Retro der Woche 29/2013

Ich habe 2013 das Vergnügen, in StrateGems beide Retro-Untergruppen (Beweispartien sowie alle anderen Retros) zu richten: Dies ist sicherlich keine leichte Aufgabe, da der Retroteil von StrateGems einer der qualitativ bestbeschickten weltweit ist. Aber das macht natürlich viel mehr Spaß, als ein Turnier zu richten, in dem man kaum auszeichnungswürdige Aufgaben findet: Vor diesem Problem werde ich hier sicherlich nicht stehen!

Aus dem diesjährigen ersten Heft habe ich eine Beweispartie ausgesucht, die sicherlich nicht allzu leicht zu lösen ist und die nicht so ganz dem momentanen Mainstream folgt und bestimmte (Umwandlungs)-Themen mehrfach setzt und kombiniert. Hier haben wir es eher mit einem Potpourri attraktiver Einzelthemen zu tun, die uns der finnische Autor präsentiert.

Unto Heinonen
P0347 StrateGems 2013
Beweispartie in 17,5 Zügen (15+14)

Wie meistens gibt die Bauernstellung die ersten Hinweise auf einen möglichen Lösungsverlauf: Bei Schwarz fehlen zwei Bauern, die aber nicht auf e3 bzw. auf der g-Linie geschlagen werden konnten: Der [sBh7] konnte nämlich nicht nach g4 oder g5 schlagen, da der [wBa2] als einziger weißer Stein fehlt: Der allerdings konnte sich nicht umwandeln, da hierfür ein weiterer Schlag erforderlich wäre, der nicht zur Verfügung steht.
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WFCC Relaunch

Vierzehn Jahre lang hat Hannu Harkola die Web-Site der World Federation for Chess Composition (WFCC) bzw. deren Vorgängerorganisation Permanent Commission for Chess Composition (PCCC) hervorragend betreut.

Im Mai 2013 hat er diese Aufgabe an Julia Vysotska übergeben, die sich in der Problemschach-Szene mit ihrem Blog juliasfairies innerhalb kürzester Zeit einen Namen gemacht hat. Diese Staffel-Übergabe ist einhergegangen mit einer neuen Web-Adresse (nun www.wfcc.ch) und einem kompletten Relaunch der Seite.

Sehr aktuell ist zur Zeit beispielsweise die Berichterstattung über die Ergebnisse des gerade abgeschlossenen Kompositions-Einzelweltmeisterschaft WCCI 2010-2012.

Schaut mal vorbei; ich jedenfalls habe diese Seite nun in meinem regelmäßigen “Klick-Programm”.

Retro der Woche 28/2013

StrateGems ist üblicherweise nicht nur sehr pünktlich (das aktuelle Juli-Septemberheft 2013 hatte ich am 1. Juli im Briefkasten), sondern auch sehr schnell mit seinen Preisberichten: So enhtält dieses Heft nicht nur den Retro-Preisbericht von 2010 (1. Preis an Günther Weeth mit einem großartigen AC-Proca, Richter: Gerd Wilts), sondern auch schon der Retro-Preisbericht des Jahres 2012!! Richter war hier Henrik Juel.

Der erste Preis ging an ein sehr schönes klassisches Retro:

Nikolai Beluchow & Andrej Frolkin
R0191 StrateGems 2012, Michel Caillaud gewidmet
Löse auf (15+14)

 

Der riesige Retroknoten im Westen und Norden kann nur nach der Rücknahme von e2xd3 aufgelöst werden; beginnen wir also mit der Inventur: Wegen der im Diagramm fehlenden Bauern auf der h-Linie muss dort bzw. auf der g-Linie irgendetwas geschlagen worden sein. Bei der Klärung dieser Frage hilft nun, dass Schwarz über zwei weißfeldrige Läufer verfügt; einer muss also durch Umwandlung entstanden sein. Und diese Umwandlung konnte nur auf h1 erfolgen.

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Preisberichte von Problemschachtreffen

Die beiden traditionellen Problemschachtreffen über Christi Himmelfahrt in Andernach (heuer zum 39. Male) und in Messigny (heuer zum 34. Male) über Pfingsten sind schon wieder eine Weile vorbei, und nun sind im Internet die Preisberichte der dort durchgeführten Turniere vorab veröffentlicht worden.

Ihr könnt sie für Andernach und für Messigny herunterladen; ich wünsche euch viel Spaß bei der Lektüre!

Ein Monat Zeit

Ein Monat Zeit bleibt euch noch, euch an den Thematurnieren zur Feier der runden Geburtstage von Hemmo Axt, Hans Peter Rehm und Zdravko Maslar zu beteiligen: Einsendeschluss für alle drei Turniere ist der 31. Juli 2013.

Die Themen aller drei Turniere dürfen sowohl in ortho- wie heterodoxen Problemen dargestellt werden, im Vorwärtsspiel wie in Retros. Schaut doch einmal in die Ausschreibung — vielleicht fällt euch ja noch eine tolle Aufgabe ein?!

