Retro der Woche 7/13

Ebenso wie bei Aufgaben im Vorwärtsspiel gilt auch bei Retros die Faustregel: “Je länger desto schwieriger; je kürzer desto einfacher.” Eine Faustregel wäre keine Faustregel (sondern ein Gesetz im naturwissenschaftlichen Sinne), gäbe es keine Ausnahmen.

Solch eine Ausnahme könnte möglicherweise die heutige Aufgabe bilden? Wer die kommenden Tage nicht ausschließlich beim Straßenkarneval verbringt, mag sich das Stück vielleicht vornehmen, um es genauer zu studieren.

(Nachtrag 10.2.13 18:40 Uhr: Mario Richter hat mich dankenswerter Weise auf einen Diagrammfehler aufmerksam gemacht, den ich nun korrigiert habe: Vorher standen fälschlich weiße Bauern auf f2 und g4 statt, wie es richtig ist, auf f4 und g2; auch die Lösung habe ich angepasst!)

Unto Heinonen
StrateGems 2004 2. Preis
Beweispartie in 16,5 Zügen (12+12) C+

Was macht das Stück aus meiner Sicht zumindest auf den ersten Blick recht schwierig zu lösen? Wahrscheinlich, dass die offensichtlichen Züge weder von Schwarz noch von Weiß auch nur entfernt an die Anzahl der Züge in der Lösung heranreicht, außerdem gibt es keinen einzigen Doppelbauern, der irgendwelche Schlagfälle direkt erklären könnte.
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Karneval

Nun tobt sie wieder, die Karnevals- oder Faschingzeit, und da möchte ich nicht hinten anstehen und auch hier mit einer lustigen, kuriosen Aufgabe aufwarten. Der Begriff “kurios” im Sine von “ungewöhnlich” passt gut, ich habe das Stück dem Büchlein Kurioses Schach von Karl Fabel entnommen (Südwestschach-Reihe Band 2 im Rau-Verlag, 3. Auflage 1975). Wer gelegentlich leichte und gleichzeitig geistreiche Unterhaltung schätzt, dem sei das Buch anempfohlen.

Karl Fabel
Fairy Chess Review 28.11.1939
Auf wieviel verschiedenen Feldern könnte der schwarze König sofort mattgesetzt werden? (7+6)

Hier lasse ich euch selbst zählen — nur eine Zusatzfrage sei erlaubt: Weshalb habe ich bei der Quelle wohl auch den genauen Erscheinungstag angegeben? (Hilfe: Das war nicht Rosenmontag!)?

Retro der Woche 6/13

Beim Stöbern in der Problem Data Base, die von Gerd Wilts großartig betrieben wird, ist mir die Auflöse-Aufgabe eines Autors aufgefallen, den ich bisher nicht bewusst wahrgenommen hatte. Kennt jemand von ihm weitere Retros? Das Stück gefällt mir sehr gut, und es scheint mir nicht allzu schwierig zu lösen zu sein — daher ist es vielleicht genau richtig als neues “Retro der Woche”.

Yehuda Veisberg
7135 Fairy Chess Review II/1947
Letzter Zug? (Weiß am Zug) (10+10)

Gesucht wird also der letzte Zug des Schwarzen. Beide Seiten haben noch all ihre acht Bauern, so dass Umwandlungen kein Thema sein können. Beginnen wir wie üblich mit der Betrachtung der Schlagbilanz:

Der schwarze Bauer c2 kommt von h7, sBf6 natürlich von g7 und hat dabei den fehlenden schwarzfeldrigen Läufer des Weißen geschlagen. Diesen Zug kann Schwarz aber erst zurücknehmen, wenn der eigene schwarzfeldrige Läufer nach Hause zurückgekehrt ist.
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Lösungen erschienen

Silvio Baier hat mich dankenswerter Weise darauf aufmerksam gemacht, dass nun die Lösungen zum Weihnachts-Wettbewerb 2012 der Stuttgarter Zeitung, auf den ich hier im Blog hingewiesen hatte, erschienen sind.

Neben Silvio gehört von den hier aktiv Kommentierenden auch Mario Richter zu den 15 der insgesamt 55 Teilnehmern, die alle Aufgaben richtig gelöst haben: Herzlichen Glückwunsch!

