Retro der Woche 39/2025

Erst als wir den Retro-Preisbericht für 2019-2020 für The Problemist fertiggestellt hatten (siehe Retro der Woche 38/2025), fielen Ulrich Ring, Hans Gruber und mir eine Kuriosität auf: Die Preise und ehrenden Erwähnungen hatten wir ausschließlich an orthodoxe Retros vergeben, die Lobe ausschließlich an Märchen-Retros!

Eines davon möchte ich euch heute vorstellen, euch zum Selbst-Lösen einladen und anregen.

Anna O’Donovan †
The Problemist 2019, 1. Lob 2019-2020
Beweispartie in 8,5 Zügen, Punktspiegelung (16+16)

 
Das Schwalbe -Märchenlexikon definiert die Bedingung „Punktspiegelung“ (Point Reflection) so:

„Stehen zwei Steine (beliebiger Farbe, Könige eingeschlossen) auf Feldern, die punktsymmetrisch bezüglich der Brettmittelpunkts zueinander sind (z.B. a1-h8, b3-g6), tauschen sie ihre Zug-, Schlag- und Wirkkräfte (behalten aber die Farbe, die Bauernzugrichtung und evtl. königliche Eigenschaften bei). Ein Bauer auf der ersten Reihe kann nicht selbstständig ziehen, sein korrespondierender Stein auf der achten Reihe daher auch nicht. Die Rochade ist nur mit nicht-gespiegelten Figuren (König, Turm) möglich. Nur nicht-gespiegelte Bauern können en passant schlagen.“

So wäre im Diagramm Ke1-e4 möglich, da der König auf e1 die Kraft der schwarzen Dame auf d8 übernimmt.

Wie können wir nun eine Lösungsidee bekommen?

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Retro der Woche 38/2025

14.9.25: Diagrammfehler korrigiert! Dank an Silvio Baier für den Hinweis.

Als der ursprünglich vorgesehene Preisrichter für das Retro-Informalturnier 2019-2020 von The Problemist aus gesundheitlichen Gründen dieses Amt zurückgeben musste, fragt Redakteur Richard Dunn bei Hans Gruber nach, ob er das Richten übernehmen könne? Dem filel sofort ein, dass ein Dreierteam schon viele Turniere gemeinsam gerichtet und immer Freude dabei gehabt hatte — und so fragte er gleich bei Ulrich Ring und mir nach,, ob dieses Dreigestirn wieder gemeinsam richten solle?

Und wir waren sofort dabei; unser Bericht ist nun im Septemberheft erschienen.

37 Aufgaben nehmen am Turnier teil: 13 orthodoxe und 14 Märchen-Beweispartien sowie 10 weitere Retros. Schauen wir uns den ersten Preis an:

Michel Caillaud
The Problemist 2019, 1. Preis 2019-2020
Beweispartie in 28 Zügen (13+12)

 
Die Linien a bis c sind komplett bauernfrei, andererseits zeigt bereits die Bauernkonstellation auf der g- und der h-Linie, dass verschiedene Umwandlungen geschehen sein müssen, denn es fehlen im Diagramm ausschließlich Bauern — und die können eben dort nicht geschlagen worden sein.

Solche Aufgaben sind normalerweise extrem schwer zu lösen (und so dürfte es auch hier sein), gerade wenn so viele Züge noch frei sind. Dennoch ist das Zählen der sichtbaren Züge auch hier hilfreich: Bei Weiß sehen wir 3+1+1+6+2+2=15 Züge — das zeigt, dass maximal (und auch minimal (siehe sBh5!) zwei weiße Umwandlungen geschehen konnten. Übrigens ändert sich an der Summe auch nichts, wenn wir von weißer langer Rochade ausgehen: Dann haben wir 2+2 sichtbare Königs- und Turmzüge anstatt 3+1.

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Retro der Woche 37/2025

In dieser Woche sind die beiden feenschach -Hefte 261 und 262 erschienen, die aus verschiedenen nachvollziehbaren Gründen ungewöhnlich lange beim Drucker gelegen hatten. sie enthalten auch die Andernach-2025 Berichterstattung; aus dem dortigen Kompositionsturnier mit dem Thema „Alice-Schach“ zum Gedenken an René J. Millour möchte ich euch hier den ersten Preis vorstellen.

Das Schwalbe-Lexikon definiert Alice-Schach: „Es wird auf zwei 8×8-Brettern gespielt: Bretter A und B. Nach jedem Zug (wahlweise auf einem der beiden Bretter) wird der gezogene Stein als unmittelbare Zugfolge auf das analoge leere Feld des anderen Brettes versetzt. Ist das zugehörige Feld nicht leer, wäre der entsprechende Zug illegal. Ein Schlagfall ist also nur auf demjenigen Brett möglich, auf dem der Zug auch startete. Geschlagene Steine verschwinden vom Brett. Der König darf durch einen Zug seiner Partei weder vor dem Brettwechsel des Zugsteines noch danach einem Schachgebot auf seinem Brett im herkömmlichen Sinne ausgesetzt sein. In der Partieanfangsstellung stehen alle 32 Steine auf Brett A.“

Für die Darstellung des „Doppelbretts“ reicht eins aus: Da ja jeder Stein auf ein freies Feld auf dem anderen Brett gestellt wird, kann man etwa die Steine auf Brett B durch umgedrehte Symbole darstellen; so machen wir es hier auch, und so hat es auch René J. Millour stets gemacht.

Dirk Borst & Joost Michielsen
Andernach 2025, Millour-Gedenkturnier
Beweispartie in 22,5 Zügen, Alice-Schach (15+14)

 

Bei Weiß fehlt nur der [Lf1], der nie gezogen haben kann. Trotzdem stehen alle weißen Steine auf dem A-Brett, obgleich Weiß eine ungerade Zahl von Zügen gemacht hat. Das ist nur in zwei Fällen möglich: Wenn ein weißer Stein auf dem B-Brett geschlagen wurde, was hier ausscheidet — oder wenn Weiß rochiert hat, denn dabei werden König und Turm auf das B-Brett gebracht.

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Chinesische Retros

Habt ihr euch schon mal chinesisches Schach Xiang Qi angeschaut? Ein echtes “Märchenbrett”: 9×10 Felder mit höchst originellen Zugeinschränkungen, Figuren, die teilweise ans mittelalterliche Schach erinnern und andererseits den Pao als regulären Stein enthalten, eine völlig andere Art von Anfangsstellung als in “unserem” Schach: Sehr spannend also.

Und noch spannender: Alain Brobecker hat damit Retros, sprich: Lastmover, gebaut, und die sind nicht nur interessant, sondern bilden auch gerade für uns Retrofreunde eine tolle Einführung in diese interessante Schachart.

Schaut doch mal vorbei — und löst einige der chinesischen Retros — viel Spaß dabei!

LZ Preisbericht

Im März hatte ich hier die Ausschreibung zum Jubiläumsturnier der Lüneburger Landeszeitung veröffentlicht: die drei „Sonderzüge“ des Valladao-Task sollten über drei Phasen verteilt gezeigt werden. Nun ist bereits der Preisbericht erschienen. Und wirklich hat zumindest eine Aufgabe Retroinhalte: Ach ja — könnt ihr dann „zwischendurch“ auch die Sinnfrage zum 8. Lob beantworten? Hier findet ihr dann die Antwort in einer Woche.

OK — die Antwort findet ihr nun schon im Kommentar von Walter Lindenthal