Retro der Woche 02/2015

Kuriose Zufälle gibt es manchmal…

Das folgende Stück von Gerd Wilts wurde im Phénix Turnier 2004 mit dem vierten Preis ausgezeichnet, und das wollen wir uns genauer anschauen.

Gerd Wilts
Phénix 2004, 4. Preis
Beweispartie in 18,5 Zügen (14+14)

 

Zählen wir die weißen Züge, so stellen wir fest, dass alle im Diagramm verbraucht sind: 2+1+4+4+4+4=19. Daraus ergibt sich auch, dass Weiß rochiert haben muss, denn ansonsten benötigte der weiße König drei Züge bis b1. Ferner ist klar, dass die drei Zentralbauern des Weißen jeweils einen Doppelschritt gemacht haben müssen. Sie also können nicht trickreich die beiden fehlenden schwarzen Bauern geschlagen haben.

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Dinner for One

Geht es euch auch so wir mir? Für mich gehört schon seit Jahrzehnten Dinner for One einfach unbedingt zu Silvester!

Vielleicht könnt und wollt ihr euch die Zeit, während der Butler James das Abendessen für Miss Sophy und ihre vier leider verstorbenen Freunde bereitet, mit dem Lösen einer kleinen Beweispartie verkürzen.

Wie wäre es mit dieser?

Andrew Buchanan (nach B. Gräfrath)
Problem Paradise 2013
Beweispartie in 9,5 Zügen (13+13)

 

Die Lösung verrate ich natürlich nicht…

Frohe Weihnachten!

Allen Retrofreunden wünsche ich
ein frohes und friedliches Weihnachtsfest!

Vielleicht habt ihr ja über die Feiertage Zeit, Lust und Muße, noch einmal das feenschach-Heft 207 hervor zu holen und den aus meiner Sicht Retro-literarischen Höhepunkt des Jahres 2014 noch einmal zu genießen? Den Artikel von Nicolas Dupont A compilation of some fascinating open problems
in the Proof Game genre
, den ihr übrigens auch im Internet lesen könnt!

Nun ein wenig Muße?

Ich hoffe, ihr habt den Stress der Vorweihnachtszeit nun hinter euch gelassen, und ihr findet nun ein wenig Ruhe und Muße.

Vielleicht habt ihr Lust, ganz gemütlich eine gar nicht so schwere, aber doch, wie ich finde, sehr attraktive Beweispartie zu lösen? Nein, die Lösung verrate ich hier und heute nicht…

Andrew Buchanan, nach Joost de Heer
Phenix 2014
Beweispartie in 9 Zügen (15+15)

 

Viel Spaß dabei!

Retro der Woche 52/2014

Geht es euch auch so wie mir? In dieser eigentlich so ruhigen (wie die Bayern so herrlich, beinahe schon lautmalerisch, sagen: „staaden“) Adventszeit kommt immer wieder Hektik auf: Nicht nur wegen der Vorbereitungen für Weihnachten, sondern auch beruflich kommt dann meist zum Ende des Jahres noch eine Menge zusammen.

Diesen Wechsel aus Hektik und Ruhe finden wir auch in der Aufgabe, die ich euch heute vorstellen möchte – oder an die ich euch erinnern möchte, denn für mich ist dieses schon 30 Jahre alte Stück ein echter Klassiker.

Andrej Frolkin
Thèmes 64 1984, 1. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 14 Zügen (15+15)

 

Zunächst einmal stellen wir fest, dass auf beiden Seiten jeweils genau ein Turm fehlt. Damit scheiden Umwandlungen aus, speziell der sSh1 ist ein Originalspringer.

Also zählen wir die sichtbaren Züge: Das sind bei Weiß 3+2+0+2+1+5=13 und bei Schwarz 0+0+0+0+5+4=9. Gut, bei Schwarz müssen noch drei Turmzüge hinzu kommen, da der fehlende [Ta8] ja auf d3 geschlagen worden ist.

Damit haben wir also 12 schwarze Züge, aber es fehlen immer noch drei Halbzüge. Die Frage ist nun natürlich, wo die sich verstecken.

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Retro der Woche 50/2014

Heute stelle ich ein „kleines“ Stück vor: klein bezüglich der Zügezahl, aber mit interessantem und originellem Inhalt — aber hättet ihr das bei dem Autor anders erwartet? Ich auch nicht…

Reto Aschwanden
Die Schwalbe 2003, 1. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 14,0 Zügen (14+14)

 

Um euch noch ein wenig neugieriger zu machen hier der Beginn des Kommentars zu dieser Aufgabe in der PDB: „Interessante und neue Idee, die gar nicht so leicht zu beschreiben ist.“

Das sollte euch dann endgültig zum Selbstlösen ermuntern, allzu schwer ist das Stück auch nicht…

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Überraschend

Vor ein paar Tagen konnte ich bereits den Preisbericht zum 3. Problemschach-Wettbewerb des Schachverbandes Württemberg zur möglichst schnellen Rochade im Alphabet-Schach einsehen; er wird im Januar veröffentlicht.

Gefreut hat es mich zu lesen, dass einige Einsender wohl durch den Beitrag hier im Blog auf den Wettbewerb aufmerksam geworden sind!

Nicht verblüffend ist für mich, dass die meisten Einsendungen mit 1.a4 a5 2.Ta3 Ta6 begannen — wohin geht dann im 3. Zug der weiße Turm, um die Rochade möglichst schnell zu ermöglichen? Bleibt er am Damenflügel (3.Tb3/Tc3)? Oder verschwindet er rasch ganz weit weg auf dem Königsflügel (3.Th3/Tg3)? Oder gibt es eine andere vielversprechende Möglichkeit??

Darüber noch einmal nachzudenken lohnt — und dann lasst euch vielleicht überraschen!

Retro der Woche 49/2014

Wenn ein solcher Könner wie Silvio Baier einen offensichtlichen Umwandlungsstein im Diagramm einer Beweispartie stehen lässt, wenn dann dieses Stück auch noch die höchste Auszeichnung in einem bedeutenden Turnier gewinnt, dann muss diese Umwandlungsdame entweder thematisch sein — oder der Inhalt muss so originell sein, dass der Preisrichter sie deswegen akzeptiert.

Wenn ihr das Stück noch nicht kennt, dann ratet einmal, was nun der Grund ist?

Silvio Baier
FIDE World Cup 2011, 1. Preis
Beweispartie in 25,0 Zügen (10+14)

 

Bei Weiß sieht die Stellung sehr einfach aus: Home Base, also alle weißen Steine, die noch auf dem Brett zu finden sind, stehen auf ihren Standfeldern der Partieausgangsstellung.

Beginnen wir also mit dem Zählen der minimalen Züge bei Schwarz: Egal, welche der beiden schwarzen Damen Original oder Umwandlungsstein ist, bedurfte es mindestens dreier Damenzüge: entweder h1-h3 und d8-d6-h2 oder g1/h1-h2 und d8-d7-h3. Die Züge zur Umwandlung müssen wir nun den Bauernzügen zuschlagen. Damit haben wir offensichtlich 1+3+4+3+3+10=24.

Damit ist noch ein schwarzer Zug offen.

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