Nach Hause…

Nicolas Dupont hat bei “chessproblems.ca” ein Thematurnier ausgeschrieben für Aufgaben mit der von ihm erfundenen Bedingung Back-Home (englischer Begriff, im französischen Original Retour) — und ich schlage vor, dass wir im Deutschen den französischen Original-Begriff verwenden.

Während E.T. nach Hause telefonieren wollte, müssen bei Retour-Aufgaben Steine, wenn dies legal möglich ist, auf ihr Ursprungsfeld in der Diagrammstellung ziehen, bei mehreren möglichen Retour-Zügen hat der Ziehende freie Auswahl. Für Umwandlungsfiguren gilt die Diagrammposition des Bauern, der sich umgewandelt hat.

Nach dem Willen des Erfinders hat diese Retour-Regel sogar Vorrang vor Schachgeboten; dies will ich an einem kleinen Beispiel erläutern: wTd1, wBf6, sKe8 — Schach in einem Zug, Retour.

1.Td8? ist kein Schachgebot, sondern nur eine Verführung, denn Weiß muss ja in seinem nächsten Zug zurück nach d1. Deshalb kann Schwarz ganz ruhig z.B. 1.– Kf8 ziehen, nicht jedoch 1.– Kd7??, denn dies wäre Selbstschach, da der König dem Turm seinen Rückweg nach d1 versperren würde. Somit löst nur 1.f7+, denn der Bauer kann nicht legal wieder nach f6 ziehen.

Ein Beweispartie-Beispiel aus der Ausschreibung:

Nicolas Dupont
J.-M. Trillon Gedenkturnier 2012, 1. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 13,5 Zügen, Retour (16+15)

Lösung: 1.e4 a5 2.e5 a5 3.e6 Ta5 4.La6 (versperrt den Rückweg) 4.– Te5+ 5.Se2 d5 6.0-0 Dd6 7.exf7+ Kd7 (die sD kann nun nicht nach Hause) 8.f4 Db6 (nicht sofort 8.– Kc6?? — und warum nun noch nicht 9.Kf2?) 9.f5 Kc6 (Und nun beginnt das Aufräumen bei Weiß.) 10.Kf2 Kb6 11.Th1 Ka7 12.Sg1 Ka8 13. Lf1 Ld7 14.Ke1.

Das Turnier ist in drei Gruppen ausgeschrieben, die dritte fordert Beweispartien, Richter hierfür ich Michel Caillaud. Die genaue Ausschreibung könnt ihr bei chessproblems.ca herunterladen, die Einsende-Formalitäten und Termine findet ihr wie üblich auch im Problemschach-Kalender.

Nun viel Spaß mit Experimenten mit dieser interessanten neuen Märchenart!

Retro der Woche 27/2013

Wenn wir hier im Blog bisher über Verteidigungsrückzüger gesprochen haben, dann quasi ausschließlich über den Typ Proca: Hier entscheidet die zurück nehmende Partei über die Art eines möglichen Entschlags.

Im Typ Høeg, der etwa gleichzeitig mit dem Proca-Typ etwa 1923/24 entstanden ist, entscheidet die Gegenseite über die Art eines möglichen Entschlages; in beiden Fällen müssen solche entschläge selbstverständlich wieder zu legalen Stellungen führen.

Der große Thomas R. Dawson meinte, der Høeg-Typ sei logischer und für Probleme besser geeignet als der Proca-Typ, doch nachdem beide Typen gut 50 Jahre mehr oder weniger im Dornröschenschlaf verbracht hatten, begannen in den späten 70er Jahren des letzten Jahrhunderts mehrere Komponisten, sich intensiver mit dem Proca-Typ zu beschäftigen; hier muss ganz besonders Wolfgang Dittmann erwähnt werden, aber auch Nikita Plaksin.

Im Wolfgang-Dittmann-Geburtstagsturnier sind nun Vertreidigungsrückzüger (VRZ) mit logischem Inhalt gefordert; explizit beschränkt dies sich nicht auf den Typ Proca. Darum möchte ich hier und heute einen Høeg-VRZ vorstellen, der trotz der Zuglänge nicht allzu schwer zu durchschauen ist:

Per Grevlund
feenschach 1974, 1. ehrende Erwähnung
#1 vor 7 Zügen, VRZ Høeg (4+3)

Zieht wSh8 beliebig, so kann Schwarz auf h8 z.B. eine schwarze Dame entschlagen und damit seine Verteidigungskräfte signifikant stärken. Andererseits darf auch Schwarz nicht einfach seinen Springer ziehen, denn dann reagiert Weiß ebenfalls mit dem Entschlag einer Dame und setzt damit dann sofort matt.
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StrateGems wieder im Netz

Lange Zeit war die Zeitschrift der US-amerikanischen Problemschachvereinigung “Good Companions”, StrateGems, nicht über das Internet zu erreichen; nun ist die Site wieder online: Hier ist der Link.

Hier werden im Moment die Mitarbeiter vorgestellt, es können aktuelle Preisberichte herunter geladen werden, die einzelnen Abteilungen stellen sich vor; selbstverständlich gibt es Errata- und News-Bereiche, und auch ein Buchversand ist anschlossen.

Schaut mal vorbei!