im Vorwärtsspiel und setzt mit Unterstützung des Schwarzen matt. Wenn wir nachweisen könnten, dass g7-g5 der letzte schwarze Zug gewesen wäre, gibt es ein paar Matts, z.B. 1.– fxg6 ep 2. Td8 g7 3.Td7 g8=T/D#.

Aber natürlich können wir im Diagramm nicht nachweisen, dass unser Wunschzug auch der letzte des Schwarzen gewesen ist; der könnte auch Ta4-a8 gewesen sein. Doch halt!

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FIDE-Album bis 1. August

Nun wird es allerhöchste Zeit, noch Aufgaben für das FIDE-Album 2019-2021 einzusenden: Endgültiger Einsendeschluss ist Montag, der 1. August.

Die genauen Regularien und formalen Voraussetzungen findet ihr in der Ausschreibung; Direktor der Retro-Abteilung und damit Empfänger eurer Einsendungen ist Vlaicu Crișan (vlaicu_crisan(at)yahoo.com). Richter sind dann Dmitrij Baibikov, Silvio Baier und Henrik Juel.

Viel Erfolg wünsche ich euch!

Breton Beweispartie

Nach der Vorstellung der recht neuen Märchenbedingung Breton hier im Blog kam der Wunsch auf, auch Breton Beweispartien zu zeigen. In eurer Diskussion zu diesem Beitrag wurden dann erfreulicherweise verschiedene Hinweise auf solche Aufgaben geteilt.

Eine weitere möchte ich euch heute zum „Lösen zwischendurch“ anbieten; wie immer werde ich ein etwa einer Woche hier die Lösung veröffentlichen — viel Spaß beim Knobeln!

Pierre Tritten
Problem Paradise 2020
Beweispartie in 8,5 Zügen, Breton (12+12)

 

 

Solche (Fast-)Homebase Stellungen sind ja schon orthodox meist recht schwer zu lösen — wie ist es euch hier ergangen?

Lösung

1.g4 d5 2.g5d4 3.g6d3 4.gxh7(xa2) dxe2(xe7) 5.hxg8=S(xb1) exf1=L(xc8) 6.Se7 Lh3 7.Sd5 Lc8 8.Sc3 Dd7 9.Sb1

Auch eine Art von Pronkins…

Retro der Woche 30/2022

Heute zeige ich euch ein Mattproblem von vor 50 Jahren: Matt in drei Zügen. Aber ein komisches Ding ist es schon: Soo viel Material soll da notwendig sein? Und wenn man sich ein wenig in die Stellung vertieft, stellt man schnell fest, dass da etwas nicht stimmen kann?!

Nikita Plaksin
Die Schwalbe 1972
#3 (13+14)

 

Versucht man nämlich zu lösen, findet man schnell zweizügig 1.Tde1+ Kxd2 2.Dxd4#. Und das soll Baldur Kozdon, der damalige Dreizüger-Sachbearbeiter der Schwalbe übersehen haben? Oder ist das nur ein fundamentaler Irrtum von mir? Wir sind schließlich bei den Retros — und vielleicht kann ja Retroanalyse unsere Fragen beantworten?

Bei Weiß fehlen zwei Springer sowie [Be2]; alle drei sind von [Ba7] bzw. [Bb7] geschlagen worden. Bei Schwarz fehlen Dame und ein Springer; die wurden mittels axb und exd geschlagen; damit sind alle fehlenden Steine erklärt. Das erklärt aber noch nicht unser Problem mit dem zweizügigen Matt!

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Schwalbe-Tagung in Jena — Zimmerkontingent

Im juni hatte ich schon auf die diesjährige Schwalbe-Tagung in Jena hingewiesen; nun ist das Zimmer-Kontingent für die Tagung vom 30.09. bis zum 02.10.2022 in Jena bis zum 15.08.2022 verlängert worden; Details in der Einladung .

Übrigens können die reservierten Zimmer bis zum Anreisetag kostenfrei storniert werden.

Und wer gern einen Vortrag halten möchte: Bitte bei den Organisatoren Gunter und Raúl Jordan melden!

Retro der Woche 29/2022

In der letzten Woche ist mir ein böses Übersehen passiert: Ich hatte den 60. Geburtstag von Nicolas Dupont komplett übersehen, so hier keinen Glückwunsch platziert. Und das auch noch am 14. Juli, am französischen Nationalfeiertag!

