Retro der Woche 20/2013

Heute gehen meine herzlichen Glückwünsche nach Kiew, wo Andrej Frolkin Geburtstag feiert!

Andrej ist euch allen als hervorragender Komponist bekannt, der sich sowohl mit Beweispartien als auch mit klassischen Retros beschäftigt und einen gelegentlichen Ausflug ins Märchenschach nicht scheut.

Darüber hinaus ist er auch als vielleicht bedeutendster “Retro-Schreiber” geschätzt: Hier möchte ich nicht nur seine Koprodultion mit Gerd Wilts aus dem Jahre 1991 “Shortest Proof Games — The Rubic’s Cube of a Chess Player” erwähnen, in der die beiden 160 Beweispartien (das waren damals beinahe alle bekannten!) zusammen gestellt haben. Darüber hinaus hat er (häufig mit seinem viel zu früh verstobenen Freund Andrej Kornilow) viele Retro-Aufsätze geschrieben, die häufig in der Schwalbe und in feenschach erschienen sind; seit einigen Jahren ist er fester Mitarbeiter bei feenschach.

Besonders möchte ich euch zur Feier des Tages noch einmal das feenschach-Heft 192 (März-April 2012) ans Herz legen, das Andrej mit seinen Beiträgen beinahe allein gestaltet hat. Oder genießt in f-177 (Juli-September 2009) noch einmal seinen Aufsatz “Fairy Chess Insights from the Artist Olga Arefieva”.

Durch die Arbeit für feenschach und Die Schwalbe hatte ich in den letzten Jahren das Vergnügen, in engeren Kontakt zu Andrej zu kommen, und so haben wir festgestellt, dass wir über Schach hinaus weitere Gemeinsamkeiten haben, beispielsweise unser Interesse an Fotografie.

Lieber Andrej, für dein neues Lebensjahr wünsche ich dir auch im Namen aller Blog-Leser alles Gute, vor allen Dingen natürlich Gesundheit — und ich freue mich auf weitere gemeinsame Aktivitäten mit dir!

Ich habe von Andrej ein recht aktuelles Stück herausgesucht, das mir schon mehrfach (als Preisrichter in MatPlus, beim WCCI) begegnet ist, und das mir immer wieder wegen seiner Klarheit gut gefällt. Der MatPlus Preisbericht ist fertig, aber noch nicht erschienen, so dass ich eine Auszeichnung hier noch nicht verraten möchte.

Andrej Frolkin
MatPlus 2010
Löse die Stellung auf (15+11)

Beginnen wir wie üblich mit der Inventur: Der fehlende weiße Springer wurde von [h7] auf g5 oder g6 geschlagen; vier der fehlenden fünf schwarzen Steine durch die Bauern auf f7 (ursprünglicher c-Bauer) sowie durch axb3. Unter diesen Schlagopfern kann allerdings nicht der schwarze c-Bauer sein, da er sich nicht schlagfrei umwandlen konnte.
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FIDE-Album 2004-2006

Das FIDE-Album für die Jahre 2004 bis 2006 ist erschienen! Nach den vorläufigen Resultaten enthält es 1.367 Aufgaben, davon 77 Retros.

Der Bücherwart der Schwalbe, Ralf Krätschmer, hat sich bereit erklärt, eine Sammelbestellung zu organisieren; wenn ihr Interesse daran habt, über ihn zu bestellen, so meldet euch bei ihm (Mail: ralf.kraetschmer(at)t-online.de). Das Albumm kostet 45 EURO, hinzu kommen noch die Portokosten.

Übrigens lohnt es nicht nur wegen der Schwalbe-Bücherliste, einmal Ralfs Homepage zu besuchen: Ziemlich unscheinbar finden sich dort auf der linken Seite verschiedene sehr interessante Beiträge; speziell die Rubriken “Personen” und “Papier” empfehle ich euch dringend, besonders wenn ihr euch auch für neudeutsche Schachprobleme und deren Geschichte interessiert.

Viel Spaß beim Stöbern dort und im FIDE-Album!

Retro der Woche 11/2013

In seinem Aufsatz “Beckmesser versus Stolzing Reflexionen zur Legalität unter der Anticirce-Bedingung” (feenschach 144, November-Dezember 2001, S. 275-277) beschäftigte sich Klaus Wenda mit Fragen der Legalität von Stellungen in Märchenschachaufgaben am Beispiel der Anticirce-Bedingung.

