Bernd Gräfrath 64

Heute feiert Bernd Gräfrath einen „quadratischen“, für uns Schachleute allerdings den rundesten Geburtstag überhaupt: Er vollendet heute sein 64. Lebensjahr und hat damit das erste „Jahres-Schachbrett“ gefüllt. Lieber Bernd, hierzu ganz herzliche Glückwünsche, alles Gute fürs „zweite Brett“!

Der Vorsitzende der Schwalbe (hierzu passend: seit nunmehr acht Jahren) hat sich schon viele Jahre lang beim Schreiben und Komponieren hauptsächlich auf Retros konzentriert; ca. 80% seiner in der PDB auffindbaren Probleme sind Retros. Und wenn er mal „unorthodox“ wird, dann besonders gern mit Schlagschach; die PDB enthält über 100 Schlagschach-Probleme von ihm.

Ein älteres davon möchte ich euch heute zeigen, euch zum Lösen einladen: Soo schwer sollte das nicht sein:

Bernd Gräfrath
The Problemist 2003
Beweispartie in 8 Zügen, Schlagschach (15+15)

 

Natürlich gibt es die Lösung hier wieder in etwa einer Woche.

 

Lösung

1.e4 Sf6 2.e5 Sd5 3.Se2 Sa6 4.c4 Sdb4 5.a3 Sd3 6.Sc3 Sxc1 7.Txc1 Sc5 8.Tb1 Sd3
Zweimal „Matt auf d3“

Retro der Woche 39/2022

Wie in der letzten Woche möchte ich erneut eine Märchen-Beweispartie vorstellen; die heutige ist aber deutlich „orthodoxer“: Manche Märchenbedingungen ermöglichen nicht „neue“, orthodox nicht mögliche Züge, sondern schränken die orthodoxen Zugmengen ein, bilden also gleichzeitig eine Partie nach den orthodoxen Regeln. Dazu gehören neben Duellantenschach auch Längst- und Kürzestzüger. Beim heutigen Doppelküzestzüger müssen beide Parteien den kürzesten legal möglichen Zug machen; bei mehreren solcher Züge besteht freie Auswahl.

Michel Caillaud
Problem Paradise 2015-2016, 2. Preis
Beweispartie in 40,5 Zügen Doppelkürzestzüger (12+14)

 

Wie bei der Bedingung zu erwarten geht es in der heutigen Beweispartei deutlich ruhiger und bedächtiger zu als in der letzten Woche.

Beim Blick auf das Diagramm kann man direkt keinen Bauernschlag ausmachen: Kein einziger Doppelbauer ist vorhanden. Gibt es aber sonst Auffälligkeiten an der Stellung?

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Punktspiegelung zum Lösen

20.9.22: Diagrammfehler korrigiert (sTa5>f5)

Im letzten Retro der Woche habe ich eine zumindest für mich nicht zu lösende Punktspiegelungs-Aufgabe vorgestellt und eine weitere „zwischendurch“ für diese Woche versprochen. (Die Definition findet ihr in dem Beitrag von letztem Sonntag.)

Das ist zwar ein Hilfsmatt, aber es ist kein Zufall, dass ich gerade diese Aufgabe hier vorstelle…

Pietro Pitton
MPK-Punktspiegelungs-TT 2021 (Thomas Maeder und Popeye Team gewidmet), Spezielle ehrende Erwähnung
Hilfsmatt in 2 Zügen, Point Reflection (5+9)

 

Wenn ihr beim Blick auf das Diagramm einen „thematischen Verdacht“ habt, habt ihr schon die halbe Lösung.

Die ganze findet ihr dann in etwa einer Woche hier.
 

Und hier ist die Lösung, gleichzeitig mit meinem Kommentar aus dem Preisbericht.

Lösung

1. bxc3 e p. g8=S 2. c2 0-0#.
Der schwarze König steht im Schach des weißen Bauern auf c4. Ein Batterieabzug von c2 oder c3 war nicht möglich, ebenso kann der Bauer wegen illegalen Schachs gegen den schwarzen König nicht von b3 oder c3 kommen — und ebenso von keinem anderen Feld durch einen Punktspiegelungs-Zug. Also muss der Bauer von c2 gekommen sein, und der e p.-Schlag im ersten Zug ist zulässig.
Darstellung des Valadão-Task in einer Phase mit bedingungsspezifischer (leichter) Retroanalyse, die aus meiner Sicht eine „spezielle“ Auszeichnung verdient.

Sehr hübsch und instruktiv, wie ich finde!

Retro der Woche 38/2022

Hatten Silvio Baier und Dmitrij Baibikov zum aktuellen WCCI ausschließlich orthodoxe Beweispartien bzw. klassische Retros eingesandt, so belegte Kostas Prentos mit seiner Einsendung von sechs Märchen-Beweispartien Platz drei.

