Retro der Woche 46/2013

Im neuen Oktober-Heft der Schwalbe (ja, in der Zwischenzeit ist das Heft auch bei mir angekommen…) ist der sehr ausführliche Retro-Preisbericht 2010 erschienen: Der Preisrichter Thierry Le Gleuher hat gleich 31 Aufgaben ausgezeichnet – wenn das keine tolle Lektüre ist, dann weiß ich es nicht!

Allerdings will ich heute keine Aufgabe hieraus vorstellen, sondern ein Stück des Preisrichters, das mir immer wieder gefällt, das vor beinahe 20 Jahren sicherlich eine ziemliche Begeisterung hervorgerufen haben muss.

Thierry Le Gleuher
Phénix 1994, 2. Preis
Beweispartie in 19 Zügen (16+14)

Betrachten wir die Stellung, fällt sofort auf, dass bei Schwarz nur zwei sichtbare Züge vorhanden sind, dass andererseits die beiden Bauern [sBa7] und [sBg6] fehlen, die wegen der weißen Doppelbauern auf b und h nicht auf ihren Linien geschlagen worden sein können.

Damit wissen wir schon, dass mindestens eine Umwandlungsfigur noch auf dem Brett steht: Zunächst nämlich musste sich in schwarzer Offizier opfern, bevor einer der beiden fehlenden Bauern umwandeln konnte.

Das sollten wir im Kopf behalten, auch wenn wir nun zuerst einmal die weißen Züge zählen:

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Oktober-Schwalbe

auf der Schwalbe-Seite ist bereits angekündigt: Das Oktoberheft ist unterwegs.

Bei mir ist das Heft noch nicht angekommen, aber ich habe eben schon eine Mail zum neuen Heft bekommen — aus den USA! Die Wege der Post sind schon merkwürdig…

Neben den Urdrucken gibt es in diesem Heft wieder interessanten Lesestoff für uns Retro-Freunde, so findet ihr dort den Preisbericht 2010. Viel Spaß also bei der Lektüre! Da es in diesem Heft nicht so viele Urdrucke gibt, könnt ihr vielleicht den einen oder anderen Kommentar dazu einsenden? die machen doch gerade die Würze der Lösungsbesprechungen aus.

So wenige Urdrucke gibt es nicht, weil ich euch auf Diät setzen wollte, aber meine Urdruckmappe ist recht leer. Über guten Nachschub freue nicht nur ich mich, sondern alle Leser und Löser!

Hinweis zum Retro der Woche 45/2013

Michel Caillaud weist zu Recht darauf hin, dass nicht alle Springerbewegungen im Retro der Woche 45/2013 eindeutig sind; er schreibt:

The retroplay doesn’t look unique in the problem posted on your blog :
2.Sh5-g7 Sg7-e6+ 3.Sf4-h5 e5-e4 4.Se6-f4 Sf3-g5 5.Sg5-e6+ Sd4-f3
and also
4.Se6-d4 Sf3-g5 5.Sg5-e6+ Sd4-f3
and also
7.Sc8-e7 Se7-c6+ 8.Sb6-c8
seem possible alternatives.
Of course, the answer to the stipulation is still correct, but the claim of unique retroplay doesn’t stand.

Retro der Woche 45/2013

Vor ein paar Tagen ist mir wieder mein „alter“ Preisbericht der Schwalbe-Retros für das Jahr 2002 (Die Schwalbe Heft 213, Juni 2005, S. 131ff) in die Finger gefallen, und eine Aufgabe daraus möchte ich heute vorstellen, die mir auch heute noch als ein klassisches Retro sehr gut gefällt.

Alexander Zolotarew
Die Schwalbe 2002, 3. Preis
Kann Weiß in einem Zug mattsetzen? (14+13)

 

Natürlich sieht man auf den ersten Blick das mögliche Matt D:g5# — wenn denn Weiß am Zug ist, wenn also Schwarz einen letzten Zug hatte. Damit könnte man die Frage in der Forderung auch etwas allgemeiner formulieren: „Wer ist am Zug?“ oder „#1?“

Beginnen wir mit der üblichen Untersuchung der Schlagfälle, so sehen wir sehr schnell, dass die beiden schwarzen Doppelbauern die fehlenden weißen Steine erklären, dass wBf4 von d2 kommt (zwei Schlagfälle) und einer der weißen h-Bauern der [wBg2] ist. Damit sind alle Schlagfälle erklärt.

