Zwischendurch 69

Rebus-Aufgaben finde ich immer sehr reizvoll: Im Diagramm findet man keine Schachfiguren, sondern Buchstaben, die die Steine symbolisieren; Aufgabe der Löser ist, die Steine zu identifizieren, mit denen eine legale Stellung entsteht, die gelegentlich noch Vorwärtsforderungen erfüllen sollen. Meist, und so auch bei den heutigen Stück, gilt: Gleiche Buchstaben bedeuten gleiche Steine, Großbuchstaben eine Farbe, Kleinbuchstaben die andere.

Das heutige Beispiel ist sicher recht leicht zu lösen, aber mir gefällt es sehr gut: Geben doch die Buchstaben „von oben nach unten, von links nach rechts“ gelesen die Englische Transkription des Jubilars Сергей Леонидович Волобуев wider.

Andrej Frolkin & Jeff Coakley
Wolobujew-60 Turnier 2018, Spezialpreis
Rebus (8)

 

Viel Spaß beim Knobeln – und wie schon angekündigt werde ich die Lösung in etwa einer Woche hier angeben.

Lösung
O,o=Könige (einziges Pärchen), L Bauer (alle anderen Steine auf der 1. Reihe), B und u keine Dame (illegales Schach), v keine Dame (Illegales Doppelschach), also e=Dame. v darf nicht Schach bieten, also=Springer. Dann ist u=Turm (Läufer gäbe illegales Schach) und damit B=Läufer. Wegen Bb2 und La1 symbolisieren die Großbuchstaben Schwarz, also die Kleinbuchstaben Weiß

Andrej Frolkin & Jeff Coakley
Auflösung
Rebus (5+3)

Die „Zwischendurch“-Aufgaben aus dem Jahr 2019 sind nun bereits mit Lösungen versehen, bei den älteren Stücken wird das sicher noch eine Zeit lang dauern.

Retro der Woche 17/2019

In der letzten Woche hatte ich hier den 1. Preis der „Beweispartie“-Abteilung des Brand & Gräfrath-120-Geburtstagsturniers, (klassische Retros bzw. Beweispartien ohne Bauernumwandlungen) vorgestellt, nun ist der erste Preis der allgemeinen Abteilung an der Reihe: Ebenfalls, wie Bernd Gräfrath und ich beide meinen, ein „starkes Stück“.

Michel Caillaud
TBBG-120 Turnier 2019, 1. Preis, Abt. A
#1 vor 15 Zügen, VRZ Proca (12+9)

 

Wir erinnern uns: Beim Verteidigungsrückzüger nehmen beide Seiten (natürlich nur legale) Züge zurück; dabei versucht Weiß gegen schwarze Gegenwehr eine Stellung von n Zügen (hier also vor 15) zu erreichen, in der er die „Vorwärtsforderung“ (hier also Matt in einem Zug) erfüllen kann.

Schauen wir uns zunächst einmal die sichtbaren Schläge an: Wir sehen, dass Schwarz alle vier fehlenden Steine (jeweils zwei Läufer und Springer) mit Bauern geschlagen hat: Zweimal fxg, dazu exf und dxe; Schwarz kann also im Moment nicht irgendeinen fehlenden weißen Stein entschlagen. Hingegen ist nur weißer Schlag ist sichtbar: bxc.

Wenn Weiß den schwarzen König nach h2 zwingen könnte, wäre er am Ziel: dann ginge R Tf1-f2 & v: Dxg3#.

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Retro der Woche 16/2019

In dieser Woche ist das Aprilheft der Schwalbe erschienen, und darin auch der Preisbericht des Brand & Gräfrath-120-Geburtstagsturniers, in dem klassische Retros bzw. Beweispartien ohne Bauernumwandlungen gefordert waren (226. Thematurnier der Schwalbe, Ausschreibung in Heft 288, Dezember 2017, Seite 317).

Bernd Gräfrath und ich haben an einem arbeitsamen, aber auch sehr schönen Wochenende gemeinsam den Bericht erstellt, aus dem ich heute den 1. Preis der Beweispartien vorstellen möchte.

Nicolas Dupont & Michel Caillaud
TBBG-120 Turnier 2019, 1. Preis, Abt. B
Beweispartie in genau 29,5 Zügen (15+16)

 

Offensichtlich hilft das übliche Zählen im Diagramm sichtbarer Züge bei Weiß nicht viel weiter, wohl aber bei Schwarz: Da kommen wir auf 3+3+6+6+4+7=29 Züge –- alle schwarzen Züge sind also bereits erklärt. Damit [Ke8] in drei Zügen nach a7 gelangen kann, muss er lang rochiert haben.

Diese Erkenntnis ist der Schlüssel zur Lösung der Aufgabe: [Lf1] muss zum Zeitpunkt der Rochade bereits auf a6 gestanden haben, denn vorher mussten bereits b5 (damit [Lc8] herausgespielt werden konnte) und Sc6 gezogen worden sein. Und nach beiden Zügen konnte der Läufer nicht mehr nach a6 gespielt werden können.

Welcher Stein hat denn dann Schachschutz auf b7 gegeben, damit Schwarz rochieren konnte?

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Für zwischendurch 68

Die lapidare Forderung “Ergänze einen Steine” mag ich sehr gern: Man wird nicht nur zum Löser, sondern zum “Mit-Konstrukteur”. Ein hübsches Beispiel dazu möchte ich euch heute zeigen. Es entstammt einer Broschüre von Alain Brobecker aus der Retro Mailing List; die bietet mir immer wieder Spaß beim Blättern.