Eines dieser Stücke möchte ich natürlich hier vorführen; es nutzt als Bedingung Point Reflection oder „Punktspiegelung“, die ich hier im Blog schon vorgestellt hatte. Ich persönlich halte sie für sehr interessant; das war auch der Grund, dass ich zugestimmt hatte, das Point Reflection Turnier 2020 des Münchener Problemkreises, das sich allerdings mit Hilfsmatts beschäftigte, zu richten.

Aus diesem Bericht zitiere ich auch die Definition: „Stehen zwei Steine (beliebiger Farbe, Könige eingeschlossen) auf Feldern, die punktsymmetrisch bezüglich der Brettmittelpunkts zueinander sind (z.B. a1-h8, b3-g6), tauschen sie ihre Zug-, Schlag- und Wirkkräfte (behalten aber die Farbe, die Bauernzugrichtung und evtl. königliche Eigenschaften bei). Ein Bauer auf der ersten Reihe kann nicht selbstständig ziehen, sein korrespondierender Stein auf der achten Reihe daher auch nicht. Die Rochade ist nur mit nicht-gespiegelten Figuren (König, Turm) möglich. Nur nicht-gespiegelte Bauern können en passant schlagen.“

Kostas Prentos
3. Murfatlar TT 2020-2021, 1. Preis
Beweispartie in 16 Zügen, Point Reflection (10+10)

 

Beim Blick auf das Diagramm fällt sofort der Bauer auf a1 auf: Der kann natürlich von b2 gekommen sein, wenn auf g7 ein Läufer oder eine Dame gestanden hat — oder auch beispielsweise von f1 aus, wenn er dort schon als Bauer stand und auf c8 ein Turm oder eine Dame.

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Beweispartien in Variantim

Variantim, das Bulletin der israelischen Schachkompositions-Vereinigung richtet ab sofort ein Informalturnier für (orthodoxe und heterodoxe) Beweispartien; das erste Turnier umfasst die letzte Ausgabe 2022 sowie den Jahrgang 2023.

Sehr erfreulich, dass nach der Ankündigung des Endes auch für uns Retrofreunde wichtiger Problemschachzeitungen (StrateGems) auch mal die Nachricht kommt, dass eine neue Beweispartie-Abteilung entsteht.

Schickt eure Beiträge an Ofer Comay (ofercomay(at)gmail.com); der Preisrichter wird kurzfristig bekanntgegeben.

Den israelischen Problemfreunden wünsche ich ganz viel Erfolg mit der neuen Rubrik!

Breton Beweispartie

Nach der Vorstellung der recht neuen Märchenbedingung Breton hier im Blog kam der Wunsch auf, auch Breton Beweispartien zu zeigen. In eurer Diskussion zu diesem Beitrag wurden dann erfreulicherweise verschiedene Hinweise auf solche Aufgaben geteilt.

Eine weitere möchte ich euch heute zum „Lösen zwischendurch“ anbieten; wie immer werde ich ein etwa einer Woche hier die Lösung veröffentlichen — viel Spaß beim Knobeln!

Pierre Tritten
Problem Paradise 2020
Beweispartie in 8,5 Zügen, Breton (12+12)

 

 

Solche (Fast-)Homebase Stellungen sind ja schon orthodox meist recht schwer zu lösen — wie ist es euch hier ergangen?

Lösung

1.g4 d5 2.g5d4 3.g6d3 4.gxh7(xa2) dxe2(xe7) 5.hxg8=S(xb1) exf1=L(xc8) 6.Se7 Lh3 7.Sd5 Lc8 8.Sc3 Dd7 9.Sb1

Auch eine Art von Pronkins…

Breton

[17.7.22: Danke an Markus Lepper für den Hinweis auf einige Typos, die nun korrigiert sind.]

Relativ jung (erfunden 2014) ist die Märchen-Familie “Breton”, die Schlagfälle besonders behandelt: Bei Breton verschwindet bei einem Schlag, so vorhanden, zusätzlich ein Stein der schlagenden Partei von der Art des Schlagopfers (also bei wTxsB verschwindet zusätzlich ein weißer Bauer), bei Breton adverse ein entsprechender Stein der gegnerischen Partei (bei wTxsB also ein weiterer sB). Dann gibt es noch Breton chromatique (adverse), wo die entsprechenden Steine nicht verschwinden, sondern umgefärbt werden.

Damit lässt sich auch in Retros sicherlich eine Menge anfangen; ein paar Beweispartien mit diesen Bedingungen gibt es schon. Michael Barth regt an, sich auch in klassischen Retros damit zu beschäftigen und stellt hier ein kleines, leicht zu lösendes Beispiel “für zwischendurch” vor.

Michael Barth
Urdruck
-1w, dann #1, Breton adverse (2+3)

 

Viel Spaß beim Beschäftigen damit; und wie immer kommt die Lösung in etwa einer Woche hier.

 

Na, die ist ja schon in den Kommentaren “verraten” worden, aber hier soll die Lösung trotzdem noch einmal ordentlich erscheinen:

Lösung

R 1.Tc7xBb7 (-sBa7) & vor: 1.Txc8 (-sSb8)#

Schwer war das sicher nicht, aber hübsch finde ich die Aufgabe schon!