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Retro der Woche 44/2013

Die Auswahl der heutigen Aufgabe habt ihr meiner Richter-Tätigkeit für das FIDE-Album 2010-2012 zu verdanken.

„Wie das? Das Stück gehört doch nun wahrlich nicht mehr zur Album-Periode?“ Richtig – aber gelegentlich muss man doch etwas intensiver nach Vorgängern suchen, und in diesem Fall bin ich fündig geworden: Unser heutiges Stück nimmt eine Einsendung für das neue Album recht deutlich vorweg.

Satoshi Hashimoto
StrateGems 1999, 5. Preis
Beweispartie in 15,5 Zügen (14+15)

 

Die übliche Zählung der offensichtlichen weißen und schwarzen Züge hilft hier nicht viel weiter: Bei Weiß sind nur vier, bei Schwarz immerhin neun Züge sichtbar. Schauen wir uns nun also an, welche Steine fehlen – Umwandlungsthematik können wir wegen der 16 Bauern sofort ausschließen.

Bei Schwarz fehlt die Dame, bei Weiß ein Springer und der weißfeldrige Läufer – und der ist besonders wichtig, da er „zu Hause“ auf f1 geschlagen werden musste.

Das wird sicherlich der Springer erledigt haben, und dabei hat er auch sofort den fehlenden weißen Springer mit beseitigt; das geht in weiteren vier Zügen – passt doch, da sind immer noch zwei übrig!?

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Eine Woche noch

habt ihr Zeit, euch an den Thematurnieren der Schwalbe und feenschach zur Feier der runden Geburtstage von Hemmo Axt, Zdravko Maslar und Hans Peter Rehm zu beteiligen.

Ich bin ja Direktor der beiden letztgenannten Turniere und verrate sicher nicht zu viel, wenn ich sage, dass zu beiden Turnieren bereits Retros eingeschickt worden sind, was mich natürlich besonders freut.

Der Einsendeschluss ist der 30. Oktober 2013, die Ausschreibungen der Turniere findet ihr auch hier im Blog.

Viel Spaß und Erfolg!

Retro der Woche 43/2013

Diese Woche gehen herzliche Glückwünsche nach Mülheim an der Ruhr: Dort feiert am heutigen Sonntag Bernd Gräfrath Geburtstag. Alles Gute für dein neues Lebensjahr wünsche ich dir auch im Namen aller Leser des Retroblogs!

Bernd ist (problem)schachlich breit interessiert und engagiert: Viele kennen seine schachgeschichtlichen und schachphilosophischen (da trifft sich Beruf und Hobby!) Artikel, die er in letzter Zeit beispielsweise in feenschach veröffentlicht hat, er ist ein ausgezeichneter Literaturkenner und natürlich, deshalb beschäftige ich mich hier mit ihm, ein hervorragender Retro-Spezialist.

Viele kennen sicher seine Rubrik in The Problemist, wo er in jeder Ausgabe drei Retros vorstellt und diskutiert – für jeden Retrofreund ein MUSS und ein Genuss. In diesem Jahr ist er Preisrichter für die Retro-Urdrucke der Schwalbe und seit 2010 Internationaler Preisrichter der FIDE für Retros.

Sein kompositorisches Spezialgebiet sind Beweispartien mit Märchenbedingungen, die die Realisierung von Themen ermöglichen, die orthodox nicht darstellbar sind; ein Beispiel habe ich herausgesucht.

Bernd Gräfrath
Die Schwalbe 2008, Günter Lauinger gewidmet
Beweispartie in 8 Zügen, Schlagschach (10+12)

 

Beim Schlagschach (die genauen Regeln finden sich hier im Blog-Lexikon) muss bekanntlich ein möglicher Schlag immer ausgeführt werden; Könige verlieren ihre königliche Eigenschaft und dürfen geschlagen und erwandelt werden.

Gewöhnlich finde ich Schlagschach-Beweispartien recht schwer zu lösen: gerade wegen der häufig vielen Schläge, die natürlich leicht Spuren auf dem Brett verwischen. Diese Aufgabe erscheint mir aber recht leicht zu sein.

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