Im März hatte ich hier die Ausschreibung zum Jubiläumsturnier der Lüneburger Landeszeitung veröffentlicht: die drei „Sonderzüge“ des Valladao-Task sollten über drei Phasen verteilt gezeigt werden. Nun ist bereits der Preisbericht erschienen. Und wirklich hat zumindest eine Aufgabe Retroinhalte: Ach ja — könnt ihr dann „zwischendurch“ auch die Sinnfrage zum 8. Lob beantworten? Hier findet ihr dann die Antwort in einer Woche.
OK — die Antwort findet ihr nun schon im Kommentar von Walter Lindenthal …
Wer nicht nur an Retros interessiert ist, hat sie vielleicht schon gesehen; allen aber will ich empfehlen, sich die Aufgabe, die ich euch heute beim Blick über den Zaun vorstelle, genau anzuschauen, sie zu genießen:
Anfang des Jahres gelang es dem Italiener Daniele Gatti, den Babson-Task (weiße und schwarze „konsistente“ Allumwandlung) in einer Studie zu zeigen — und zwar in legaler Stellung (das war eine dar Haupt-Schwierigkeiten bei der Darstellung gewesen; knapp illegal war das im letzten Jahr Gady Costeff gelungen).
Daniele Gatti — von Gady Costeff inspiriert und ihm gewidmet EG Januar 2025 Weiß gewinnt – Schwarz beginnt (13+11)
Schaut euch die Stellung selbst ein wenig an, versucht (mit dem Themenhinweis vielleicht nicht mal allzu schwer!?) euch an der Lösung, bevor ihr die ausführliche Beschreibung dieser fantastischen Aufgabe und ihrer Geschichte auf der englischen Chessbase-Seite verfolgt.
Nun ist der (französisch-sprachige) Preisbericht des Champagne-2025 Turniers erschienen, das Platztausch als Thema vorgegeben hatte: wie üblich in zwei Rubriken: Beweispartien und andere Retros, Märchenretros waren zugelassen.
Ich werde auf den Bericht im Blog noch näher eingehen, für zwischendurch aber schon eine nette Kleinigkeit zum selbst lösen.
Wie immer gibt es die Lösung etwa in einer Woche hier.
Igor Wereschtschagin Champagne-Turnier 2025, Abteilung B, 1. Lob -1w, dann h#2,5 (Weiß zieht an) (2+3)
Und hier ist sie nun — sicher war die nicht allzu schwer zu finden?
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ist Erich Bartel verstorben; unser aufrichtiges Mitgefühl gilt seiner Familie. Er war sicherlich einer der einflussreichsten Problemisten im deutschsprachigen Raum seit den 1950er Jahren: Mitglied der Schwalbe seit 1960, unglaublich produktiver Komponist mit weit mehr als 11.000 (!!) Aufgaben in der PDB, unglaublich produktiver Problem-Publizist nicht “nur” durch die Herausgabe der Problemkiste und vieler anderer Publikationen, durch die Mitarbeit bei der Schwalbe und feenschach, bei der PDB, für die er fast 30.000 Aufgaben erfasst hat. Und wer ihn etwa bei Andernach-Treffen erleben durfte, wird sich noch immer gern an seine kommunikative, herzliche und humorvolle Art erinnern.
Als Komponist und Publizist war er überwiegend märchenschachlich unterwegs, aber dabei hat er sich auch gelegentlich mit Retros beschäftigt: Meist Hilfsretraktoren, von denen ich hier ein Beispiel zu seinem Andenken wiedergeben möchte.
Erich Bartel feenschach 1986 Patt statt Matt, also -1w & =1 (4+3)
Die kopfstehenden Damen und Springer sind Grashüpfer und Nachtreiter; die Lösung findet ihr hier wie immer in etwa einer Woche.
Vor ein paar Tagen kam die neue Ausgabe von idee&form bei mir an — lesenswert wie immer. Und das nicht nur wegen der interessanten Reihe von Reto Aschwanden, in der er gut verständlich das “Innenleben” seines Beweispartie-Prüfprogramms Stelvio erläutert.
In dem Heft fand ich auch die Aufgabe, die ich euch heute am Feiertag “für zwischendurch” empfehle.
Andrew Buchanan Retro-Mailing-List 2009 Matt in einem Zug
Das sollte doch vom Diagramm zu lösen sein? Und bei der Auflösung in der nächsten Woche verrate ich euch auch, wieso die Aufgabe meiner Meinung nach so gut zum heutigen Maifeiertag passt.
Lösung
Ganz bewusst hatte ich auf die Angabe der Steinkontrolle verzichtet, um euch nicht sofort mit der Nase auf die 17 weißen Steine hinzuweisen.Um also ein (legales) Matt in einem Zug zu erreichen, muss jeweils ein weißer Stein entfernt werden, und dann findet ihr sicher sehr schnell auch ein Matt? Denn mit den 17 Steinen gibt es kein einziges!
Natürlich darf der weiße König nicht entfernt werden, aber auch nicht die weiße Dame: Nicht etwa, weil es auch dann kein Matt gibt, sondern weil ohne weiße Dame die Stellung weiterhin illegal bleibt, da immer noch neun (teilweise umgewandelte) weiße Bauern auf dem Brett stehen!
Sehr witzig und geistreich, wie ich finde!
Heute gehen unsere Glückwünsche weit in den Osten: auf den Philippinen feiert heute Hilmar Alquiros, den meisten sicherlich unter “Ebert” besser bekannt, seinen 75. Geburtstag.