Bei Anticirce wird der Schläger (nicht das Schlagopfer wie beim “normalen” Circe)  circensisch auf sein Feld in der Partieausgangsstellung zurückversetzt, der geschlagene Stein verschwindet. Ist dieses Feld besetzt, ist der Schlag nicht möglich. Ein schlagender wK erscheint also auf e1, eine schlagende sD auf d8. Beim Läufer ist das Ursprungsfeld aufgrund seiner Felderfarbe klar, bei Türmen und Springern nimmt man die Farbe des Zielfelds als Kriterium: Schlägt ein sT also nach b3, so wird er auf a8 “wiedergeboren”, bei einem Schlag nach b4 würde er auf h8 wiedererstehen. Für Bauern bestimmt die Reihe ihres Schlages das Wiedererstehungsfeld: Bei e4xd5 kommt der weiße Bauer also nach d2 zurück.

Nach dieser Definition ist unklar, ob ein Stein auf ihr Ursprungsfeld schlagen darf: Ist dies verboten (“Das Ursprungsfeld ist ja besetzt”), so spricht man vom “Typ Cheylan”; ist dies erlaubt (“Das Ursprungsfeld wird durch den Schlag ja frei”), so spricht man vom “Typ Calvet”.

Aus diesen Regeln ergibt sich z.B. dass eine Stellung wBe6, sBe4 illegal ist, d.h. unter Anwendung der Anticirce-Regel nicht erspielt werden kann (warum?).

Für “Vorwärtsspiel”-Aufgaben ist das eigentlich nicht wichtig, da “Legalität” von Stellungen normalerweise bei Märchenaufgaben nicht betracht wird. Anders aber ist es natürlich bei Märchen-Retros! Und dort können solche Fragen gar thematisch werden.

Dies wollte Klaus Wenda in seinem erwähnten Aufsatz an Hand eines “kleinen Schemas” in Form eines Verteidigungsrückzügers vom Typ Proca zeigen.

Klaus Wenda
KW/3v 144 feenschach 2001, Lob
S#1 vor 2 Zügen, VRZ Proca, Anticirce Typ Cheylan (6+3)

sKa1 steht nicht im Schach, da d1 besetzt ist (also kein Dame-Schach) und auch a1 besetzt ist (Typ Cheylan, kein Turmaschach).
Der weiße König ist im Retrospiel auf e1 sehr mächtig, da er überall auf dem Brett einen beliebigen Schlagzug zurücknehmen kann (, nach dem er dann auf e1 gelandet ist).

Nun werden also drei Einzelzüge zurückgenommen (Weiß, Schwarz, Weiß), nach denen Weiß sein Selbstmatt erzwingen will. Und das geschieht so:
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Die Schwalbe Dezember 2012 erschienen

Die Schwalbe holt kräftig auf; nun ist auch das Dezemberheft 2012 erschienen.

Ein wichtiges Thema ist der 70. Geburtstag von Hans Peter Rehm, dem verschiedene Beiträge gewidmet sind. Aus einem davon möchte ich eine Aufgabe zitieren — zur Abwechslung mal kein Retro, sondern ein Hilfsmatt, das aber auch einen Bezug zum Haupt-Thema dieser Seite hat:

Hans Peter Rehm, Fadil Abdurahmanovic, Zdravko Maslar, bernd ellinghoven
feenschach 2005, 1. Preis
Hilfsmatt in 6 Zügen (2+11)

Hier sehen wir “Platzwechsel und zurück” mit der tollen Lösung 1.Sf4+ Kf3 2.Ke6 Ke4 3.Sd5 Kd3 4.Sc7+ Kxc3 5.Kd5 Kd3 6.Se6 c4#, gleichzeitig noch einen Rundlauf des schwarzen Springers.

Das Haupt-Thema dieser Aufgabe, der zurückgenommene Platzwechsel, ist in der letzten Zeit auch in Beweispartien realisiert worden und firmiert dort unter dem Begriff Lois-Thema.

Persönlich hat mir auch der Aufsatz des Ehrenvorsitzenden der Schwalbe, Hemmo Axt über Verführungen im Hilfsmatt sehr gut gefallen, der eine Erweiterung seines Vortrages in Traunstein auf der letztjährigen Schwalbe-Tagung darstellt. Daneben gibt es natürlich jede Menge weiteren interessanten Lesestoff auf insgesamt 56 Seiten.

Die vorletzte Seite des Hefte enthält die Ankündigung der und gleichzeitig Einladung zur Schwalbetagung 2013 (4. bis 6. Oktober in Sindelfingen); Details findet ihr hier auf meiner Seite.