Meine herzlichen Glückwünsche auch im Namen der Leser hier hole ich natürlich gern nach. Und selbstverständlich habe ich dann für das heutige Retro der Woche ein Stück von Nicolas herausgesucht — ein ziemlich frühes — es ist nun 20 Jahre alt — und wie wir sehen werden, ein für ihn ziemlich untypisches.

Nicolas Dupont
StrateGems 2002
Beweispartie in 27 Zügen (16+12)

 

Meist kennen wir von Nicolas auch hier in dieser Rubrik längere Beweispartien, die häufig zu den proof Games of the Future gehören, wo also mindestens zwei Themen mindestens doppelt gesetzt sind. Bei Nicolas sind das sehr häufig die verschiedensten Umwandlungsthemen. Über die Suchfunktion hier im Blog könnt ihr leicht solche Beispiele von ihn finden.

In diesem Sinne ist, das sieht man schon beim Blick auf das Diagramm, unser heutiges Beispiel unthematisch: Es fehlt nur ein einziger schwarzer Bauer, nämlich [Bg7] — und der kann sich nicht umgewandelt haben! Warum nicht?

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Breton

[17.7.22: Danke an Markus Lepper für den Hinweis auf einige Typos, die nun korrigiert sind.]

Relativ jung (erfunden 2014) ist die Märchen-Familie “Breton”, die Schlagfälle besonders behandelt: Bei Breton verschwindet bei einem Schlag, so vorhanden, zusätzlich ein Stein der schlagenden Partei von der Art des Schlagopfers (also bei wTxsB verschwindet zusätzlich ein weißer Bauer), bei Breton adverse ein entsprechender Stein der gegnerischen Partei (bei wTxsB also ein weiterer sB). Dann gibt es noch Breton chromatique (adverse), wo die entsprechenden Steine nicht verschwinden, sondern umgefärbt werden.

Damit lässt sich auch in Retros sicherlich eine Menge anfangen; ein paar Beweispartien mit diesen Bedingungen gibt es schon. Michael Barth regt an, sich auch in klassischen Retros damit zu beschäftigen und stellt hier ein kleines, leicht zu lösendes Beispiel “für zwischendurch” vor.

Michael Barth
Urdruck
-1w, dann #1, Breton adverse (2+3)

 

Viel Spaß beim Beschäftigen damit; und wie immer kommt die Lösung in etwa einer Woche hier.

 

Na, die ist ja schon in den Kommentaren “verraten” worden, aber hier soll die Lösung trotzdem noch einmal ordentlich erscheinen:

Lösung

R 1.Tc7xBb7 (-sBa7) & vor: 1.Txc8 (-sSb8)#

Schwer war das sicher nicht, aber hübsch finde ich die Aufgabe schon!

Retro der Woche 28/2022

Preisrichter Paul Răican ist erfreulich schnell seiner Aufgabe nachgekommen, den Bericht für das Retro-Informalturnier 2021 von StrateGems fertigzustellen (Auf die traurige Zukunft von StrateGems hatte ich bereits vor einigen Tagen hingewiesen.). Paul hat zwei Gruppen gebildet: Beweispartien und andere Retros; aus dem ersten Teil möchte ich heute den ersten Preis vorstellen.

Die Aufgaben von Satoshi Hashimoto schaue ich mir immer sehr gern an: Zeigen sie doch stets interessanten und originellen strategischen Inhalt. Und den kann ich euch auch für die heutige Aufgabe versprechen.

Satoshi Hashimoto
StrateGems 2021, 1. Preis
Beweispartie in 21,5 Zügen (13+15)

 

Ein Motto könnte ich der Aufgabe bereits voranstellen: „Spuren verwischen“. Das können wir uns schon sehr gut vorstellen, wenn wir uns die weißen Züge anschauen: Je drei Bauern- und drei Damenzüge sind sichtbar — mehr nicht!

Bei Schwarz lohnt es sich schon eher, genauer hinzuschauen und zu zählen: Sichtbar sind 3+0+4+6+3+4=20 Züge — ein schwarzer Zug ist also noch frei?! Nein, genaueres Hinsehen zeigt uns, dass dem nicht so ist:

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