Retro der Woche 26/2014

Vor ein paar Tagen habe ich mal wieder im feenschach-Heft 186 (April-Juni 2011) geblättert – ein richtig schönes „Retro-Heft“, das neben einem interessanten Artikel von Bernd Gräfrath (Begründungsstrategien für Schnoebelen-Damen) noch die Retro-Preisberichte von 2003 (Richter: Thierry Le Gleuher) und 2009 (Richter: Günther Weeth) enthält.

Aus dem erstgenannten Preisbericht möchte ich heute eine Aufgabe vorstellen, die, wenn man sie genau betrachtet, nicht ganz orthodox ist. Die Frage der Aufgabenstellung impliziert nämlich eine Auflösung unter der Bedingung, dass die Damenzüge minimal sind. Demnach muss man die Auflösung so gestalten, dass möglichst wenige Damenzüge gespielt worden sind.

Alexander Zolotarew
feenschach 151 (2003), S.57 3. Preis
Minimale Zahl aller Damenzüge? (10+13)

 

Was schreibt der Preisrichter zu dieser Aufgabe? „Ein ausgefeiltes Werk, das … es verdient, in allen seinen Details von den Lösern ausführlich studiert zu werden.“

Dazu lade ich euch nun ein, indem ich zunächst die Lösung und anschließend den gesamten Kommentar von Thierry zitiere: Ich kann euch nur einladen, seiner Empfehlung zu folgen!
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feenschach Retro-Artikel

Zwei Retro-Artikel der beiden letzten feenschach-Hefte stehen im Internet zum Download (auch für noch-nicht-feenschach-Abonnenten) zur Verfügung:

Auf den Spuren von Karl Fabel von Yoav Ben-Zvi sowie der hier schon mehrfach erwähnte A compilation of some fascinating open problems in the Proof Game genre von Nicolas Dupont.

Beide Artikel findet ihr auf der feenschach Homepage. Viel Spaß beim Lesen!

Retro der Woche 23/2014

Eine im ersten Moment ulkig erscheinende Frage findet sich unter dem heutigen Retro der Woche: „Natürlich steht der schwarze König im Matt, denn der weiße Turm bietet ihm Schach, und dem Schachgebot kann er nicht ausweichen – also Matt.“ Und damit ist die Aufgabe gelöst?

Nein, natürlich nicht – es gilt herauszufinden, ob die Stellung legal ist, ob das Diagramm also ein partiemögliches Matt zeigt.

 

Andrej Kornilow
Uralski Problemist 2004, 1. Preis
Matt? (13+11)

 

Und diese Frage beantwortet sich nicht ganz von selbst, denn der Retroknoten im Nordosten scheint nicht so leicht aufzulösen zu sein: Innerhalb des Knotens sind nur zwei Steine direkt (retro-)beweglich, nämlich der schwarze König und die weiße Dame. Aber das hilft noch nicht weiter, da nach einer Rücknahme eines Königszuges Weiß das Schach nicht aufheben könnte, und eine Zugrücknahme der weißen Dame führte zu einem illegalen Retro-Schach.

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Retro der Woche 21/2014

Im letzten Retro der Woche hatten wir über Betrügerbauern gesprochen, die aus retroanalystischen Gründen wohl von der Linie kommen könnten, auf der sie stehen, unter dem Zeitdruck einer kürzesten Beweispartie allerdings von einer anderen Linie kommen müssen.

Neben der Diskussion hier im Blog erhielt ich auch mehrere Mails zu diesem Thema. So verwies beispielsweise Werner Keym auf unsere heutige Aufgabe und fragte, ob man das Thema nicht Betrügerrochade nennen könne, solle?

 

Edgar Fielder
Fairy Chess Review 1941
Darf Schwarz rochieren? (13+10)

 

Betrachten wir zunächst einmal die erforderlichen Schlagfälle: Der schwarze Tripelbauer auf der c-Linie erklärt die fehlenden weißen Steine, und untere denen muss auch [wBf2] sein. Der aber kann nicht direkt geschlagen worden sein, sondern muss sich umgewandelt haben. Das muss auf b8 passiert sein: Dafür sind vier Schlage erforderlich; zusätzlich gab es noch e2xd3, und [sLf8] wurde wegen der Bauernkonstellation zu Hause geschlagen.
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Retro der Woche 20/2014

Heute gibt es einmal ein ganz anderes „Retro der Woche“ – heute einmal eine Original-Veröffentlichung.

Mit Michael Barth war ich in Diskussion gekommen über ein paar Themen, die er auch schon mit Silvio Baier diskutiert hatte, und ich hatte dann vorgeschlagen, das heutige Stück hier zu bringen.

Damit verfolge ich gleich vier Ziele: Erstens hoffe ich, dass einige Leser sich nun auch als Löser versuchen: Allzu lang ist das Stück nicht, allzu schwer sicherlich erst recht nicht.

