14. SVW Problemschach-Wettbewerb

Sehr guter Tradition folgend, richtet der Schachverband Württemberg nun schon zum 14. Male seinen Problemschach-Wettbewerb mit immer wieder interessanten Themen aus. So dreht sich in diesem Jahr alles um Schach960 (Fischer-Random Chess, heute auch gern als „Freestyle Chess“ vermarktet).

Das soll uns egal sein — viel wichtiger sind die spannenden Fragen zum Schach960 und seinen Anfangsstellungen.

Ebenfalls traditionell ist die gute Ausstattung mit Preisen — für die beste Einsendung sind wieder 100 € ausgelobt, der Gesamt-Preisfond wird bei 250 bis 300 € liegen.

Die Ausschreibung erläutert neben den Aufgabenstellungen alle organisatorischen Regelungen; Einsendeschluss ist der 31. März 2026.

Stelvio 4.2

Wie schrieb Reto Aschwanden doch so schön zu seiner neuen Stelvio Version 4.2?
“Ein paar Verbesserungen da und dort, neben einem hässlichen Bug weniger…”

Der Fehler trat gelegentlich bei der Parallelisierung auf, und die Verbesserungen resultieren aus den noch tieferen Strategie-Analysen, die Reto im Zusammenhang mit der Prüfung der 57,5 Züge langen Beweispartie eingeführt hat.

Mehr Details gibt es natürlich in der Dokumentation, die wie immer lesenswert ist!

Retro der Woche 45/2025

Vor wenigen Tagen erschien die vierte und letzte Ausgabe des Jahres 2025 von Probleemblad und darin der Retro-Preisbericht für die Urdrucke 2019 und 2020. Der damals vorgesehene Richter konnte aus gesundheitlichen Gründen dieser Aufgabe nicht mehr nachkommen, und so übernahm das Trio Hans Gruber, Ulrich Ring und Dirk Borst die Erstellung des Preisberichts.

Nach Ausscheiden einiger inkorrekter Aufgaben blieben 17 zur Beurteilung, und davon wurden sechs (mit der kuriosen Verteilung vier Preise, je eine ehrende Erwähnung und ein Lob) ausgezeichnet.

Für heute habe ich daraus den zweiten Preis ausgesucht.

Michel Caillaud
Probleemblad 2019, Bernd Gräfrath gewidmet, 2. Preis 2019-2020
Beweispartie in 22 Zügen, Schlagschach (13+15)

 
Die Widmung ist sehr passend, da Bernd Gräfrath sich schon viel mit Schlagschach beschäftigt hat und damit einige sehr schöne Aufgaben gebaut hat.

Beim Schlagschach ist meist das Zählen der geschehenen Züge recht schwierig, da häufig recht komplizierte Manöver erforderlich sind, um ein bestimmtes Feld zu erreichen. Bei etwas genauerem Hinschauen entdeckt man sofort einen „Verdächtigen“, um den es in dieser Aufgabe gehen könnte?

Das ist sicherlich der [Lf1], der ja zuhause geschlagen werden musste. und die alles entscheidende Frage ist nun, wer nicht nur auf f1 schlagen konnte, sondern auch noch unbeschadet den Heimweg nach Norden antreten konnte, denn der Täter hat den Ausflug nach f1 überlebt: Schließlich fehlt bei Schwarz nur [Bc7], der auf c3 oder c4 sterben musste, aber als Läuferschläger nicht in Frage kommt.

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Retro der Woche 44/2025

„Leider gab es keine Kommentare, das Nachspielen der Lösung wird empfohlen!“ Wenn das die einleitenden Worte von Jochen Schröder, dem Retro-Sachbearbeiter der Schwalbe sind, sollte sich das bestimmt lohnen — speziell bei einer Beweispartie des amtierenden Retro-Kompositonsweltmeisters Silvio Baier.

Da sollten wir uns dann gemeinsam draufstürzen?!

Silvio Baier
Die Schwalbe 2025
Beweispartie in 29,5 Zügen (11+14)

 
Beginnen wir wie üblich mit der Inventur: Bei Weiß fehlen fünf Bauern, bei Schwarz drei, von denen einer offensichtlich in einen Springer umgewandelt wurde.

Das Zählen der sichtbaren weißen Züge ist — wie haben hier eine vollständige weiße Homebase vor uns, natürlich schon erledigt, bevor es begonnen hat; bei Schwarz ist da schon etwas mehr zu tun.

