Bernd Gräfrath

Kaum hatte ich ihn mit dem Retro der Woche 41/2014 als neuen Schwalbe-Vorsitzenden vorgestellt, darf ich ihn heute schon wieder erwähnen und damit herzliche Geburtstags-Glückwünsche nach Mülheim zu Bernd Gräfrath, der ja auch einer der fleißigsten Kommentatoren und Mit-Diskutanten hier im Blog ist, schicken.

Zählt man die Jahre wie die Felder auf dem Schachbrett, so hast du, lieber Bernd, nun die Umwandlungsreihe erreicht…  Da bin ich mal gespannt, ob du dieses “Thema” in deinen nächsten Aufgaben vielleicht aufnehmen willst?

Schönes Feiern heute!

Retro der Woche 43/2014

Gelegentlich wird in Auflöse-Retros nicht einfach nur das „Löse auf!“ gefordert, sondern eine konkrete Frage zur Stellungsentstehung gestellt.

U.a. Wolfgang Dittmann hat darauf hingewiesen, dass solch eine Frage versteckte Bedingungen an die Auflösung enthalten kann, z.B. bei der Frage „Kürzester Weg der sD?“ Denn eine Auflösung mit längerem Weg dieser Dame könnte eine Nebenlösung enthalten oder völlig uninteressant sein. So etwas entwertet natürlich eine Aufgabe nicht, man sollte sich der Bedingung aber bewusst sein.

Auch Nikolai Beluchow stellt in der heutigen Aufgabe solch eine Frage – ist dies auch eine implizite Bedingung?

Nikolai Beluchow
Die Schwalbe 2010, 4. Preis
Letzter Zug des schwarzen Königs? (14+12)

 

Der Lackmustest ist zu versuchen, die Forderung Sinn-erhaltend umzuformulieren: „Löse auf unter der Bedingung, dass die sD den kürzesten Weg nimmt.“ Damit haben wir das Beispiel als Bedingungs-Frage entlarvt. Das klappt bei Nikolai’s Stück nicht: „Löse auf unter der Bedingung, dass der sK mindestens einmal gezogen hat.“ ist keine Einschränkung, denn der sK hat ja offensichtlich schon mehr als einmal gezogen.

Hier fokussiert der Autor also ausschließlich auf eine vielleicht besonders interessante Frage der Auflösung, betont, dass die Antwort eindeutig sein soll – und führt den Löser auf einen wesentlichen Inhalt der Aufgabe.

Betrachten wir wie üblich die Schlagbilanz:

Weiterlesen

Reto Aschwanden 40

Ganz herzliche Glückwünsche gehen heute in die Schweiz nach Zürich, wo Reto Aschwanden seinen 40. Geburtstag feiert.
Reto ist der jüngste Kompositions-Großmeister; er war bei der Titelvergabe gerade einmal 35 Jahre alt. Er ist einer der besten Beweispartie-Komponisten und hat sich auch als Autor von Märchenschachaufgaben einen hervorragenden Namen gemacht, speziell mit seinen hoch komplexen zyklischen Märchen-Zweizügern.

Hier aber wollen wir uns natürlich eine Beweispartie von ihm anschauen: Ich habe ein schon älteres Stück von ihm herausgesucht, das mir immer wieder hervorragend gefällt.

Reto Aschwanden
Probleemblad 2002
Beweispartie in 18 Zügen (13+13)

 

Lösung:
1.b4 Sa6 2.b5 Sc5 3.b6 Sa4 4.bxc7 b5 5.c4 Lb7 6.c8=S Ld5 7.Sxe7 Sxe7 8.c5 Sg6 9.c6 Df6 10.c7 Df3 11.c8=S f6 12.Se7 Lxe7 13.h4 OOO 14.h5 Tde8 15.h6 Ld8 16.hxg7 h5 17.g8=S h4 18.Se7+ Txe7.

Ceriani-Frolkin-Umwandlungen mit drei Springern sind nicht so ungewöhnlich. Hier jedoch haben wir dreimal das Prentos-Thema (Schlag des Ceriani-Frolkin-Steins durch einen Offizier, nicht durch einen Bauern), und das auf immer dem gleichen Feld durch unterschiedliche Steine.

Unglaubliche Eleganz mit ausschließlich thematischen Zügen bei Weiß!

Leider hat Reto sich in der letzten Zeit am Konstruktionsbrett ziemlich rar gemacht – ich hoffe sehr, dass sich das bald wieder ändern wird!

Retro der Woche 42/2014

Auf der Schwalbe-Tagung in Dresden hat Silvio Baier einen Vortrag über das Lois-Thema („Platzwechsel und zurück“) in Beweispartien gehalten. Leider konnte ich den Vortrag nicht mehr vor Ort mitverfolgen, da ich mich wieder auf den Heimweg ins Rheinland machen musste: Meine Befürchtung, dass nach dem langen Feiertags-Wochenende sich die Fahrt recht Stau-intensiv gestalten würde, war leider nicht ganz unbegründet.

Jedoch hat Silvio mir die Aufgaben dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt, und die in seinem Vortrag dritte Aufgabe möchte ich heute vorstellen; auf eine andere dieses Vortrages werde ich später noch zurückkommen.

Michel Caillaud & Joachim Iglesias
J. Lois 60, Turnier 2007, 3. Preis
Beweispartie in 16 Zügen (16+13)

 

Betrachten wir die fehlenden Steine, so sehen wir, dass bei Schwarz zwei Bauern und der weißfeldrige Läufer fehlen. Der muss auf h3 geschlagen worden sein. Der fehlende [sBe7] muss auf der e-Linie geschlagen worden sein, der [sBg7] muss sich auf g1 umgewandelt haben, um dann entweder selbst auf c3 geschlagen zu werden oder den dort geschlagenen schwarzen Stein zu ersetzen.

