Retro der Woche 13/2022

Bleiben wir noch bei den Schwalbe-Retros des Jahrgangs 2015. Daraus möchte ich euch heute das aus meiner Sicht absolute Glanzstück, den ersten Preis aus der Abteilung der klassischen Retros vorführen – „ein Werk von nahezu epischer Breite“ (Preisrichter Mario Richter).

Dmitrij Baibikov
Die Schwalbe 2015, W. Dittmann zum Gedenken, 1. Preis
#1 vor 187 Zügen, VRZ (10+15)

 

Das ist eine herausfordernde Zügezahl, aber das Stück erschießt sich nicht ganz so schwer. Auffällig sind die schwarzen Bauern im Südwesten, die viele Rückzüge haben, und auffällig sind die Türme auf der h-Linie. Könnte Weiß den Schwarzen zur Rücknahme von Th8-h7 zwingen, wäre schon Schluss: Dann nämlich R 1.Th7-h6 & vor: Sh6#.

Damit ahnen wir vielleicht: Es wird zu Tempoduellen auf der h-Linie kommen, wo Schwarz dann zur Rücknahme eines Bauernzuges gezwungen ist, um die Illegalität wegen dreifach gleicher Stellung zu verhindern – und wenn das nicht mehr geht, dann ist es wie schon beschrieben zu Ende.

Betrachten wir noch die Schlagfälle: 10 (im Diagramm) + 6 (sBc:wBb, sBd:c, sBe:f, sBf:e, sBh7:g6, wBa auf seiner Linie geschlagen, wBh umgewandelt) = 16. Schwarz: 15 (im Diagramm) + 1 (wBc:Sd) = 16.
Wenn ihr selbst zu lösen versuchen wollt zu lösen (ich kann es euch eigentlich nur empfehlen!), dann wartet noch mit dem Klick auf „Weiterlesen“, denn dort bringe ich sofort die gesamte Lösung, die ich der Schwalbe-Lösungsbesprechung entnommen habe.
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Retro der Woche 19/2014

Ich hatte kürzlich auf die Online-Verfügbarkeit aller Ausgaben von Thema Danicum hingewiesen und erwähnt, dass dort auch Retros zu finden sind. Hervorragende sogar, wie man an der heutigen Aufgabe sehen kann, die ich dem Preisbericht aus dem allerletzten TD-Heft entnommen habe. Dabei ist anzumerken, dass Retros hier stets zusammen mit den Märchenaufgaben bewertet wurden.

Umso überraschender erscheint dann der erste Preis gegen starke Märchen-Konkurrenz –- vielleicht aber doch nicht so überraschend, wenn man das Thema der Beweispartie und den Preisrichter kennt…

Gianni Donati
Thema Danicum 2006 (für LM), 1. Preis
Beweispartie in 24 Zügen (12+16)

 

Schauen wir uns die schwarze Bauernstruktur an, so sehen wir sofort zwei Schläge (exdxc), ferner muss [wBb2] auf der b-Linie geschlagen worden sein. Wenn wir nun schwarze Züge zählen, so kommen wir bereits auf 24 (3+2+3+5+4+7); dabei müssen wir berücksichtigen, dass sTh3 drei Züge von h8 brauchte; Kreuzschläge auf der g- und h-Linie scheiden wegen des nur noch einen fehlenden weißen Steins aus.

Ebenso stellen wir fest, dass [wBb2] zu Hause geschlagen wurde, da bei den minimalen schwarzen Zugwegen nur sLb2 die b-Linie betreten haben konnte.

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Retro der Woche 01/2014

Für die Zeit des Jahreswechsels, zu dem man ja immer wieder über den Begriff der „Zeit“ nachdenkt, möchte ich euch eine Aufgabe vorführen, die genau diese Frage thematisiert, die ich gleichzeitig als unglaublich witzig empfand, als ich sie zum ersten Male sah.

 

Guy Sobrecases
diagrammes 2010
Beweispartie in 20,5 Zügen (15+14)

 

Das Zählen der Züge des Weißen zeigt, dass er keine Zeit zu verschenken hat: Bedenkt man, dass der einzig fehlende weiße Stein zwei Züge brauchte, dass der wTc8 ja vorher auf b8 gestanden haben muss, dass der [wSg1] dem [wTh1] hat Platz machen müssen, so sieht man, das Weiß seine Züge komplett ausgeschöpft hat.

Anders schaut es bei Schwarz aus: Da ist noch jede Menge frei, selbst wenn einem auffällt, dass wir auch dort einige Rückkehren sehen, denn der wTc8 muss über d8 nach b8 marschiert sein – also haben [sKe8]und [sLc8] Platz machen müssen, sind die beiden zurück gekehrt.

Aber besonders spannend fand ich bei meinen Löseversuchen die Frage, was Schwarz ansonsten, vor allen Dingen am Anfang der Partie gezogen hat, dann davon ist ja gar nichts zu sehen! Versucht euch das einmal zu überlegen, bevor ihr weiter lest!

 

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