Retro der Woche 19/2017

Der Verfasser unseres heutigen „Retro der Woche“ ist nicht nur als ein hervorragender Komponist bekannt (davon können wir uns heute wieder überzeugen), sondern auch als Redakteur der Retro-Abteilung von Probleemblad sowie (Co-)Autor wichtiger Publikationen zu „modernen“ Beweispartien: Zum Beispiel das Schwalbe-Sonderheft 250A (August 2011) über „Future Proof Games“ sowie die fortsetzende Artikelreihe in StrateGems.

Roberto Osorio
Die Schwalbe 2014
Beweispartie in 19,5 Zügen (9+9)

 

So ist es nicht überraschend, dass wir auch hier „Zukunfts-Thematik“ zu erwarten haben, also mindestens die Doppelung zweier Themen. Aber das muss nicht heißen, dass die Aufgabe sehr schwer zu lösen ist: Versucht doch, bevor ihr weiterlest, vielleicht fünf oder zehn Minuten lang, die Stellung allgemein zu analysieren, ohne euch schon Gedanken über mögliche Zugfolgen zu machen. Vielleicht findet ir ja auch schon den einen oder anderen „Lösungsverräter“?

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Retro der Woche 13/2017

Im letzten Retro der Woche 12/2017 hatte ich den ersten Preis im Troitzki-Gedenkturnier vorgestellt und schon versprochen, nun den zweiten Preis zu besprechen.

Nach dem klassischen Retro in der letzten Woche sehen wir nun eine hochmoderne Beweispartie.

Silvio Baier
Troitzki-Gedenkturnier 2017, 2. Preis
Beweispartie in 28,5 Zügen (14+11)

 

Eine sehr elegante Diagrammstellung: Bei Schwarz stehen alle Steine auf ihren Feldern der Partieausgangsstellung („Home Base“), bei Weiß hingegen findet sich kein Stein mehr auf der ersten Reihe – bis in die schwarze Stellung hinein haben sich die weißen Steine vorgekämpft.

Damit müssen wir uns zunächst auch keine Gedanken über schwarze sichtbare Züge zu machen; anders schaut es bei Weiß aus. Dort sehen wir 3+1+4+(3+x)+(2+y)+4=17+x+y Züge.

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Retro der Woche 11/2017

Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich gestehe, dass einer meiner Lieblingskomponisten für Beweispartien Satoshi Hashimoto ist.

Die folgende Aufgabe schätze ich ganz besonders wegen ihrer Eleganz bei der Darstellung eines schwierigen Themas.

Satoshi Hashimoto
Problemesis 2004
Beweispartie in 25 Zügen (12+15)

 

Das scheint ja sehr schwer zu lösen zu sein, wenn man nur zwei weiße Züge auf dem Brett sieht und auch bei Schwarz eine Menge freie Züge übrig bleiben. Sichtbar sind zunächst nur 4+0+2+3+1+10=20.

Doch können wir durch genauere Analyse der Stellung weitere Züge (besser gesagt Zug-Arten) identifizieren.

Dazu betrachten wir erst einmal, welche Steine fehlen. Bei Schwarz ist es genau ein Turm, und bei Weiß fehlen die vier Bauern des Damenflügels.

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Retro der Woche 09/2017

Feedback zu seinen Urteilen sollte jedem Preisrichter wichtig sein: Nur so kann er seine Wertungen und Reihungen selbst kritisch betrachten und womöglich hinterfragen.

Solch eine Feedback-Runde zur Diskussion der vorläufigen Bewertungen für das FIDE-Album führe ich gerade als Direktor der Retro-Abteilung mit den Richtern – nicht um die Einzelurteile anzugleichen, sondern damit wir alle die zum Teil deutlichen Abweichungen in der Bewertung gegenseitig verstehen: Jeder Richter muss natürlich zu seiner „Bepunktung“ stehen, muss sie verantworten!

Von einer anderen Art des Feedbacks berichtet in der aktuellen Schwalbe Bernd Gräfrath: Dort stellt er in seinem höchst lesenswerten Aufsatz „Nachtgedanken eines Preisrichters“ sechs Aufgaben vor, die er als Preisrichter nicht oder relativ niedrig ausgezeichnet hat, die dann aber ins FIDE-Album gelangten.

Schauen wir uns eines seiner Beispiele heute einmal an.

Nicolas Dupont & Michel Caillaud
Probleemblad 2005
Beweispartie in 20 Zügen (13+12)

 

Mit dem Zählen der sichtbaren schwarzen Züge sind wir sehr schnell fertig – wenn alle vorhandenen Steine auf ihren möglichen Ursprungsfeldern stehen, wir also eine Homebase-Position vor uns haben, ist die Summe halt stets null.