Weiterlesen

Oktober-Heft der Schwalbe

Da sich der für den Druck und Versand der Zeitschrift verantwortliche bernd ellinghoven zur Zeit noch von einer schweren Erkrankung erholt (auch von dieser Stelle beste Genesungswünsche nach Aachen!!), kann sich die Auslieferung des Oktoberheftes der Schwalbe (Nr. 269) noch verzögern. Ausnahmsweise hat die Vereinigung daher das gesamte Heft vorab als PDF-Datei zum Download zur Verfügung gestellt.

Neben den neun Retro-Urdrucken findet ihr dort natürlich auch viele andere spannende Aufgaben zum Lösen, interessanten Lesestoff und mehrere Preisberichte, darunter auch bereits den Retro-Preisbericht 2013 von Bernd Gräfrath.

Viel Spaß also beim Lesen, Lösen und Kommentieren!

Schwalbe-Tagung beendet

Bei herrlichem Wetter hat, hervorragend organisiert von Frank Reinhold, an diesem langen Wochenende die Schwalbe-Tagung in Dresden stattgefunden.

Sehr schöne Ausflüge und ein gelungenes Rahmenprogramm aus Vorträgen, verschiedenen Löseturnieren und gemeinsamen Abendessen rundeten die Tagung ab. Auch von dieser Stelle noch einmal mein herzliches “Danke schön” an Frank und seine Frau!

Auf der Mitgliederversammlung standen in diesem Jahr wieder Vorstandswahlen auf dem Programm. Drei bisherige Vorstandsmitglieder kandidierten nicht erneut, so dass sich der Vorstand nun anders zusammen setzt: Neuer 1. Vorsitzender und damit Nachfolger von Hans Gruber ist Bernd Gräfrath, neuer Kassenwart und damit Nachfolger von Eberhard Schulze ist Rainer Kuhn, und neuer (technischer) Schriftleiter ist als Nachfolger von Volker Gülke nun Stefan Höning, der den TeX-Satz der Schwalbe nun schon seit etwa 20 Jahren erledigt. Alle anderen Vorstandsmitglieder wurden wiedergewählt.

Im Anschluss an die Vorstandswahlen wurde Hans Gruber auf Vorschlag des neuen 1. Vorsitzenden per Akklamation zum Ehrenvorsitzenden der “Schwalbe” ernannt.

Auf einige Punkte, die unter “Verschiedenes” diskutiert worden sind, werde ich gelegentlich hier noch zurückkommen.

Retro der Woche 41/2014

Bernd Gräfrath, der neue Vorsitzende der Schwalbe, ist wie einige seiner Vorgänger, ein ausgewiesener Retro-Spezialist, was sich zum Beispiel daran zeigt, dass er internationaler Preisrichter für Retros ist.

Das teilt er mit zweien der drei letzten Schwalbe-Vorsitzenden: Wolfgang Dittmann und Hans Gruber. Nur Hemmo Axt ist aus dieser Phalanx ausgebrochen – das allerdings hindert mich nicht daran, ihm ganz herzlich zu seinem heutigen Geburtstag zu gratulieren, den er zum wiederholten Male auf der Schwalbe-Tagung feiern kann.

Bernd hat sich in den letzten Jahren intensiv mit Schlagschach-Beweispartien beschäftigt; bei orthodoxen arbeitet er sehr viel mit Rochade-Darstellungen, speziell den Paradoxa „Pseudo-Rochade“ und „Anti-Rochade“, wie ich die Themen einmal genannt hatte.

Heute möchte ich ein recht leichtes, aber doch bemerkenswertes Stück vorstellen, das mit ganz anderer Thematik daher kommt.

Bernd Gräfrath
Springaren 2009
Beweispartie in 11,5 Zügen (12+15)

 

Hier solltet ihr auch ohne Hinweise von mir einfach das Lösen versuchen… Weiterlesen

Retro der Woche 40/2014

Sieht man über einem Diagramm den Namen Thomas Volet, so wird der kundige Thebaner gleich das wesentliche Thema der Aufgabe erahnen: Schachschutz. Virtuos kann Thomas diesem Thema immer neue Facetten abgewinnen, kann er sehr tiefgründige klassische Retros damit bauen.

Eines davon, das mir sehr gut gefällt, möchte ich hier heute vorstellen:

Thomas Volet
Uralski Problemist 2011, Andrej Frolkin gewidmet
Löse die Stellung auf (13+14)

 

Betrachten wir die Schlagbilanz, so sind die weißen Schläge leicht zu sehen: Bh6xSg7: das kann erst zurückgenommen werden, wenn sich der [Bh7] wieder zu Hause befindet. Dann hat es noch den Schlag Bf3xLe4 gegeben – nur so kann der fehlende schwarze weißfeldrige Läufer wieder ins Spiel gebracht werden.

Da sieht man schon, dass weiße Entschläge im Moment noch nicht möglich sind.

Mit diesen Überlegungen sind dann auch die schwarzen Entschläge schnell prinzipiell klar: Die schwarzen c- und d-Bauern müssen über Kreuz entschlagen, damit ihre weißen Kollegen nach Hause kommen können; ferner gibt es noch den offensichtlichen Entschlag sBaxb.

Weiterlesen