Verspätete Glückwünsche

Reichlich verspätet, aber besonders herzlich gehen Geburtstags-Glückwünsche nach Buenos Aires zu Jorge Joaquin Lois, der am 6. November sein 60. Lebensjahr vollendet hat. Bekannt ist er besonders als großartiger Komponist von Beweispartien; nach ihm ist das Lois-Thema (Platzwechsel “hin und zurück”) benannt.

Ich möchte heute von ihm eine schon etwas ältere, vielleicht nicht so bekannte Augabe vorstellen, die einen lustigen Klapptür-Mechanismus zeigt:

Jorge Joaquin Lois
Gianni-Donati-50-Turnier 2003, ehr. Erw.
Beweispartie in 15,5 Zügen (15+13)

 

Hier die witzige Lösung:

1.e3 g6 2.Lb5 Lg7 3.Lc6 dxc6 4.e4 Lf5 5.e5 Sd7 6.e6 Se5 7.exf7+ Kd7 8.fxg8=L Sf7 9.Lxh7 Ke6 10.Lg8 Th4 11.Lh7 Dh8 12.Lg8 Dh5 13.Lh7 Th8 14.Lg8 Th6 15.Lh7 Sh8 16.Lg8+.

Retro der Woche 46/2015

Heute möchte ich mit euch zurück in die „Jungsteinzeit“ der Beweispartien — in eine Zeit, als sich die Beweispartien als eigenständige Retro-Form etablierten, als man nämlich entdeckte, welche Reize in deren Eindeutigkeit stecken konnten.

Schauen wir uns die heutige Aufgabe also einmal genauer an.

Nikita Plaksin & Michel Caillaud
feenschach 1982, 1. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 25,5 Zügen (12+13)

 

Betrachtet man die Stellung ein wenig genauer, merkt man sofort, dass sTa2 ein Umwandlungsstein ist, denn über die erste Reihe konnte er wegen [Lc1] niemals nach a2 gelangt sein. Wegen des schwarzen Doppelbauern auf der a-Linie muss sich also [Bd7] auf a1 umgewandelt und dazu auf a2 [Ta1] geschlagen haben — und damit sind auch alle schwarzen Schlagfälle erklärt.

Bei Weiß fehlen neben [Ta1] noch [Bf2], [Bg2] und [Bh2], die allesamt nicht direkt geschlagen worden sein können; sie müssen sich also alle drei umgewandelt haben. Neben exXd3 stehen Weiß noch zwei Schläge zur Verfügung, und damit ist klar, dass sich die drei Bauern alle auf g8 umgewandelt haben.

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Glückwünsche nach Dresden

Herzliche Glückwünsche gehen heute nach Dresden, wo Silvio Baier Geburtstag feiert. Silvio ist einer der erfolgreichsten Komponisten von Beweispartien, einer der Protagonisten der “Proof Game of the Future” (kurz formuliert: Jeweilige Doppelsetzung zweier Themen).

Heute möchte ich allerdings eines seiner “Frühwerke” vorstellen, als es sich intensiv mit dem Pronkin-Thema beschäftigt hat. Die Darstellung mit einem weißen und einem schwarzen Springer, die ja besonders sperrig für dieses Thema sind, gefällt mir sehr gut.

Silvio Baier
Quartz 07-12/2007
Beweispartie in 23,0 Zügen (15+15)

 

Die Springerumwandlungen sind gut verborgen, und die Aufgabe kommt mit den beiden thematischen Schlägen aus.

1.d4 a5 2.Sd2 a4 3.Sb3 axb3 4.a4 e6 5.a5 Ke7 6.a6 Kf6 7.a7 Sa6 8.d5 Tb8 9.a8=S Kg6 10.Sb6 Df6 11.Sa4 Lb4+ 12.Sc3 Se7 13.d6 Tf8 14.dxe7 d5 15.e3 d4 16.Lb5 d3 17.Ld7 d2+ 18.Ke2 c6 19.Df1 d1=S 20.f3 Sf2 21.Ld2 Sg4 22.Tc1 Sh6 23.Sb1 Sg8.

Für zwischendurch (7)

Beweispartien mit mehr als einer Lösung finde ich immer sehr spannend: Da ja hier nicht die Möglicheit besteht, wie etwa im Hilfsmatt einen “Cookstopper” aufzustellen, sondern alle 32 Steine ja in allen Lösungen erklärt sein müssen, sind solche Aufgaben auch nicht leicht zu bauen.

Eine besonders kurze Beweispartie, die trotzdem nicht den inhaltlichen Zusammenhalt der Lösungen missen lässt, möchte ich euch heute vorstellen.

François Labelle
4 Retro Championnat de France RIFACE 2012
Beweispartie in 4,5 Zügen, zwei Lösungen (15+14)

 

Der Preisrichter bezeichnete François’ Aufgabe als partiell vorweggenommen durch PDB P1001143 — seht ihr das auch so?