Ich kann euch allen nur empfehlen, euch die Aufgaben und deren Lösungen anzuschauen: Gerade für die noch nicht so erfahrenen Retrofreunde sind die Erläuterungen recht instruktiv.

Retro der Woche 5/2013

Heute möchte ich mal wieder ein klass(isch)es Auflöse-Retro vorstellen; zur Auszeichnung dieses Stücks stelle ich nach der Besprechung noch eine Frage zur Diskussion.

Übrigens habe ich dieses Stück beim Andernach-Treffen 2011 vorgestellt; wer mehr über weitere Aufgaben des erstgenannten Autors lesen möchte, sollte in feenschach Heft 187 (Juli 2011), S. 109ff nachschlagen. Und gleichzeitig möchte ich auf diese Weise an die Anmeldung zum diesjährigen Andernach-Treffen erinnern…

Sergej Wolobujew & Nikita Plaksin
Die Schwalbe 1986, 1. ehrende Erwähnung
#1 (13+14)

Natürlich geht es bei der Forderung “#1” nicht primär darum, den Mattzug zu finden, sondern zu eruieren, welche Seite am Zug ist, denn für beide liegt ein Matt in einem Zug mit dem gegenseitigen Schlagen der Türme auf der 5. Reihe bereit.

Um nun feststellen zu können, welche Seite am Zug ist, betrachten wir zunächst die Schlagbilanz: Schwarz hat die Schlagfälle dxe und e5xf4 und hat den weißen h-Bauern geschlagen — und zwar auf seiner Reihe, da Weiß seine beiden Schlagfälle mit a4xDb5 und bx[Lf8]c (warum genau dieses Schläge?) verbraucht hat. Damit ist auch klar, dass [Ba7] schlagfrei nach a1 gezogen ist, um sich dort in einen Springer zu verwandeln.

Auflösen lässt sich der zentrale Knoten nur durch die Rücknahme von a4xDb5, nachdem der Sa1 sich entwandelt hat und der a-Bauer bis nach mindestens a5 zurückgekehrt ist.
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FIDE-Album 2010-2012

Am letzten Samstag ist die Ausschreibung für das FIDE-Album 2010-2012 erschienen, die genauen Regularien können auf der WFCC Seite angeschaut werden — und das solltet ihr tun, auch wenn ich hier die wesentlichen Punkte zusammenfasse:

  • Einsendeschluss ist der 1. Juni 2013.
  • Es können Aufgaben aus Informalturnieren der Jahre 2010 bis 2012 eingeschickt werden; bei Formalturnieren entscheidet das Erscheinungsdatum des Preisberichts, nicht der Einsendeschluss des Turniers.
  • Einsendungen dürfen NUR noch elektronisch als pdf-Dateien erfolgen (genau beschriebene Ausnahmen sind für H#2 und für Studien möglich), alle Aufgaben eines Autors für eine Rubrik müssen in einer pdf-Datei zusammengestellt werden; jede Aufgabe auf einer Seite. Der Versand erfolgt per E-Mail an den Direktor der jeweiligen Rubrik.
  • Die Angaben zu jeder Aufgabe sollen neben Autornamen und Mailadresse möglichst genaue Quellenangaben (Auszeichnungen, auch Urdrucknummer, Erscheinungsmonat etc.) enthalten; ebenso sollte Computerprüfung mittels “C+” vermerkt und eine nicht ganz so populäre Märchenbedingung erklärt werden.
  • Die Anzahl der Einsendungen pro Autor ist begrenzt auf maximal 30 pro Rubrik oder drei Mal so viele, wie der Autor in dieser Rubrik im Album 2007-2009 Punkte erhalten hat; die größere Zahl ist die Grenze.
  • Aufgaben, die bereits zum WCCI 2010-2012 eingesendet worden sind, müssen fürs Album erneut eingesendet werden; sie kommen automatisch ins Album, wenn sie im WCCI mindestens acht Punkte erhalten haben.
  • Autoren ohne Computer bzw. Internetzugang können ihre Aufgaben durch einen Beauftragten einsenden (lassen); die Ermächtigung sollte dem Einsender vorliegen (und dem Direktor vorgelegt werden können, vermute ich mal).

