Retro der Woche 44/2023

Mein Retro-Entscheid für PHÉNIX 2020 ist schon etwas speziell: Mit einer speziellen Auszeichnung habe ich einen heftfüllenden Aufsatz von Thierry Le Gleuher zum Thema Ortho-Rekonstruktion (eine Art “Retro-Dissertation”) bedacht; der erste (reguläre) Preis ging an ein wie ich finde höchst interessantes Rebus-Problem der beiden Spezialisten für diese Forderung.

Andrej Frolkin & Jeff Coakley
PHÉNIX 2020, 1. Preis
Jeder Buchstabe repräsentiert eine Figurenart (beliebiger Farbe). Bestimme die Stellung. Letzter Zug? (28)

 

Die Lösungsangabe orientiert sich an einer Darstellung von Hans Gruber, und dieses mal gebe ich den Tipp, bereits den Klick auf das “Weiterlesen” zu lassen, wenn ihr selbst lösen wollt. Anschließend könnt ihr dann unter “Lösung” die Ergebnis-Stellung bestaunen!

Nur R kommt genau zweimal vor, also: R=König.

A kann wegen der Schachgebotsstruktur weder Dame noch Turm noch Läufer sein — noch Bauer wegen der 8.Reihe; also: A=Springer.

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The Hopper Nr. 4

Gestern ist die vierte Ausgabe von The Hopper, dem Schachproblem-Magazin aus Singapur, im Internet erschienen. Das Herausgeber-Trio Andrew Buchanan, Anirudh Daga und James Quah haben wieder interessanten Lese- und Lösestoff zusammengetragen, und gerade für uns Retrofreunde ist natürlich wieder eine Menge dabei: So geht Andrew auf interessante Fragen im Zusammenhang mit Last Movern ein (u.a. mit einer illegalen Stellung!); Jeff Coakley und Andrej Frolkin stellen “Rebus Games” vor.

Ich wünsche euch viel Spaß an dieser Ausgabe!

Rebus

Bei der französischen Retro-Lösemeisterschaft im Rahmen des RIFACE Treffen am Pfingstwochenende konnte sich in diesem Jahr Pascal Wassong den Titel sichern vor dem Favoriten Michel Caillaud.

Meist werden dort nur Originale für Phénix genutzt; in diesem Jahr waren auch einige Nachdrucke dabei — mit dem Vorteil für uns, dass wir die zwischendurch hier anschauen und lösen können.

Bei einer Aufgabe handelt es sich, wie das Diagramm schon sagt, um ein Rebus: Die (legale) Stellung soll bestimmt werden, wobei gleiche Buchstaben gleiche Steine bedeuten, Großbuchstaben markieren die eine Farbe, Kleinbuchstaben die andere.

Jeff Coakley & Andrej Frolkin
ChessProblems.ca 2016
Weise den Buchstaben Steine zu (4+4)

 

Dies ist ein recht einfacher Rebus — versucht euch doch einmal an der Lösung! Die findet ihr sonst wie immer in einer Woche hier!

Lösung

Keine Bauern im Diagramm, da jeder Buchstabe auf der 1. oder 8. Reihe auftaucht.
B/b sind die Könige: einziger Buchstabe, der genau einmal bei Weiß und Schwarz vorkommt.
Welcher Stein auch die Damen repräsentiert: einer der Könige steht im Schach: B, wenn e oder u Dame ist, b, wenn R oder S Damen sind; der andere König darf natürlich gleichzeitig nicht im Schach stehen.
Wenn e oder u Dame ist, dann können S und R keine Türme sein, also sind (e,u) = (Dame,Turm). Das aber ist unmöglich wegen des llegalen Doppelschachs gegen B.
Also sind S oder R Damen, b steht im Schach, also ist e= Springer und u=Läufer.
Wären R Damen, so wäre das Dreifachschach gegen b illegal, also ist R Turm und S Dame.
Das Doppelschach gegen b lässt sich nun durch R: 1. h2xXg1=T++ erklären, somit stehen die Kleinbuchstaben für Weiß, die Großbuchstaben für Schwarz.


Lösungs-Diagramm
(4+4)


Soo schwer war das gar nicht?!

Retro der Woche 43/2022

23.10.22: Diagrammfehler korrigiert (Dank an Uli Ring und Mario Richter)

Im gerade erschienenen Oktoberheft der Schwalbe findet sich schon der Retro-Preisbericht 2021 der Preisrichter Ulrich Ring und Hans Gruber, denen ich auch an dieser Stelle für die rasche und fundierte Erstellung des Berichts danke. Den ersten Preis, ein Rebus, bei dem also zu angegebenen Buchstaben passende Steine gefunden werden müssen, möchte ich euch heute vorstellen; bei den Lösungsangaben orientiere ich mich an der Lösungsangabe in Die Schwalbe und am Text der Preisrichter.

Andrej Frolkin & Jeff Coakley
Die Schwalbe 2021, 1. Preis, Nikita Plaksin gewidmet
Gleiche Buchstaben für gleiche Steine; groß/klein für die Farben. Letzter Zug? (15+15)

 

Jede Partei hat 15 Steine. Da 16 Aa auf dem Brett stehen, ergibt sich sofort: A = Bauer. Und Großbuchstaben = weiß, Kleinbuchstaben = schwarz. Da 16 Bauern auf dem Brett stehen, fand keine Umwandlung statt. Die beiden fehlenden Steine wurden von a-Bauern auf der b-Linie geschlagen.