Die Springerumwandlung haben wir schon gesehen, da nehmen wir einfach im Sinne der „Zügeminimierung“ an, der Umwandlungsspringer stehe auf e2. Für den rechnen wir dann sechs Züge (5 Bauernzüge plus Sg1/c1-e2).

Wir sehen dann 4+2+3+3+3+(8+6)=29 Züge — kein Zug ist also bei Schwarz noch frei. Andererseits ist damit klar, dass unsere Hypothese „sSe2 ist Umwandlungsspringer“ richtig ist, da Schwarz keine freien Züge für ansonsten erforderliche Springermanöver hätte.

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Beweispartie in 57,5 Zügen Co+

Kürzlich konnte Reto Aschwanden die Sensation vermelden: Es ist ihm mit seinem Prüfprogramm Stelvio gelungen, die Korrektheit der berühmten Beweispartie in 57,5 Zügen von Dmitri W. Pronkin und Andriy Frolkin nachzuweisen.

Dankenswerter Weise lässt er uns mit seinem für diesen Blog geschriebenen Artikel an der Geschichte dieser historischen, noch vor wenigen Jahren für absolut undenkbar gehaltenen Leistung der Verifizierung des 57.5-Beweispartie Längenrekords teilhaben: Der Computer-Laie bekommt einen gut nachvollziehbaren Eindruck von der Komplexität dieser Prüfung, und der Spezialist erhält zusätzliche Hinweise zur ausgefeilten Lösestrategie von Stelvio.

Und wir alle lernen nebenbei noch etwas über die richtige Lagerung von Wein …

Retro der Woche 43/2025

Ende September erschien die September-Ausgabe (263) von feenschach, und darin findet ihr auch die Lösungsbesprechung der Urdrucke des Heftes 256.

Der dortige Urdruckteil war, durch unsere Retro-Brille gesehen, erfreulich groß: 14 Aufgaben, und darunter waren immerhin drei klassische orthodoxe Auflöse-Aufgaben.

Eine davon m möchte ich euch heute zeigen.

Gerald Ettl
feenschach 2024
Letzte 21 Einzelzüge? (10+14)

 
Schauen wir zunächst nach der Bauernstruktur: Schwarz hat alle fehlenden weißen Steine mit seinen Bauern geschlagen: a4xb3, dxc und gxf, fxexd, wobei wir noch nicht erkennen können, welcher der sBf3 und sBc2 von f7 oder von g7 kommen. Bei Weiß sehen wir die Schläge cxd und g2xh3.

Und da bei Schwarz ein Turm und der h-Bauer fehlen, ist klar, dass der schwarze Bauer auf h3 starb, der Turm also auf der d-Linie.

Damit sind alle fehlenden Steine durch Bauern geschlagen worden.

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Retro der Woche 42/2025

Bis ins Jahr 1921 reicht die Schweizer Tradition zurück, in Anthologien ausgewählte Schachprobleme der Eidgenossenschaft zu veröffentlichen („Alpine Chess“ von Moritz Henneberger, Band 27 der „Christmas-Series“ von Alain C. White). In diesem Jahr erschien „KunstschaCHliche Glanzstücke“ für die Jahre 2011 bis 2020.

Der Band enthält vier Beweispartien von Reto Aschnwanden; es passt sehr gut, dass ich davon hier bereits drei vorgestellt habe: Retros der Woche 34/2021, 1/2022 und, gemeinsam mit Michel Caillaud, 17/2022.

Die vierte bringe ich heute, an Retos Geburtstag — verbunden mit herzlichen Glückwünschen!

Reto Aschwanden
Probleemblad 2019
Beweispartie in 18,5 Zügen (13+14)

 
Es fehlen nur Bauern im Diagramm: bei Weiß die von a, d und e, bei Schwarz die von c und f; irgendwelche Bauernschläge sind nicht erkennbar. Bei Weiß sind wir mit dem Zählen der sichtbaren Züge schnell fertig, bei Schwarz müssen wir etwas genauer hinschauen. Hier sehen wir 1+2+4+3+3+5=18 Züge — also alle. Und das funktioniert nur mit der schwarzen langen Rochade, sonst würde ein Zug mehr benötigt.

Daraus können wir mehrere Schlüsse ziehen: Zunächst, dass die fehlenden schwarzen Bauern zuhause geschlagen wurden, und dann auch, dass es nicht so leicht ist, speziell die beiden weißen Zentrumsbauern los zu werden.

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