Stelvio 4.2

Wie schrieb Reto Aschwanden doch so schön zu seiner neuen Stelvio Version 4.2?
“Ein paar Verbesserungen da und dort, neben einem hässlichen Bug weniger…”

Der Fehler trat gelegentlich bei der Parallelisierung auf, und die Verbesserungen resultieren aus den noch tieferen Strategie-Analysen, die Reto im Zusammenhang mit der Prüfung der 57,5 Züge langen Beweispartie eingeführt hat.

Mehr Details gibt es natürlich in der Dokumentation, die wie immer lesenswert ist!

Retro der Woche 45/2025

Vor wenigen Tagen erschien die vierte und letzte Ausgabe des Jahres 2025 von Probleemblad und darin der Retro-Preisbericht für die Urdrucke 2019 und 2020. Der damals vorgesehene Richter konnte aus gesundheitlichen Gründen dieser Aufgabe nicht mehr nachkommen, und so übernahm das Trio Hans Gruber, Ulrich Ring und Dirk Borst die Erstellung des Preisberichts.

Nach Ausscheiden einiger inkorrekter Aufgaben blieben 17 zur Beurteilung, und davon wurden sechs (mit der kuriosen Verteilung vier Preise, je eine ehrende Erwähnung und ein Lob) ausgezeichnet.

Für heute habe ich daraus den zweiten Preis ausgesucht.

Michel Caillaud
Probleemblad 2019, Bernd Gräfrath gewidmet, 2. Preis 2019-2020
Beweispartie in 22 Zügen, Schlagschach (13+15)

 
Die Widmung ist sehr passend, da Bernd Gräfrath sich schon viel mit Schlagschach beschäftigt hat und damit einige sehr schöne Aufgaben gebaut hat.

Beim Schlagschach ist meist das Zählen der geschehenen Züge recht schwierig, da häufig recht komplizierte Manöver erforderlich sind, um ein bestimmtes Feld zu erreichen. Bei etwas genauerem Hinschauen entdeckt man sofort einen „Verdächtigen“, um den es in dieser Aufgabe gehen könnte?

Das ist sicherlich der [Lf1], der ja zuhause geschlagen werden musste. und die alles entscheidende Frage ist nun, wer nicht nur auf f1 schlagen konnte, sondern auch noch unbeschadet den Heimweg nach Norden antreten konnte, denn der Täter hat den Ausflug nach f1 überlebt: Schließlich fehlt bei Schwarz nur [Bc7], der auf c3 oder c4 sterben musste, aber als Läuferschläger nicht in Frage kommt.

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Mustermatt

Da ich am Wochenende unterwegs war, bin ich erst heute dazu gekommen, den 206. YouTube-Mustermatt-Beitrag von Johannes Quack anzuschauen. Und das hat sich doppelt gelohnt: So stellt Johannes dort den Kompositionsweltmeister Silvio Baier vor — mit der Beweispartie, die die höchste Punktzahl bei der letzten Weltmeisterschaft erhielt.

Die habe ich hier natürlich auch schon demonstriert (Retro der Woche 17/2025), aber es lohnt auf alle Fälle, sich Johannes’ Präsentation anzuschauen. Sehr gut nachvollziehbar stellt er dieses Meisterstück (vier Turm-Pronkins) vor, zeigt dabei nicht nur die Lösung, sondern geht auch auf viele der Feinheiten der Partie ein, die ja erst auf diese Weise verstanden und wirklich gewürdigt werden kann.

Selbst wenn ihr die Aufgabe kennt: Es lohnt sich unbedingt, sie in dieser Mustermatt-Folge noch einmal zu genießen!

Retro der Woche 39/2025

Erst als wir den Retro-Preisbericht für 2019-2020 für The Problemist fertiggestellt hatten (siehe Retro der Woche 38/2025), fielen Ulrich Ring, Hans Gruber und mir eine Kuriosität auf: Die Preise und ehrenden Erwähnungen hatten wir ausschließlich an orthodoxe Retros vergeben, die Lobe ausschließlich an Märchen-Retros!

Eines davon möchte ich euch heute vorstellen, euch zum Selbst-Lösen einladen und anregen.

Anna O’Donovan †
The Problemist 2019, 1. Lob 2019-2020
Beweispartie in 8,5 Zügen, Punktspiegelung (16+16)

 
Das Schwalbe -Märchenlexikon definiert die Bedingung „Punktspiegelung“ (Point Reflection) so:

„Stehen zwei Steine (beliebiger Farbe, Könige eingeschlossen) auf Feldern, die punktsymmetrisch bezüglich der Brettmittelpunkts zueinander sind (z.B. a1-h8, b3-g6), tauschen sie ihre Zug-, Schlag- und Wirkkräfte (behalten aber die Farbe, die Bauernzugrichtung und evtl. königliche Eigenschaften bei). Ein Bauer auf der ersten Reihe kann nicht selbstständig ziehen, sein korrespondierender Stein auf der achten Reihe daher auch nicht. Die Rochade ist nur mit nicht-gespiegelten Figuren (König, Turm) möglich. Nur nicht-gespiegelte Bauern können en passant schlagen.“

So wäre im Diagramm Ke1-e4 möglich, da der König auf e1 die Kraft der schwarzen Dame auf d8 übernimmt.

Wie können wir nun eine Lösungsidee bekommen?

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Retro der Woche 38/2025

14.9.25: Diagrammfehler korrigiert! Dank an Silvio Baier für den Hinweis.

Als der ursprünglich vorgesehene Preisrichter für das Retro-Informalturnier 2019-2020 von The Problemist aus gesundheitlichen Gründen dieses Amt zurückgeben musste, fragt Redakteur Richard Dunn bei Hans Gruber nach, ob er das Richten übernehmen könne? Dem filel sofort ein, dass ein Dreierteam schon viele Turniere gemeinsam gerichtet und immer Freude dabei gehabt hatte — und so fragte er gleich bei Ulrich Ring und mir nach,, ob dieses Dreigestirn wieder gemeinsam richten solle?