Retro der Woche 9/2013

Und schon wieder gilt es, mit einem Glückwunsch zum Geburtstag zu beginnen: Am gestrigen Samstag (23. Februar) konnte Gerd Wilts den Beginn des nächsten Lebensjahrs feiern: Von mir und sicher allen Lesern hier alles Gute fürs neue Lebensjahr!

Gerd Wilts ist der Vater und Betreiber der Problem Data Base, einer schier unerschöpflichen Quelle nicht nur für Retrofreunde. Verschiedene Sammlungen sind in der Zwischenzeit dort digitalisiert und stehen damit der problemschachlichen Allgemeinheit  zur Verfügung: Sei es die berühmte “Niemann-Hilfsmatt-Sammlung”, seien es die Felber’schen Miniaturen oder die Reflexmatts von Paul Valois, um nur einige zu nennen.

Schon 1991, also gerade mal als Twen, hat Gerd Wilts zusammen mit Andrej Frolkin das Buch “Shortest Proof Games — The Rubik’s Cube of a Chess Player” veröffentlicht: A collection of more than 160 Shortest Proof Games. Damit waren die meisten der bis dahin erschienenen dualfreien Beweispartien erfasst — allein daran kann man ermessen, welch gigantische Entwicklung dieses Genre in den letzten gut 20 Jahren genommen hat. Das Büchlein der beiden, heute eine längst vergriffene Rarität, hat sicherlich nicht unwesentlich dazu beigetragen.

In dem Buch ist unsere heutige Aufgabe der Woche von Gerd Wilts als Original erschienen.

Gerd Wilts
31 Shortest Proof Games 11/1991
Beweispartie in 17 Zügen (14+16)

Beginnen wir wie üblich mit der Inventur: Schwarz hat noch “alle Mann an Bord”, während bei Weiß optisch der d- und der g-Bauer fehlen.
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Schwalbe Oktober 2012 erschienen

“Endlich” möchte man sagen ist das Oktoberheft 2012 der Schwalbe erschienen: Verschiedene Umstände hatten zu dieser Verzögerung geführt; nun ist aber zu erwarten, dass die Dezemberausgabe (und auch das Februarheft 2013)  relativ zügig erscheinen werden.

Viel interessanten Lesestoff gibt es selbstverständlich wieder, neun Retro-Urdrucke, von denen zwei Stücke der “Mathematik” Untergruppe zuzuordnen sind. Ich freue mich über jeden Kommentar zu den Aufgaben; besonders auch von Retrofreunden, die bisher ihre Lösungen und Kommentare noch nicht eingesendet haben? Ihr müsst ja nicht jede Aufgabe lösen…

Besonders hinweisen möchte ich auch auf die Bücher-Versteigerung, zu der die Liste dem Heft beiliegt. Da solltet ihr noch das eine oder andere Schätzchen finden?! Viel Erfolg beim Steigern!

Retro der Woche 4/2013

Am 23. November letzten Jahres ist wenige Tage nach seinem 52. Geburtstag der amerikanische Problemist Dan Meinking plötzlich verstorben.

Dan war einer der Mitbegründer und ersten Mitarbeiter von StrateGems und ein bedeutender Komponist auf beinahe allen Feldern des Problemschachs; unter anderem hat er erst kürzlich den Paradenserienzüger erfunden, siehe dazu den Übrsichtsartikel von Arno Tüngler in feenschach Heft 181.

Der Nachruf von Mike Prcic im Januar-März Heft 2013 von StrateGems enthält eine Auswahl von 24 Problemen — und den Hinweis auf eine Zusammenstellung seiner besten Aufgaben im Internet, die ich euch wärmstens ans Herz lege.

Darin finden sich auch 17 Beweispartien; die kürzeste davon möchte ich heute vorstellen.

Dan Meinking (nach Satoshi Hashimoto)
Donati-50 Jubiläumsturnier 2002, ehrende Erwähnung
Beweispartie in 9,5 Zügen (14+15) C+

Dem Schwarzen fehlt aus der Partieanfangsstellung nur der c-Bauer, den Weiß irgendwie geschlagen haben muss. Unter Berücksichtigung der Rochade benötigt Weiß bereits neun Züge, um seine Steine auf die Diagrammposition zu bringen; die beiden fehlenden weißen Steine, nämlich der B-Bauer und die Dame, können also zusammen maximal einmal gezogen haben.
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