Februar-Heft der Schwalbe

Langsam sollte auch bei euch das Februar-Heft der Schwalbe eingetroffen sein: Ich hatte es schon am letzten Samstag direkt von bernd ellinghoven erhalten, als wir uns zu einem halben Dutzend Leuten in Neuss zum „Niederrheintreffen“ getroffen hatten. Ihr seht schon, da wurde der Bereich des Niederrheins sehr großzügig ausgelegt…

Für die Retrofreunde gibt es wieder eine Menge Löse- und Lesestoff: Neun Retro-Urdrucke warten auf Beschäftigung, interessante (nicht Retro, dennoch mit sehr guten Aufgaben) Preisberichte – und dann hat ein gewisser Thomas Brand dort einen Artikel über Niels Høeg veröffentlicht. Der eine oder andere Leser mag erstaunt sein, dass Høeg nicht nur im Bereich der Retroanalyse (und hier besonders der Verteidigungsrückzüger) aktiv war, sondern auch zu den bedeutenden Neudeutschen Pionieren gezählt werden muss.

Ebenfalls findet ihr im Heft einen (vorläufigen) Hinweis auf das diesjährige Schwalbe-Treffen: Es findet voraussichtlich am (langen Feiertags-) Wochenende 30. September bis 3. Oktober in Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern) statt. Details werden so schnell wie möglich auf der Schwalbe-Seite und natürlich hier im Blog veröffentlicht.

Wie löst man?

Schon im Jahr 2003 hatte Wolfgang Dittmann in Die Schwalbe einen Artikel veröffentlicht, in dem er Hinweise zum Lösen von Anticirce-Verteidigungsrückzügern (damals ausschließlich vom Typ Proca) gab.

Günther Weeth hat dieses Thema nun dankenswerterweise aufgegriffen und geht dabei auch auf die Typen Hoeg und Klan ein. Genau so erfreulich finde ich, dass er diesen Artikel hier im Blog veröffentlicht; herzlichen Dank, lieber Günther!

Wer eher die englische Fassung des Artikels lesen möchte, findet die auf Julia’s Fairy-Seite.

harmonie 129

Gestern ist die Januar-Ausgabe von harmonie erschienen und kann von der Homepage kostenfrei heruntergeladen werden.

Dies lohnt sich dieses Mal ganz besonders, nicht nur wegen der drei Retro-Urdrucke, nicht nur wegen des tollen Artikels über einphasige Hilfsmatts mit zwei schlagfreien Rundläufen von Herausgeber Torsten Linß, sondern für uns Retrofreunde besonders wegen des Anticirce-Proca-Lösungsturniers, in dem neun Zweizüger vorgestellt werden, bei den ersten vier Stücken mit einer Selbstmatt-Vorwärtsforderung.

Einsendeschluss ist der 20. März 2016, schickt eure Lösungen (und Kommentare zu den Aufgaben!) an Torsten Linß (harmonie8x8(at)@gmail.com), der auch drei Preise ausgelobt hat. Viel Spaß und viel Erfolg!

1. Retroblog Thematurnier

Ich freue mich, heute gemeinsam mit Andreas Thoma das erste Retroblog Thematurnier ankündigen zu können!

Gefordert sind Verteidigungsrückzüger mit der Märchenbedingung Anticirce und einer speziellen, Anticirce-typischen „fesselnden“ Idee („erzwungene vorwegige Selbstfesselung“); die Details sind an Hand einer Originalaufgabe in der Ausschreibung erläutert.

Schickt bitte eure Beiträge bis zum 27. März 2016 (Ostersonntag) an den Turnierdirektor Hans Gruber (hg.fee(at)t-online.de). Andreas Thoma und ich werden das Turnier gemeinsam richten; für die Sieger stehen Buchpreise zur Verfügung.

Andreas und ich freuen uns auf eure Aufgaben!

