Retro der Woche 22/2016

Ziemlich unscheinbar kommt das Diagramm unseres heutigen „Retro der Woche“ im ersten Moment daher, und doch werden wir einige subtile Manöver bewundern können.

Satoshi Hashimoto
Probleemblad 2002, 2. Preis
Beweispartie in 19 Zügen (14+15)

 

Das Zählen der offensichtlichen weißen Züge bringt uns offensichtlich noch nicht weiter; nützlicher ist es, die sichtbaren, minimal erforderlichen schwarzen Züge zu zählen. Dort kommen wir auf 2+2+6+3+2+3=18; ein schwarzer Zug ist damit noch frei. Hierbei haben wir schon vorausgesetzt, dass Schwarz zunächst f5, dann exf6 spielt, denn anders würde es einen weiteren Zug erfordern.

Sagt uns dieser schwarze Doppelbauer auf der f-Linie etwas?

Weiterlesen

Für zwischendurch (18)

Auch kurze Beweispartien können eine Menge Inhalt bieten, wie man an dem heutigen Beispiel sieht: Aus dem Grunde lasse ich auch die Themenangaben erst einmal weg; die werde ich in ein paar Tagen nachtragen — so könnt ihr bei dem angekündigten schlechten Pfingstwetter ein wenig lösen!

Joost de Heer
Messigny 2005
Beweispartie in 7 Zügen (15+14)

 

Viel Spaß!

Nachtrag 21.5.2016:
Habt ihr die Themenvielfalt sofort erkannt? Viel mehr Inhalt kann man in nur sieben Zügen kaum erwarten!

Retro der Woche 04/2016

Der Preisbericht zum Zdravko-Maslar-80-Turnier, der gerade in feenschach 216 veröffentlicht worden ist, war durch eine Fehlerkette beeinträchtigt worden, die nun nachträglich durch Korrektur des Berichts geheilt werden konnte: Die Preisrichter hatten eine verbesserte Fassung eines bereits früh eingesandten Problems übersehen und damit die simplere Fassung berücksichtigt; mir als Turnierleiter war das im Nachhinein auch beim Setzen des Preisberichtes nicht aufgefallen: sehr ärgerlich!

Die nun wirklich ausgezeichnete Aufgabe ist wirklich ausgezeichnet …

Alexander Semenenko & Andrej Frolkin
Zdravko-Maslar-80 Turnier 2015, 1. Preis e.ae.
Beweispartie in 20,0 Zügen (13+12)

 

Sofort sieht man zwei schwarze Umwandlungssteine auf dem Brett, unter deren Berücksichtigung können wir schnell die schwarzen sichtbaren Züge sehen: Gehen wir davon aus, dass sDb6 und sTg7 („zugärmste“ Möglichkeiten) durch Umwandlung entstanden sind, so haben die beiden zusammen 12 Züge verbraucht; die Umwandlungen beider Steine müssen dann auf g1 erfolgt sein. Ansonsten sieht man noch 1+0+0+0+2+3=6, also zusammen 18 Züge. Bei Weiß sieht man zunächst nur 2+0+3+0+1+2=8 Züge.

Weiterlesen

Retro der Woche 43/2015

Das Ceriani-Frolkin-Thema, also der Schlag einer Umwandlungsfigur, ist zur Zeit eines der beliebtesten Themen in Beweispartien. Aber schon der erste Name in der Themenbezeichnung lässt vermuten, dass dies ursprünglich ein Thema der „klassischen Retroanalyse“ ist.

Und richtig, schon Luigi Ceriani hat sich in den fünfziger und sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts intensiv mit Doppelsetzungen von geschlagenen Umwandlungssteinen beschäftigt — meist einer Farbe.

Um das Ende des letzten Jahrtausends herum hat sich Alexander Kisljak intensiv mit gemischtfarbigen Ceriani-Frolkin-Umwandlungen beschäftigt und in einem Aufsatz in Die Schwalbe 199, Februar 2003, S. 22-24, eine Übersicht über sämtliche Kombinationsmöglichkeiten (wenn man dabei nicht nach Farben unterscheidet, was ich aber bei Auflöse-Aufgaben für nicht so sinnvoll hielte) gegeben; ein Stück aus dieser Serie, das mit besonders gut gefällt, möchte ich daraus vorstellen.