Werner Keym
Economy Records in Add Unit(s) Problems 1.6.2011
Ergänze einen Stein (11+1)

 

Bei dem Verfasser mag man vielleicht sofort an “Sonderzüge” denken — nein, damit meine ich keinen ICE …

 

Lösung
Ergänze wTf1. Die weißen Bauern schlugen alle fehlenden schwarzen Steine. Weiß kann Schwarz nur einen letzten Zug geben, indem er O-O zurücknimmt.

Retro der Woche 15/2019

„Es ist überraschend für die Alten und tröstlich für die Jungen, dass einer klassischen Retro-Idee noch etwas Neues abgewonnen werden kann, zumal wenn Luigi Cerianis und Michel Caillauds Darstellungen mit ersten Preisen belohnt wurden.“ So begann im Schwalbe Aprilheft 2016 der Artikel Faszinierende Läufer-Korridore in Retroproblemen von Werner Keym. Er fuhr fort: „Um welche Idee geht es? Bei der Auflösung einer Stellung stehen sich in einem Korridor zwei Läufer im Wege, daher muss einer der Läufer ein Ausweichfeld — in der Regel das Standfeld eines Königs oder Turms — betreten, so dass im Vorwärtsspiel nicht mehr rochiert werden darf.“

Der Artikel enthält einen Urdruck, der dann im Jahresturnier 2016 mit dem 2. Preis ausgezeichnet wurde.

Joaquim Crusats, Werner Keym gewidmet
Die Schwalbe 2016, 2. Preis
Matt in einem Zug (13+10)

 

Formal sind solche Aufgaben ja sehr einfach zu lösen: „Es gibt die Matts 1.Ke2# und 1.0-0-0#, da von einer eindeutigen Lösung auszugehen ist, geht aus irgendeinem Grund die Rochade nicht, also ist die Lösung 1.Ke2#.“ Stimmt. Also sind wir damit schon fertig? Natürlich nicht, denn uns interessiert ja der „irgendeine Grund“. Versuchen wir, dem auf die Spur zu kommen.

Schauen wir uns dazu erst einmal die Schlagfälle an: Bei Schwarz fehlen bis auf einen Springer alle Offiziere, und deren Verschwinden ist vollständig durch Bauernschläge erklärt: Wir sehen b2xc3, axb, und wBc7 ist [Bg2], er benötigte also vier Schlagfälle.

Bei Weiß fehlen ein Springer sowie [Dd1] und [Lc1], und auch deren Fehlen ist komplett durch schwarze Bauernschläge (axb, dxc und e7xc6) erklärt.

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Quartz 47

Vor wenigen Tagen ist die neueste Ausgabe von Quartz im Internet erschienen: Nummer 47 beschäftigt sich u.a. intensiv mit der Bedingung “Isardam” im Beweispartien und berichtet über interessante Entwicklungen rund um das gerade für Märchen-Beweispartien hervorragend geeignete Prüfprogramm Jacobi.

Quartz ist besonders für jene interessant, die sich auch für Märchen-Retros interessieren, hier gibt es quasi in jeder Ausgabe etwas zu entdecken. Viel Spaß bei der Lektüre!

Problemist März 2019

Heute hatte ich die PDF-Ausgabe des Problemist in meiner Mailbox — ich habe sowohl die Papier- als auch die elektronische Version abonniert. Natürlich gibt es wieder Einiges für uns Retrofreunde zu le/ösen: Natürlich gibt es wieder Urdrucke, und in den “Selected Proof Games and Retros” wirft Bernd Gräfrath u.a. einen Blick in die Geschichte eines Themas, das wir beide sehr mögen, nämlich die Hintereinanderschaltung von Rochade und Pseudo-Rochade.

Heute möchte ich euch mal wieder einen “Blick über den Zaun” empfehlen: Der Problemist verfügt über hervorragende Studien-Teile: Der Urdruckteil (die Lösungen werden neben den Originalen gleich angegeben) wird von Yochanan Afek geleitet, die “Selected Studies” Rubrik von John Nunn — zwei Namen, die für höchste Qualität bürgen. Darüber hinaus findet sich im aktuellen Heft ein interessanter Artikel von Caspar Bates: “The Idea of ‘The Story’ in Studies”. Empfehlenswert!

Retro der Woche 14/2019

Sorry: hier hatte kurzzeitig ein falsches Diagramm gestanden…
Für den mit Abstand kürzesten Tag des Jahres habe ich eine ziemlich kurze Beweispartie herausgesucht – dass ‚kurz‘ nicht mit ‚inhaltsarm‘ gleich zu setzen ist, werdet ihr spätestens am Ende dieses Beitrags gesehen haben; da bin ich mir sicher.

Michel Caillaud
Probleemblad 2009-2010, 2. Preis
Beweispartie in 17 Zügen (12+15)

 

Mit dem Zählen der sichtbaren Züge kommen wir nicht viel weiter: Bei Weiß sehen wir genau zwei Bauernzüge, und bei Schwarz schaut es mit 0+0+0+3+3+1=7 auch nicht viel besser aus. Also müssen wir uns Gedanken über die Struktur der Diagrammstellung und die fehlenden Steine machen.

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