Schon früh war Hilmar ein starker Partiespieler, der sich aber bald dem Problemschach zuwandte, seine neue Vorliebe gar zum Inhalt seiner Dissertation machte (das hat er übrigens mit Hans Gruber gemeinsam). In der Problemwelt bekannt ist Hilmar besonders durch seine Aktivitäten als Autor und Publizist um die Wenigsteiner herum (“Four Men Only” Serie, Wenigsteiner-Jahrespreis), aber auch für viele andere Aktivitäten, z.B. als Herausgeber der “he-chess” Reihe, als Begründer der Karl-Fabel-Sammlung, die er kurz vor seinem Umzug mir zu treuen Händen übergab.
Lieber Hilmar, für das nächste Vierteljahrhundert wünsche ich dir im Namen aller Leser hier alles denkbar Gute: gesundheitlich, privat und natürlich schachlich!
Unter seinen fast 1000 Aufgaben in der PDB finden sich auch 22 Retros — meist, wen sollte es überraschen, Wenigsteiner. Einen stelle ich hier für Zwischendurch vor; wie immer folgt die Lösung in einer Woche.
Hilmar Ebert diagrammes 1979 Matt in 6 Zügen (2+2)
Lösung
1.Kc7#??, aber Schwarz hat keinen letzten Zug, also zieht Schwarz an:
0…a6(?) #4 (1.Kc7+/1.Th5)
Das Ende des zweiten Weltkriegs jährt sich in diesem Frühling zum achtzigsten Male, und in den letzten Wochen, als der Krieg längst entschieden war, snd noch viele Menschen völlig sinnlos ums Leben gekommen. Dazu gehörten natürlich auch junge Problemisten; an einen möchte ich hier erinnern.
Am 5.10.1912 wurde Paul Schmaljohann in Bösberg bei Plön geboren. Er ging in Kiel zur Schule, machte dort Anfang 1931 sein Abitur und studierte dort anschließend Mathematik und Physik für Lehramt, zunächst arbeitete er als Assistent am mathematischen Institut in Braunschweig. Wie viele Mathematiker wurde er zu Beginn des Krieges abkommandiert, in seinem Fall an eine Wetterdienststelle der Wehrmacht. 1943 musste er dann an die Front; am 27.Februar 1945, heute vor 80 Jahren, ist er in der Nähe von Köln gefallen.
Wilhelm Karsch erinnerte in den “Feenschach-Aufsätzen” (August/September 1952) an Paul Schmalljohann, stellte dort einige seiner Aufgaben vor: Hauptsächlich Hilfsmatts und Selbstmatts (viele Längstzüger), aber auch direkte direkte Aufgaben. Ein “halbes” Retro” ist auch dabei gewesen; das stelle ich euch “für zwischendurch” vor:
Paul Schmaljohann die Schwalbe 1934 Hilfsmatt in 2 Zügen mit Satzspiel (4+7)
Und natürlich werdet ihr hier in etwa in einer Woche die Lösung finden.
Lösung
Satz: 1.– 0-0 2.Kg3 Sf5#
Spiel: Zuletzt hat Weiß gezogen, und das muss ein Zug mit wK oder wT gewesen sein, also ist die Rochade nicht möglich.
1.Dg6 Sxe6 2.Kxh5 Txh3#
Am heutigen 101. Geburtstag der Schwalbe möchte ich auf ein Jubiläum aufmerksam machen, das Johannes Quack in seinem letzten YouTube Mustermatt-Video thematisiert hat und das in enger Verbindung zur Schwalbe steht. Im Februar 1845, also vor 180 Jahren, erschien das “indische Problem”, dass damals für großes Aufsehen sorgte, das in der Folge Ausgangspunkt für die Entdeckung der unterschiedlichsten Schnittpunkt-Themen war.
Dem indischen Problem widmeten Johannes Kohtz und Carl Kockelkorn im Jahr 1903 ihr berühmtes Buch gleichen Namens, das quasi den Grundstein bildet für die “neudeutsche Schule” — selbst wenn das Urproblem im eigentlichen Sinne gar nicht neudeutsch ist!
Das Thema (Temporäres Ausschalten weißer Kraft nach weißem Zug über einen Schnittpunkt, der dann von Weiß besetzt wird, um schwarzes Patt zu vermeiden und die dann durch Abzug noch einmal genutzt wird) lässt sich so in Beweispartien natürlich nicht darstellen — nur die Züge können adaptiert werden ohne den Pattvermeidungs-Inhalt. Und eine solche Beweispartie möchte ich euch heute “für Zwischendurch” zeigen, auch wenn sie nicht unbedingt in fünf Minuten zu lösen ist: Dennoch oder gerade deshalb viel Spaß dabei! Die primäre Frage ist: “Wie wird man den fehlenden weißen d-Bauern los?” Und welche Themen erkennt ihr noch?
Wie immer gibt es die Lösung hier in etwa einer Woche!
Lösung
Das ist viel Inhalt fürs Geld: Donati-Thema, wobei der Rückkehrer zusätzlich auf dem Themafeld geschlagen wird. Und “nebenbei” noch Valadao-Task, d.h. alle drei “Sonderzüge” (Umwandlung, Rochade, e.p.-Schlag) in einer Lösung — und das in gerade mal 12 Zügen: Das ist hoch konzentriert!