VRZ Proca und Høeg

Auf der Website von Julia Vysotska hat Andreas Thoma in einem Aufsatz vier Verteidigungsrückzüger-Zwillinge mit dem “Typenwechsel” Proca und Høeg unter der Bedingung “Anticirce” vorgestellt. Eine der Aufgaben möchte ich hier zeigen:

Andreas Thoma
Julia’s Fairies, 2.10.2015
#1 vor 2 Zügen, VRZ a) Proca, b) Høeg. Anticirce Typ Cheylan (2+4)

 

Verteidigungsrückzüger und deren Typen wurden z.B. im Retro der Woche 41/2015 erklärt, Bei Anticirce wird der schlagende Stein auf sein (circensisches) Ausgangsfeld versetzt, das Schlagopfer verschwindet. Ist das Partieausgangsfeld des Schlägers besetzt, so ist der Schlag nicht möglich. Dabei wird unterschieden zwischen Typ Cheylan (Ein Stein darf nicht auf sein Ausgangsfeld schlagen, da es ja besetzt ist) und Typ Calvet (Ein Stein darf auf sein Ausgangsfeld schlagen, da es ja nach dem Schlag frei ist).

In unserem Beispiel lautet die Lösung:

a) R 1.1.Kg8xLf7[Ke1] Le8-f7+ 2.Tf5-f8 & vor 1.Kg7#;
b) R 1.Ke2-e1 Bg4xDh3[Bh7] 2.De3-h3 & vor 1.Dh6#

Spannend ist dann immer die Frage, warum die Lösungen nicht “anders herum” gehen: Beim Typ Høeg würde Schwarz in der a) Lösung einen anderen schwarzen Stein auf f7 einsetzen, der anschließend nicht gezwungen wäre, e8 zu blocken, was erst das Matt durch den weißen König ermöglicht, da der schwarze ja nicht schlagen kann. Und in der b)-Lösung als Proca würde Schwarz iirgendeinen anderen weißen Stein entschlagen, und Weiß hätte kein Matt.

Häufig verwenden die Komponisten den Typ Cheylan einfach deshalb, weil dieser Typ bei Procas etwa vom Programm “Pacemaker” (Thomas Kolkmeyer) geprüft werden kann. Hier ist der Typ Cheylan aber auch unabhängig davon wichtig, da b) gemäß Typ Calvet unlösbar wäre: Schwarz könnte nach R 1.Ke2-e1 auf e1 einen schwarzen Springer einsetzen und dann 1.– Sf3-e1+ zurücknehmen, ohne dass Weiß etwas entschlagen könnte, somit fehlte ihm der mattgebende Stein.

Retro der Woche 38/2015

Ganz herzliche Glückwünsche gehen heute nach Österreich, wo Klaus Wenda heute seinen 74. Geburtstag feiert. Heute vor einem Jahr war ich schon kurz auf Klaus’ vielfältige Aktivitäten um das Problemschach eingegangen und hatte dort auch einen der erstern Verteidigungsrückzüger mit der Märchenbedingung Anticirce vorgestellt. Das war 2001, als der Artikel erschien, nicht zu ahnen, welchen Boom Klaus mit dieser Idee auslösen würde.

Aber auch schon vorher hat er sich mit (Märchen-) Retros beschäftigt; seine besondere Vorliebe galt hier der Madrasi-Bedingung (Definition aus dem Schwalbe-Lexikon: „Wird ein Stein (außer König) von einem gleichartigen Stein des Gegners beobachtet, wird er gelähmt und verliert während der Beobachtung jede Zugmöglichkeit und Wirkung außer seinerseits gegnerische gleichartige Steine zu lähmen. Eine Rochade (=Königszug) mit einem gelähmten Turm ist möglich. Ein doppelschrittig ziehender Bauer ist e.p.-schlagbar.“).

Das Stück, das ich heute ausgesucht habe, beschreibt Klaus in dem 2001 erschienenen Buch „Dreiklang“ mit Kompositionen der österreichischen Autoren Johandl, Chlubna und Wenda: „Mein persönlicher Liebling unter allen meinen Retroaufgaben. Der jeweils zweifache e.p.-Entschlag konnte meines Wissens ohne Madrasi-Bedingung noch nicht dargestellt werden.“

Damit ist schon der Inhalt des heutigen Stücks verraten, nicht aber die Lösung.