Und wir waren sofort dabei; unser Bericht ist nun im Septemberheft erschienen.

37 Aufgaben nehmen am Turnier teil: 13 orthodoxe und 14 Märchen-Beweispartien sowie 10 weitere Retros. Schauen wir uns den ersten Preis an:

Michel Caillaud
The Problemist 2019, 1. Preis 2019-2020
Beweispartie in 28 Zügen (13+12)

 
Die Linien a bis c sind komplett bauernfrei, andererseits zeigt bereits die Bauernkonstellation auf der g- und der h-Linie, dass verschiedene Umwandlungen geschehen sein müssen, denn es fehlen im Diagramm ausschließlich Bauern — und die können eben dort nicht geschlagen worden sein.

Solche Aufgaben sind normalerweise extrem schwer zu lösen (und so dürfte es auch hier sein), gerade wenn so viele Züge noch frei sind. Dennoch ist das Zählen der sichtbaren Züge auch hier hilfreich: Bei Weiß sehen wir 3+1+1+6+2+2=15 Züge — das zeigt, dass maximal (und auch minimal (siehe sBh5!) zwei weiße Umwandlungen geschehen konnten. Übrigens ändert sich an der Summe auch nichts, wenn wir von weißer langer Rochade ausgehen: Dann haben wir 2+2 sichtbare Königs- und Turmzüge anstatt 3+1.

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Endgültiger Preisbericht

Im Mai hatte Reto Aschwanden den Preisbericht zu seinem Geburtstagsturnier veröffentlicht; bis zum Ende der Einspruchsfrist gab es nur einen Hinweis, der bereits im kurzfristig aktualisierten Bericht erwähnt wurde.

Nun könnt ihr hier den endgültigen Bericht finden; nochmals viel Spaß beim Studieren!

Retro der Woche 30/2025

Nachtrag 26.7.25: Nach einem technischen Problem gestern hatte eine alte Fassung dieses Beitrags online gestanden. Das ist nun hoffentlich korrigiert …

Am 18. Juli habe ich hier den Preisbericht des diesjährigen Champagne-Turniers anlässlich des WCC in Alba Iulia angesprochen und dabei schon angekündigt, dass ich auf dieses Turnier noch zurückkommen werde — das kann ich heute noch nicht tun, da der Bericht noch nicht veröffentlicht ist.

Stattdessen habe ich heute eine Aufgabe aus dem letztjährigen Turnier herausgesucht, zu dem gerade noch Korrekturen veröffentlicht worden sind.

Traditionell wurde das Turnier wieder in zwei Gruppen ausgetragen: Beweispartien und sonstige Retros; in beiden Gruppen waren auch nicht-orthodoxe Stücke zugelassen. Und beide Abteilungen wurden von Märchen-Retros gewonnen …

Dennoch habe ich heute die bestplatzierte orthodoxe Beweispartie ausgesucht. Ofer Comay ist eher als Hilfsmatt-Verfasser bekannt; weitaus die meisten seiner Aufgaben in der PDB sind Hilfsmatts.

Ofer Comay
Champagne-Turnier 2024, 3. Preis Abt. A
Beweispartie in 19,5 Zügen (16+13)

 

Zumindest der Süden das Diagramms schaut ja eher wie ein klassisches Auflöse-Retro aus als eine Beweispartie — speziell der Südwesten mit den drei schwarzen Steinen und der ungewöhnlichen Anordnung der weißen Steine reizte mich sofort, die Aufgabe zu lösen.

Auch zeigen die Bauern überhaupt keine Spur von Schlägen: Nun, bei Weiß sind eh alle Mann an Bord, aber bei Schwarz fehlen ein Springer sowie [Bf7] und [Bg7]— ohne Bauernspuren sind sie verschwunden, können auch nicht von Bauern geschlagen worden sein.

Das Züge-Zählen hilft auch nicht sehr viel weiter: Bei Schwarz sehen wir 1+2+7+4+2+1=17 Züge — zwei sind also noch frei.

Und bei Weiß ist die Sache ja noch fataler: 0+0+2+2+0+4=8 das sind nur 40 Prozent der weißen Züge!

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Aktuelles aus dem Internet

Wie immer pünktlich am ersten Tag eines neuen Quartals, letzte Woche also am Neujahrstag, ist die neue Ausgabe der spanischen Online-Zeitschrift Problemas erschienen. Problemas beschäftigt sich mit allen Bereichen des Problemschachs, die Artikel dort erscheinen überwiegend auf Englisch und Spanisch. Auch in dieser Ausgabe (Nummer 49) findet sich wieder ein höchst interessanter Beitrag von Andriy Frolkin über das uncooking von Beweispartien.

Kurz vor dem Jahreswechsel erschien die achte Ausgabe von The Hopper Magazine aus Singapur. Auch hier ist natürlich Englisch “Amtssprache”; gleich zwölf Artikel in dieser neuen Ausgabe, hauptsächlich “märchenhaft”, laden zum Studieren ein, darunter aber auch einer über “Zweckreinheit” in orthodoxen Mehrzügern, also eine klassisch Neudeutsche Fragestellung — bemerkenswert! Gerade für uns Retro-Fans ist erfreulich, dass sich gleich fünf(!) Artikel mit Retroanalyse beschäftigen, zwei zusätzliche mit Schachmathematik.

Beide Zeitschriften kann ich euch nur ans Herz legen — nicht nur diese Ausgaben, sondern ich empfehle euch einen regelmäßigen Blick auf diese Seiten!