Zum Preisbericht des Champagne-Turniers 2023 (Rochaden) ist eine Aktualisierung erschienen, nachdem der 1. Preis der Abteilung A gekocht und von Autor Dirk Borst korrigiert worden ist.
Archiv des Autors: ThBrand
Retro der Woche 51/2024
In der letzten Woche hatte ich auch über das FIDE-Album 1992 – 1994 gesprochen mit der recht niedrigen Auswahl an Retros, speziell an Beweispartien. Die in diesem Album höchstbepunktete (4+4+2,5=10,5) Beweispartie habe ich hier noch nicht gezeigt; das will ich heute nachholen.
Die Schwalbe 1993, Andrej Frolkin gewidmet, 4. Preis
Beweispartie in 26,5 Zügen (13+13)
Zählen wir zunächst einmal die sichtbaren Züge, auch wenn das nicht allzu viele sind: Bei Weiß sehen wir 0+0+3+0+1+2=6, bei Schwarz 3+0+2+2+1+3=11: Mal wieder erschreckend wenig; wenn wir allerdings uns auch die fehlenden Steine anschauen, können wir wieder Mut schöpfen: Bei Schwarz und bei Weiß fehlen jeweils genau drei Bauern – da kommen uns doch sofort Umwandlungen in den Sinn?
Betrachten wir also die Bauernstrukturen näher: Bei Schwarz sehen wir drei Schläge, nämlich e7xd6, ferner ist sBd5 der [Bb7] oder der [Bf7]. Bei Weiß ist ebenfalls exd3 klar, wBg3 kann allerdings [Bf2] oder [Bh2] sein. Können wir diese beiden „offenen Bauern“ schon näher bestimmen?
Retro der Woche 50/2024
Die erste Hälfte der 1990-er Jahre war vielleicht eine (bisher) letzte Hoch-Zeit der klassischen Retroanalyse, bevor sie zunächst von Beweispartien, später dann auch von Märchenretros zumindest quantitativ in den Schatten gestellt wurde. Dass das nicht unbedingt eine Aussage über die Qualität heutiger klassischer Retros ist, zeigt sich immer wieder. Kleine Anregung: Schaut euch noch einmal den letzten Retro-Preisbericht von StrateGems zum Jahr 2022 an.
Der Eindruck eines Höhepunkts um diese Zeit wird vom Blick ins FIDE-Album 1992-1994 gestützt: 23 von (nur) 38 Retros in diesem Album sind orthodox, es folgen 13 Beweispartien und zwei Märchenretros. Auch wenn man die Aussagekraft dieser Gewichtung in Zweifel ziehen kann (zwei der Richter, nämlich André Hazebrouck und Nikita Plaksin, sind dediziert „orthodox“; dritter Richter war Michel Caillaud, Direktor Wolfgang Dittmann), so zeigt das Album natürlich sehr gute klassische Retros; eines davon möchte ich euch heute zeigen.
Phénix 1994, 1. Preis
Was war der letzte Schlagzug? (13+11)
Bevor wir uns Gedanken um den letzten Schlagfall mach, schauen wir erst einmal, welche Aussagen wir zu Schlagfällen allgemein machen können. Da sehen wir schnell, dass die fehlenden weißen Steine (Dame und die Türme) durch e7xf6 sowie hxg und gx7 verschwanden. Drei Schläge weißer Bauern sind auch sichtbar: e2xf3, fxg und c3xd4.
Dann fällt einem anschließend sofort die Bauernkonstellation auf dem Damenflügel auf.
Ausschreibung WCCI 2022-2024
Gestern ist auf der WFCC-Seite die Ausschreibung für das WCCI (World Championship in Composing for Individuals) 2022-2024 erschienen. Jeder kann entsprechend der acht Album-Abteilungen jeweils vier bis sechs eigene, in den Jahren 2022 bis 2024 publizierte Aufgaben bis zum 20.Januar 2025 an den Turnierdirektor Narayan Shankar Ram (email: wccixx24@gmail.com) nur per Mail und als pdf-Datei senden; Co-Produktionen sind nicht zugelassen. Das Ergebnis soll am 30. Juni 2025 veröffentlicht werden.
Die genauen Regularien findet ihr auf der Web-Site bzw. als pdf-Datei über die WFFC-Seite.