(KS)=König und Dame, denn nur diese Buchstaben kommen auf jeder Seite genau einmal vor. Der schwarze König (f5 oder h5) steht im Schach, der letzte Zug war daher g3-g4+.

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Retro der Woche 04/2021

24.1.2021: Mario Richter hat die Aufgabe leider gekocht; siehe seinen Kommentar. Die Aufgabe wird natürlich ihre Auszeichnung verlieren.

Seit etwa der Mitte des letzten Jahrzehnts beschäftigen sich hauptsächlich ukrainische Autoren (Andrej Frolkin, aber auch Michail Kosulja) mit „Rebus-Problemen“, in denen im Diagramm nur Buchstaben angegeben werden, aus denen dann auf die Diagrammstellung geschlossen werden muss; häufig gibt es zur gefundenen Diagrammstellung dann weitere (retroanalytische) Fragen. Eine solche Aufgabe findet sich beispielsweise im Retro der Woche 10/2017.

Der feenschach Retro-Preisbericht für 2017 ist im letzten Heft (243, Januar 2021) erschienen; Richter Hans Gruber stellte ein solches Rebus-Problem auf den zweiten Platz; einziger Preisträger ist hier ein komplexer Anticirce-Verteidigungsrückzüger des kürzlich verstorbenen Günther Weeth.

Michail Kosulja
feenschach 2017, 1. ehrende Erwähnung
Bestimme die Steine! Letzte 4 Einzelzüge? (30)

 

Wie löst man solche Aufgaben am besten? Als generelle Regel kann man versuchen, die Bauern und die Könige als erste zu bestimmen, um dann anhand der Stellungs-Spezifika, häufig durch ein Ausschlussverfahren, die Offiziere zu bestimmen. Häufig hilft bei solchen Aufgabe die Unterscheidung von Groß- und Kleinbuchstaben, die dann die Farbverteilung symbolisiert; hieraus konnte der Autor in unserer heutigen Aufgabe verzichten. (Bei den Lösungsangaben habe ich mich am Preisbericht orientiert.)

Machen wir zunächst Inventur: Auf dem Brett befinden sich je 7 B,F, je 2 A,C,E,G,L,R sowie je 1 D,H,S,W. Da nur zwei Steine fehlen, können nicht so viele Umwandlungen erfolgt sein, dass B oder F Umwandlungssteine sind; sie sind also Bauern.

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Problemschach in Kanada

Gerade ist die 18. Ausgabe des ChessProblems.ca Bulletin zum Download erschienen. Wie immer hübsch gemacht liegt der Schwerpunkt dieser Ausgabe wie auch des kanadischen Problemschachs auf Serienzügern, aber auch auf Retros: So enthält diese Ausgabe einen ausführlichen Artikel von Jeff Coakley & Andrej Frolkin über Rebus-Probleme, und unter den “Recently Honoured Canadian Compositions” finden sich auffällig viele Retros.

Viel toller Lesestoff!

Zwischendurch 69

Rebus-Aufgaben finde ich immer sehr reizvoll: Im Diagramm findet man keine Schachfiguren, sondern Buchstaben, die die Steine symbolisieren; Aufgabe der Löser ist, die Steine zu identifizieren, mit denen eine legale Stellung entsteht, die gelegentlich noch Vorwärtsforderungen erfüllen sollen. Meist, und so auch bei den heutigen Stück, gilt: Gleiche Buchstaben bedeuten gleiche Steine, Großbuchstaben eine Farbe, Kleinbuchstaben die andere.

Das heutige Beispiel ist sicher recht leicht zu lösen, aber mir gefällt es sehr gut: Geben doch die Buchstaben „von oben nach unten, von links nach rechts“ gelesen die Englische Transkription des Jubilars Сергей Леонидович Волобуев wider.

Andrej Frolkin & Jeff Coakley
Wolobujew-60 Turnier 2018, Spezialpreis
Rebus (8)

 

Viel Spaß beim Knobeln – und wie schon angekündigt werde ich die Lösung in etwa einer Woche hier angeben.

Lösung
O,o=Könige (einziges Pärchen), L Bauer (alle anderen Steine auf der 1. Reihe), B und u keine Dame (illegales Schach), v keine Dame (Illegales Doppelschach), also e=Dame. v darf nicht Schach bieten, also=Springer. Dann ist u=Turm (Läufer gäbe illegales Schach) und damit B=Läufer. Wegen Bb2 und La1 symbolisieren die Großbuchstaben Schwarz, also die Kleinbuchstaben Weiß

Andrej Frolkin & Jeff Coakley
Auflösung
Rebus (5+3)

Die „Zwischendurch“-Aufgaben aus dem Jahr 2019 sind nun bereits mit Lösungen versehen, bei den älteren Stücken wird das sicher noch eine Zeit lang dauern.

ChessProblems.ca

Die von Cornel Pacurar herausgegebene kanadische Online-Zeitung ChessProblems.ca beschäftigt sich überwiegend mit Serienzügern, bietet aber uns Retrofreunden auch immer wieder interessante Beiträge.

In der neuesten Ausgabe finden sich auf 45 Seiten unter Anderem Aufsätze über Anticirce-Verteidigungsrückzüger mit der (recht wilden) Zusatzbedingungn “Assassin” von Vlaicu Crişan sowie drei “Neujahrs-Rebusse” (ja, ich habe extra im Duden nachgeschaut: Der Plural von “Rebus” ist wirklich “Rebusse” …) von Jeff Coakley und Andrej Frolkin.

Viele Spaß beim Lesen und Lösen!