Bei Weiß schaut es anders aus: 4+3+2+4+3+4=20: Alle weißen Züge sind erklärt, auch wenn damit noch nicht alles eindeutig ist: Zum Bespiel wissen wir nur, dass der König in der minimalen Zügezahl nach g5 gelangt sein muss, aber noch nicht, auf welchem Wege.

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Retro der Woche 05/2017

Ich hatte ja beim letzten Retro der Woche versprochen, die zweitplatzierte Aufgabe des phénix-Retroturniers 2005 noch vorzustellen. Dieses Versprechen hatte ich schon längst, wie mir erst diese Woche auffiel, eingelöst: Schaut euch das Retro der Woche 22/2013 an…

Eine wie ich finde sehr elegante Beweispartie aus dem Jahre 1998 habe ich für heute ausgewählt, mir gefällt sie sehr gut, da sie das Thema im Diagramm klasse versteckt, man es dann aber mit einigen Überlegungen herausfindet, um mit diesem Wissen dann die Lösung erarbeiten zu können.

Thierry Le Gleuher
StrateGems 1999 (Version), Lob
Beweispartie in 25,5 Zügen (15+15)

 

Die beiden einzigen Schläge waren axb durch Weiß und gxf6 durch Schwarz, damit sind die fehlenden Steine erklärt. Nur: Was konnte geschlagen werden? Es fehlen [Ba7] und [Bg2]. Die können, da sie selbst nicht geschlagen haben können, jedoch nicht geschlagen worden sein.

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Die Schwalbe XII/2016

Am Samstag lag das neue Heft der Schwalbe bei mir im Briefkasten. Jede Menge interessanten Lesestoff gerade für uns Retrofreunde gibt es wieder: Neben den (leider nur) sechs Urdrucken — Nachschub ist also dringend erwünscht! — gibt es den Preisbericht 2013 bis 2015 zu Schachmathematik und sonstigen Aufgaben von Bernd Schwarzkopf, einen Artikel von Nicolas Dupont “Geschlagene Pronkinsteine in ökonomischen orthodoxen Beweispartien”, und auch mein Güstrow-Vortrag über “Retro-Retraktoren” ist hier in erweiterter Form veröffentlicht.

Viel Spaß bei der Lektüre, beim Lösen/Kommentieren und beim Einsenden guter Urdrucke für Die Schwalbe!

Gligor Denkovski Gedenkturnier

Zum Gedenken an den 70. Geburtstag von Gligor Denkovski (20.8.1946 — 15. Januar 2015) wurde ein Gedenkturnier in drei Gruppen ausgeschrieben. Während in der Gruppe B orthodoxe Hilfsmatts in 2,5 oder 3 Zügen und in Gruppe C orthodoxe Selbstmatts gefordert sind (Preisrichter: Nikola Predrag bzw. Miodrag Mladenović), geht es in Gruppe A um orthodoxe Beweispartien, die die Kombination mindestens eines typischen Retro-Themea und mindestens eines Themas oder Motivs, das traditionell in anderen Problem-Genres zu sehen ist, zeigen (siehe die Beispielaufgabe). Richter ist Kostas Prentos.

Gligor & Ivan Denkovski
Die Schwalbe 2009, 4. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 25,5 Zügen (15+16)

 

Die Lösung 1.e4 Sf6 2.Dh5 Tg8 3.Dh6 gxh6 4.a4 Tg3 5.Ta2 Ta3 6.g4 Lg7 7.g5 Sg4 8.g6 Lc3 9.g7 La5 10.b4 d6 11.Lb2 Le6 12.g8=D+ Kd7 13.Lh8 Lb3 14.Dg7 Ke6 15.Da1 Sd7 16.Sc3 Sdf6 17.Lc4+ Ke5 18.Ld5 Kf4 19.Sge2+ Kf3 20.OO Dg8 21.Tb1 Dg5 22.Tbb2 Tg8 23.Dd1 Tg6 24.Sb1 Sg8 25.Lc3 Tf6 26.Kh1. zeigt das Pronkin-Thema als “typisch Retro” und eine Linienräumung (13.Lh8) als anderes Thema.

Schickt eure Einsendungen bis zum 31. März 2017 an Ivan Denkovski, Mail: denkovski(at)hotmail.com

Viel Spaß und Erfolg bei diesem sehr interessanten Turnier!

[Nachtrag 23.8.16: Als Thema hatte hier zunächst Ceriani-Frolkin gestanden — das kommt davon, wenn ich einen Beitrag ganz fix eben online stellen will und dabei dann beim Abschreiben schiele…]