Retro der Woche 44/2015

Fast auf den Tag genau vor fünf Jahre habe ich den Retro-Preisbericht für den 2008er Jahrgang des niederländischen Probleemblad fertiggestellt, nachdem mich die Redaktion keine zwei Monate vorher gebeten hatte, die Richter-Vakanz für die Jahre 2007 und 2008 zu beenden.

Das war aus meiner Sicht ein bemerkenswertes Turnier: Quantitativ nicht gerade berauschend (nur 18 Aufgaben), aber von so hoher Qualität, dass ich sieben Stücke, also beinahe 40 Prozent, auszeichnen „musste“. Das mittig platzierte Stück möchte ich euch heute zeigen.

Michel Caillaud
Probleemblad 2008, 2. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 23 Zügen (13+13)

 

Bei Schwarz fehlen offensichtlich ein Turm, [Lf8] sowie [Bh7], bei Weiß [Lc1], [Ba2] und [Bh2]. Die drei offensichtlichen Bauernschläge waren dxc6, gxf6 und gxf3.

Das übliche Zählen offensichtlicher Züge hilft uns hier nicht allzu sehr weiter: 4+3+0+3+2=12 bei Weiß, gar nur 0+1+0+2+1+2=6 bei Schwarz. Drum schauen wir nun nach markanten Stellungsmerkmalen.

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Glückwunsch!

Herzliche Glückwünsche gehen nach Mülheim an der Ruhr zu Bernd Gräfrath, der heute Geburtstag feiert: Alles Gute für dein neues Lebensjahr und einen schönen Feier-Tag wünsche ich dir im Namen aller Blog-Leser!

Bernd ist ja nicht nur Vorsitzender der Schwalbe, sondern gerade im Retro-Bereich sehr aktiv: Preisrichter, Komponist, Blog-Kommentator, Präsentator der Selected Retros and Proof Games im Problemist — und noch eine ganze Menge mehr.

Aus dem Problemist habe ich eine hübsche Aufgabe von Bernd ausgesucht:

Bernd Gräfrath
The Problemist 2010
Beweispartie in 16 Zügen (16+11)

 

Ok, da muss Weiß ja nur den [Lf8] herausoperieren, und schon kann Schwarz rochieren und dann das überflüssige Holz sicher noch elegant loswerden?!

Das versucht einmal — und dann werdet ihr feststellen, dass es natürlich ganz anders geht:

1.f4 b6 2.f5 La6 3.f6 Ld3 4.exd3 Sa6 5.Dh5 Db8 6.Dxh7 Kd8 7.Dxg8 Kc8 8.Dxf8+ Kb7 9.Dxb8+ Kc6 10.Db7+ Kd6 11.De4 Thf8 12.Dd4+ Ke6 13.Ke2 Kf5 14.g4+ Kg6 15.Lg2 Kh7 16.Le4+ Kg8.

Lustig!

Rückkehren

Vor einigen Tagen erschienen auf Julia Vysotskas Märchenschachseite gleich zwei orthodoxe (!) Beweispartien, die Rückkehren von Steinen auf ihr Ursprungsfeld thematisieren.

Mit diesem Hinweis sollten die Aufgaben nicht allzu schwer zu lösen sein; ansonsten findet ihr die Lösungen bei Julia — aber selbst lösen macht viel mehr Spaß!

Joost de Heer
918 juliasfairies.com 8.10.2015, Gligor Denkowski zum Gedenken
Beweispartie in 12,5 Zügen (14+16)

 

 

 

Daniel Novomesky
929 juliasfairies.com 13.10.2015
Beweispartie in 14,0 Zügen (12+14)

 

 

 

 

Welche der Aufgaben gefällt euch besser — und warum?
 

 

Retro der Woche 42/2015

„Proof Games of the Future“, also Beweispartien, in denen mindestens zwei Themen mindestens doppelt gesetzt sind, sind in den letzten Jahren der große Renner, solche Aufgaben landen sehr oft auf den führenden Rängen der Preisberichte renommierter Retrospalten.

Aber vielleicht gerade deshalb freue ich mich über Abwechslung, über hervorragende Beweispartien, die nicht in dieses Grundschema fallen, die aber trotzdem exquisiten Inhalt zeigen.

Ein solches Stück ist die Aufgabe, die ich heute ausgesucht habe.

Eric Pichouron
StrateGems 2011, 2. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 20,0 Zügen (13+12)

 

Bei Schwarz sind wir sehr schnell mit dem Zählen der sichtbaren Züge fertig; bei Weiß lohnt sich die Mühe eher.

Dort kommen wir auf 4+0+4+2+4+7=21 — doch das kann nicht sein, da die Stellung in 20 Zügen erspielt werden muss.

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