Alexander Kisljak
Phénix 2000
Letzte 32 Einzelzüge? (14+12)

Beginnen wir wie üblich mit der Inventur der Stellung: Bei Schwarz fehlen vier Steine; drei davon wurden durch weiße Bauern geschlagen (g:f3, d:e und c:d), darüber hinaus kann das Schachgebot gegen den schwarzen König nur durch einen Schlag im letzten Zug erklärt werden, und damit sind alle fehlenden schwarzen Steine erklärt.

Weiterlesen

Retro der Woche 42/2015

„Proof Games of the Future“, also Beweispartien, in denen mindestens zwei Themen mindestens doppelt gesetzt sind, sind in den letzten Jahren der große Renner, solche Aufgaben landen sehr oft auf den führenden Rängen der Preisberichte renommierter Retrospalten.

Aber vielleicht gerade deshalb freue ich mich über Abwechslung, über hervorragende Beweispartien, die nicht in dieses Grundschema fallen, die aber trotzdem exquisiten Inhalt zeigen.

Ein solches Stück ist die Aufgabe, die ich heute ausgesucht habe.

Eric Pichouron
StrateGems 2011, 2. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 20,0 Zügen (13+12)

 

Bei Schwarz sind wir sehr schnell mit dem Zählen der sichtbaren Züge fertig; bei Weiß lohnt sich die Mühe eher.

Dort kommen wir auf 4+0+4+2+4+7=21 — doch das kann nicht sein, da die Stellung in 20 Zügen erspielt werden muss.

Weiterlesen

Retro der Woche 11/2015

Wenn es eines Beweises bedarf, dass Retro-Aufgaben nicht unbedingt eine „Forderung“ im klassischen Problemsinne benötigen, dann ist das Stück, das ich heute vorstellen möchte, ein hervorragendes Beispiel. (Bei der Lösungsbeschreibung stütze ich mich auf Anmerkungen von Andrej Kornilow und Henrik Juel.)

Harry Goldsteen
Probleemblad 1989, nach Andrej Frolkin, Superpreis
#1 (4+14)

 

Natürlich ist Weiß am Zug, da sein König im Schach steht, und das (sogar dualisitische) Matt mittels 1. exf8=D/T# lockt nun wirklich niemanden hinter dem Ofen hervor — aber darum geht es natürlich gar nicht.

Die spannende Frage ist natürlich, wie denn der Retroknoten im Norden aufgelöst werden kann, wie die weißen Steine denn wieder nach Süden gelangen können. Schwarz muss im letzten Zug natürlich den Springer von h7 nach f8 gezogen haben: Dabei kann er keinen weißen Stein geschlagen haben, da dies sofort zum Retropatt führt, da Weiß nun nur R 2.Le8xTf7 hat, und schon ist es vorbei.

Weiterlesen

Retro der Woche 02/2015

Kuriose Zufälle gibt es manchmal…

Das folgende Stück von Gerd Wilts wurde im Phénix Turnier 2004 mit dem vierten Preis ausgezeichnet, und das wollen wir uns genauer anschauen.

Gerd Wilts
Phénix 2004, 4. Preis
Beweispartie in 18,5 Zügen (14+14)

 

Zählen wir die weißen Züge, so stellen wir fest, dass alle im Diagramm verbraucht sind: 2+1+4+4+4+4=19. Daraus ergibt sich auch, dass Weiß rochiert haben muss, denn ansonsten benötigte der weiße König drei Züge bis b1. Ferner ist klar, dass die drei Zentralbauern des Weißen jeweils einen Doppelschritt gemacht haben müssen. Sie also können nicht trickreich die beiden fehlenden schwarzen Bauern geschlagen haben.

Weiterlesen

Retro der Woche 50/2014

Heute stelle ich ein „kleines“ Stück vor: klein bezüglich der Zügezahl, aber mit interessantem und originellem Inhalt — aber hättet ihr das bei dem Autor anders erwartet? Ich auch nicht…

Reto Aschwanden
Die Schwalbe 2003, 1. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 14,0 Zügen (14+14)

 

Um euch noch ein wenig neugieriger zu machen hier der Beginn des Kommentars zu dieser Aufgabe in der PDB: „Interessante und neue Idee, die gar nicht so leicht zu beschreiben ist.“

Das sollte euch dann endgültig zum Selbstlösen ermuntern, allzu schwer ist das Stück auch nicht…

Weiterlesen