Richter für die Retros sind Michel Caillaud (FRA); Vlaicu Crișan (ROU); Thierry Le Gleuher (CAN); Kostas Prentos (GRE); Thomas Brand (GER); Ersatzrichter ist Andrey Frolkin (UKR).
Retro der Woche 49/2024
Nach dem Glückwunsch hier an Thierry Le Gleuher zu seinem Geburtstag am letzten Donnerstag möchte ich euch heute eine meiner Lieblings-Beweispartien überhaupt zeigen – ihr ahnt jetzt den Autor sicher schon?!
Bevor ich mit euch zusammen die Aufgabe genauer anschaue, will ich ausnahmsweise vorab das Thema verraten, das für das Turnier gefordert war: „Unsichtbarer Platzwechsel“. Ratet doch einmal, welche zwei Steine diesen Platzwechsel durchführen?
Lois-60-Geburtstagturnier 2007, 1. Preis
Beweispartie in 21 Zügen (14+15)
Bei Weiß fehlen die beiden Zentralbauern, bei Schwarz die Dame. Die Bauernstellung verrät recht wenig – sie sagt uns nur, dass auf c6 keiner der beiden fehlenden weißen Bauern geschlagen werden konnte: Wenn, könnte es sowieso nur [Bd2] gewesen sein, der hätte dxD auf der c-Linie spielen müssen. Aber da stand [Bd7] noch zu Hause, also konnte die Dame sich noch nicht „draußen“ opfern. Also muss mindestens ein weißer Bauer umgewandelt haben, um das Schlagopfer auf c6 zu ersetzen – das Phoenix-Thema haben wir also schon erkannt.
Zählen
Gestern ist auf dem Schwalbe YouTube-Kanal Mustermatt (Hier der Link zum Kanal; beachtet bitte die Datenschutz-Regeln, die nicht so streng sind wie die hier im Blog!) hat das nun schon traditionelle vierteilige Weihnachtsrätsel begonnen. Und der erste Teil ist schon spannend:
Wie viele mögliche letzte Züge gibt es für Weiß in dem berühmten Dittmann-Zweikönigs-Anticirce-Proca-Zehnzüger — natürlich unter der Anticirce-Cheylan-Regel.
Regularien und Preise erklärt Johannes Quack in seinem gestern veröffentlichten Beitrag (Nr. 164).
(Ich habe die Kommentarfunktion angestellt, um Spoiler-Kommentare zu vermeiden …)
Thierry Le Gleuher 65
Heute gehen unsere herzlichen Glückwünsche nach Montreal in Kanada, wo Thierry Le Gleuher sein 65. Lebensjahr vollendet. Thierry ist eine der profiliertesten Retro-Persönlichkeiten der Gegenwart: Ein großartiger, vielseitiger und sehr produktiver Komponist, Sieger des WCCI 2001-2003, damit Retro-Weltmeister, internationaler Kompositionsmeister seit 2010, der mit über 450 Retros in der PDB vertreten ist, seit vielen Jahren Retro-Sachbearbeiter bei Phénix, gesuchter Preisrichter (der FIDE seit 2014), seit 1998 “Indexer” der Retroabteilung im FIDE-Album …
Trotz der vielen Retros von ihm ist es mir schwer gefallen, für diesen Glückwunsch eine Aufgabe herauszusuchen, die in die “Zwischendurch”-Serie hier passen kann, denn die meisten seiner Aufgaben sind hoch komplex. Neben den orthodoxen “Eindeutige letzte Züge?” will ich besonders auf seine sehr tiefgründigen, schwierigen und gleichzeitig sehr logischen Monochrom-Stücke hinweisen.
Dann bin ich üb er dieses “Ohneschach” Stück gestolpert — und das sollte auch “zwischendurch” lösbar sein; die Lösung natürlich wieder in einer Woche hier. Beim “Ohneschach” sind Schachgebote nur zulässig, wenn sie gleichzeitig mattsetzen.
Messigny 2012, 9. Platz
Letzte 6 Einzelzüge? Ohneschach (14+13)
Übrigens ist der 28. November ein ganz besonderer Problemschach-Geburtstags-Tag: Hans Peter Rehm feiert heute seinen 82. Geburtstag, und wir denken auch an den 135. Geburtstag von Thomas R. Dawson.
Ergänzung zu Ado Kraemer
Ralf Binnewirtz hat seinen Beitrag zu Ado Kraemer und die NS-Zeit um einige Details um “Frau Hindu” ergänzt; auch die findet ihr über die Geschichte Seite.