Direktor für die Retros ist Thierry Le Gleuher (t.legleuher(AT)gmail.com); die Richter sind in alphabetischer Reihenfolge Thomas BrandSatoshi Hashimoto und Henrik Juel.

Änderungen oder Ergänzungen der Ausschreibungsbedingungen werde ich in diesen Beitrag einarbeiten; bei Interesse solltet ihr also die Adresse unter den eigenen Favoriten speichern.

Und nun freue ich mich auf viele gute Retroeinsendungen!

Ergänzung 23. Januar 2013 / 17. Mai 2013

Nachdem nun andere Seiten auf diesen Artikel zeigen, lesen ihn sicherlich nicht nur Retro-Fans, daher stelle ich hier für alle Sektionen die Direktoren und Richter vor.

  • #2: Direktor:  Peter Gvozdják, peter.gvozdjak(AT)gmail.com;
    Richter: Wieland Bruch, Vasil Dyachuk, Darko Šaljic
  • #3: Direktor: Aleksandr Sygurov, sygurov(AT)bk.ru
    Richter: Igor Agapov, Paz Einat, Viktor Volchek
  • #n: Direktor: Aleksandr Feoktistov, aff_sk(AT)mail.ru
    Richter: Aleksandr Kuzovkov, Mikhaïl Marandyuk, Ladislav Salai Jr.
  • Studien: Direktor: János Mikitovics, j.mikitovics(AT)gmail.com
    Richter: Aleksandr Kuzovkov, Mikhaïl Marandyuk, Ladislav Salai Jr
    (Studien dürfen auch als pgn-Datei eingesendet werden!)
  • H#2: Diretor: Harry Fougiaxis, loyaldragon(AT)gmail.com
    Richter: János Csák, Michal Dragoun, Ricardo Vieira
    (Hilfsmatt-Zweizüger dürfen auch online über den Server http://www.ankona.ch. eingegeben werden!)
  • H#2,5 und länger: Direktor: Günter Büsing, guenter.buesing(AT)t-online.de
    Richter: Thomas Maeder, Aleksandr Semenenko, Boris Shorokhov
  • S#: Direktor: Jirí Jelínek, jjelinek(AT)chello.cz
    Richter: Diyan Kostadinov, Hartmut Laue, Waldemar Tura
  • Märchenschach: Direktor: Petko A. Petkov, NEU: ppetkov2702(AT)gmail.com UND
    pap1_petkov(AT)yahoo.com (bitte beide verwenden!)
    Richter: Václav Kotešovec, Manfred Rittirsch, Tadashi Wakashima
  • Retro: Direktor: Thierry le Gleuher, t.legleuher(AT)gmail.com
    Richter: Thomas Brand, Satoshi Hashimoto, Henrik Juel

Retro der Woche 4/2013

Am 23. November letzten Jahres ist wenige Tage nach seinem 52. Geburtstag der amerikanische Problemist Dan Meinking plötzlich verstorben.

Dan war einer der Mitbegründer und ersten Mitarbeiter von StrateGems und ein bedeutender Komponist auf beinahe allen Feldern des Problemschachs; unter anderem hat er erst kürzlich den Paradenserienzüger erfunden, siehe dazu den Übrsichtsartikel von Arno Tüngler in feenschach Heft 181.

Der Nachruf von Mike Prcic im Januar-März Heft 2013 von StrateGems enthält eine Auswahl von 24 Problemen — und den Hinweis auf eine Zusammenstellung seiner besten Aufgaben im Internet, die ich euch wärmstens ans Herz lege.

Darin finden sich auch 17 Beweispartien; die kürzeste davon möchte ich heute vorstellen.

Dan Meinking (nach Satoshi Hashimoto)
Donati-50 Jubiläumsturnier 2002, ehrende Erwähnung
Beweispartie in 9,5 Zügen (14+15) C+

Dem Schwarzen fehlt aus der Partieanfangsstellung nur der c-Bauer, den Weiß irgendwie geschlagen haben muss. Unter Berücksichtigung der Rochade benötigt Weiß bereits neun Züge, um seine Steine auf die Diagrammposition zu bringen; die beiden fehlenden weißen Steine, nämlich der B-Bauer und die Dame, können also zusammen maximal einmal gezogen haben.
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