Klaus Wenda
The Problemist 1986, 1. Preis
S#1 vor 8 Zügen, VRZ Proca, Madrasi (12+4)

 

Weiß und Schwarz nehmen also legale Madrasi-Züge zurück, so dass Weiß vor acht Zügen ein Selbstmatt erzwingen konnte; Schwarz verteidigt sich bei seinen Rücknahmen wenn möglich gegen die Zielerfüllung des Weißen.

Betrachten wir zunächst kurz das Diagramm: sLa1 und wLb2 sind gemäß der Madrasi-Regel gelähmt. Eine Rücknahme etwa Le5-b2 ist nicht möglich: Le5 wäre schon gelähmt gewesen. Allerdings ließe sich etwa Lc1-b2 oder Le5xSb2 Madrasi-konform zurücknehmen.

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Urlaubsgruß

Langsam beginnt die Zeit der Sommerferien, und hier trudelte bereits der erste Urlaubsgruß von der dänschen Insel Fanø ein: Andreas Thoma genießt mit seiner Frau dort die Ferien und grüßt alle Leser des Blogs mit einer Aufgabe, mit der er gleichzeitig an Wolfgang Dittmann erinnern will, der morgen seinen 82. Geburtstag hätte feiern können (14.6.1933–5.2.2014).

Andreas Thoma
Urdruck — Wolfgang Dittmann zum Gedenken
-2 & #1, VRZ Klan, Anticirce Cheylan (3+1)

 

Ihr erinnert euch: Beim Verteidigungsrückzüger Typ Klan, der ja hier im Blog das Licht der Welt erblickte, bestimmt immer Weiß, ob und wenn ja welcher Entschlag zurückgenommen wird. Und bei Anticirce wird nach dem Schlag der Schläger auf seinem circensischen Ursprungsfeld wiedergeboren; ist das besetzt, ist der Schlag nicht möglich. Beim Typ Cheylan ist ein Schlag auf das eigene Ursprungsfeld nicht erlaubt, hier wird das Ursprungsfeld als besetzt angesehen.

Klar ist, dass Weiß, um mattsetzen zu können, das Feld e8 unter Kontrolle bekommen muss, sonst könnte sich Schwarz immer z.B. mittels KxBb3[Ke8] verteidigen — gleichzeitig benötigt Weiß noch einen Mattstein. Beides erreicht er mittels R 1.Kc6xBb7[Ke1] Schwarz muss nun irgendwie das Schachgebot gegen den weißen König aufheben, das geht nur durch einen Entschlag durch den Bauern, der dann auf b7 wiedergeboren wurde, also z.B. 1.– Ba7xXb6[Bb7]+. Weiß setzt eine Dame ein, deckt nun mit seiner Rücknahme das Ursprungsfeld des schwarzen Königs und schlägt im Vorwärtsspiel nun mit der Dame den schwarzen Bauern; die Dame wird auf d1 wiedergeboren und setzt matt, also 2.Kd7-e6 & vor: 1.DxB[Dd1]#.

Ein hübscher Kindergarten-Wenigsteiner! Und nun überlegt einmal, warum nur der Entschlag auf b7 funktioniert — woran scheitert etwa R 1.Ke6xBf7[Ke1]??

Quartz 41

Nach längerer Zeit ist wieder eine Ausgabe der rumänischen Märchenschach-Zeitschrift Quartz erschienen: Nr. 41 steht im Internet zum Download bereit.

Nein, ihr müsst kein rumänisch können, um sie zu lesen: Englisch reicht! Und sofort die ersten beiden Artikel wenden sich an uns Retro-Freunde, vor allen Dingen, wenn wir auch noch ein wenig auf Märchen-Retros schielen: Vlaicu Crişan stellt Retropatt-Ideen im Proca-Retraktor (genauer gesagt in Anticirce-Procas) vor, und Paul Rãican diskutiert Beweispartien mit Kobul-Königen.

Viel Spaß bei der Lektüre!