Daher mache ich auch gar keine Angaben zum Stück:

 

Michael Barth
Original
Beweispartie in 8,5 Zügen (11+15)

 

Der zweite Grund ist, dass ich euch bitten möchte, Michael und mich auf mögliche Vorgänger aufmerksam zu machen – und der dritte und vierte sind klitzekleine theoretische Diskussionen.

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Retro der Woche 16/2014

Heute möchte ich mit euch zusammen einen Blick zurück in das Jahr 1989, also vor 25 Jahren werfen, eine klassische Auflöse-Aufgabe vorstellen, die mir immer noch sehr gut gefällt, auch wenn sie keine extrem spektakulären Themen enthält, auch wenn die Auflösung nicht in jedem Zug eindeutig vonstatten geht.

 

Alexander Kisljak (B. Klementjew gewidmet)
feenschach 1989, 2.-3. ehr. Erw.
Löse die Stellung auf (14+11)

 

Beginnen wir wie üblich mit der Schlagbilanz: Bei Weiß fehlen zwei Steine; einer wurde auf f6 geschlagen, und dann kann das Schachgebot im Diagramm nur durch einen Schlagfall, also TxXh2+ erklärt werden. Bei Weiß sieht man zunächst nur den Schlagfall dxe3. Da aber der [wBa2] fehlt, muss der sich umgewandelt haben. Das kann nicht auf a8 erfolgen, da er nicht am [sBa7] vorbeikommen konnte, also auf b8 umgewandelt hat. Der sBh4 kann nicht geschlagen haben, kommt also von h7 – und das bedeutet, dass zwei weiße Bauernschläge auf dem Königsflügel, genauer gesagt auf g und h, erfolgen mussten. Dabei konnte niemals der [sBc7] geschlagen werden, der sich auch nicht schlagfrei umwandeln konnte, also auf der c-Linie geschlagen wurde.

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Retro der Woche 14/2014

Zunächst war die Idee aus der Not geboren, nämlich möglichst rasch und trotzdem mit hoher Qualität eine Menge ausstehender feenschach-Preisberichte mit Ersatzrichtern zu erledigen: Dadurch wurde das Richter-Dreamteam Gruber-Ring-Brand geboren.

Wir haben gemerkt, dass das gemeinsame Richten nicht nur effektiv war, sondern gleichzeitig unheimlich viel Spaß machte – und drüber hinaus auch sehr interessante Einblicke in die „Denke“ anderer Richter gab.

Und so haben wir anschließend nicht nur aus der Not heraus, sondern geplant mehrere Turniere (nicht nur für Retros, sondern auch für Hilfsmatt und Märchenschach) gemeinsam gerichtet; dabei haben wir stets die Aufgaben einzeln „bepunktet“ (ähnlich wie beim FIDE-Album) – meist war die Übereinstimmung verblüffend groß. Spannend waren dann eigentlich „nur“ noch die Diskussionen über die Aufgaben, wo die Abweichungen größer waren. Aber immer sind wir zu einer einvernehmlichen Reihung gekommen.

So auch beim feenschach Retro-Informalturnier 2012, aus dem ich heute eine Aufgabe vorstellen möchte, die meiner Meinung nach ideal zum Selbstlösen auch für noch nicht so erfahrene Retrolöser ist: Gerade die geforderte Eindeutigkeit der letzten Züge sollte es noch ein wenig einfacher machen.

 

Gerald Ettl
feenschach 2012 (A. Kornilow in memoriam), 4. Lob
Letzte 24 Einzelzüge? (15+12)

 

Wenn ihr lösen wollt, solltet ihr euch folgende Fragen stellen: Welche Steine fehlen? Wo wurden sie geschlagen? Gab es Umwandlungen, wenn ja: wo? Wie kann der Retroknoten aufgelöst werden? Was ist Voraussetzung dafür?

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Schwalbe und feenschach

Heute, am 25. März, hatte ich schon das April-Heft der Schwalbe im Briefkasten — und nicht nur das: Auch zwei feenschach-Hefte (f-204 und f-205) waren dabei!

Alle drei Hefte bieten großartigen Lese- und Lösestoff für uns Retrofreunde; nur ein paar Artikel möchte ich besonders erwähnen:

In der Schwalbe ein Einführungsartikel zu Anticirce-Procas von Andreas Thoma sowie der Beitrag von Bern Schwarzkopf zu Tempoverlustspielen; in feenschach zum Beispiel ein Artikel über eine Aufgabe von Karl Fabel, Preisbericht und Artikel zu A→B-Schach, zu Basisplänen in logischen VRZ-Procas, zu elsässischen Beweispartien — und bereits der Preisbericht zu den 2012er feenschach-Retro-Urdrucken.

Jede Menge interessante Themen also — viel Spaß!