Tempozüge von Ceriani-Frolkin-Steinen

Im neuen Heft 39 der Zeitschrift Quartz (Februar 2014) hat Paul Raican einen interessanten Artikel “Tempo moves by Ceriani-Frolkin pieces” veröffentlicht, den ich euch zum Lesen empfehlen möchte — auch wenn nach meinem Verständnis nicht in allen Fällen von Tempozügen gesprochen werden kann.

Ein Beispiel der 13 dort vorgestellten Beweispartien möchte ich euch hier zeigen:
 

Guy Sobrecases
StrateGems 2011
Beweispartie in 15,5 Zügen (12+13)

 

Lösung: 1.e4 a5 2.La6 a4 3.Ke2 a3 4.Kd3 axb2 5.Sa3 b1=D 6.Lb2 Dc1! Tempo 7.Lxg7 Sf6 8.Kc3 Db2+ 9.Kxb2 Sxe4 10.Tc1 Sxf2 11.Ka1 Sd3 12.cxd3 Ta7 13.Tc6 bxc6 14.Sc4 Lb7 15.a3 La8 16.Lc8 e5.

Überraschender Tempozug der umgewandelten Dame, “Rundlauf des sBb2”.

Retro der Woche 13/2014

Retro der Woche 13/2014

Ist das folgende Stück nun schwer oder leicht zu lösen? Selten habe ich von zwei exzellenten und erfahrenen Lösern so unterschiedliche Kommentare zum Schwierigkeitsgrad einer Beweispartie erhalten wie bei dem heute für euch ausgewählten Stück.

 

Kostas Prentos
Die Schwalbe 2010, 4. Lob
Beweispartie in 16 Zügen (16+15)

 

Meine Empfehlung also: Wenn ihr Lust und Zeit habt, schaut euch das Stück zunächst einmal selbst an, ohne irgendwelche Hinweise von mir dazu zu lesen – damit werde ich mich heute auch stark zurückhalten.

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Retro der Woche 11/2014

Nachdem wir in der letzten Woche einen Springer-Platzwechsel gesehen hatten, der einen Tempoverlust ermöglichte, bleiben wir beim Thema „Tempoverlust“ – und beim gleichen Autorenpaar.

Auch hier geht es um ein ungewöhnliches Manöver, das den Tempoverlust erst ermöglicht, und der Grund ist nicht auf den ersten Blick zu sehen.

 

Roberto Osorio & Jorge Lois
Länderkampf Argentinien-Italien 2009-2010
Beweispartie in 23 Zügen (16+11)

 

Weiß ist komplett, bei Schwarz fehlen neben dem sLc8, der zu Hause geschlagen sein musste, noch vier Offiziere, die allesamt von weißen Bauern (cxd, dxe3, exf3, hxg3) geschlagen worden sind.

Versuchen wir uns zu überlegen, welche weißen Züge notwendig waren? Drei Königszüge sind offensichtlich, ebenfalls fünf Bauernzüge (auf d4 steht der [wBc2]). Drei Läufer- und wiederum fünf Springerzüge sind ebenfalls mindestens erforderlich. Damit sind noch sieben Züge frei für die Dame und den Turm – dabei muss allerdings [sLc8] geschlagen werden.

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Retro der Woche 10/2014

In der letzten Woche hatten wir uns einen originellen Platzwechsel weißer Türme angeschaut – heute wollen wir uns mit einem besonders verblüffenden Motiv für einen weißen Springer-Platzwechsel beschäftigen: Tempoverlust!

Nun werdet ihr vielleicht einwenden: „Welch ein Unsinn – Springer können doch kein Tempo verlieren!“ Das stimmt natürlich — aber sie können einen Tempoverlust eines anderen Steins erst ermöglichen, und genau das zeigen die beiden Komponisten aus Buenos Aires hier.

Roberto Osorio & Jorge Lois
Die Schwalbe 2011
Beweispartie in 22,5 Zügen (14+15)

Bei Weiß fehlen [wLf1] und [wBf2], bei Schwarz [sBe7]. Zählen wir nun die sichtbaren Züge, so stellen wir fest, dass alle 22 benötigt werden, um die schwarzen Steine auf ihre Diagrammstellung ziehen zu können (4+2+5+4+4+3=22).

Damit sind auch sofort alle Schlagfälle klar: fxe7 ([sBe7] kann nicht gezogen haben) durch Weiß sowie Lxe7 (nur [sLf8] konnte auf e7 ziehen) sowie hxLg6.

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Retro der Woche 09/2014

Heute möchte ich wieder einmal eine „klassische“ Beweispartie vorstellen, der man das eigentliche Thema nicht sofort dem Diagramm ansieht – so zumindest ging es mir, als ich das Stück zum ersten Male sah.

 

Thierry Le Gleuher
The Problemist 2009, 1. Preis
Beweispartie in 27,5 Zügen (16+14)

 

Beginnen wir wie üblich kurz mit der Inventur: Schwarz hat überhaupt nicht geschlagen, bei ihm fehlen zwei Steine: Ein Turm und der [sBc7]. Wir können sicher sagen, dass der sT aub b3 geschlagen worden ist; über den [sBc7] können wir im Moment nur sagen, dass er nicht von einem Bauern geschlagen worden ist.

Bei der Klärung seines Schicksals kann uns das Zählen der erforderlichen schwarzen Züge helfen:

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Problem mit Euclide

Ziemlich überraschend sind Bernd Gräfrath und Silvio Baier auf ein Problem mit dem Prüfprogramm für Beweispartien Euclide gestoßen: Für eine Beweispartie findet Euclide keine Lösung, obgleich eine existiert, die auch von Natch gefunden wird.

Bernd stellt in einem Beitrag, den ihr hier herunterladen könnt, die Aufgabe vor — sie ist nicht nur wegen dieses Fehlers sehenswert!

Übrigens findet Euclide bei den angegebenen Vergleichsaufgaben die Lösungen. Ich persönlich vermute, dass eine Optimierung zu “scharf” geschaltet ist. Über die weitere Entwicklung werde ich jedenfalls gern berichten.

Retro der Woche 06/2014

Besonders gründliche und treue Leser dieses Blogs werden, wenn sie sich mit dem heutigen Retro der Woche beschäftigt haben, vielleicht sagen: „Dieses Thema hatten wir hier doch schon einmal?“

Darauf komme ich zum Schluss noch einmal zurück; nun aber sollten wir zunächst einen Blick auf die heutige Aufgabe werfen, die nun schon beinahe (sie wurde im April veröffentlicht) 15 Jahre alt ist, aber mich immer noch mit ihrer Eleganz und Prägnanz begeistert.

Michel Caillaud
Problemesis 1999, 1. Preis
Beweispartie in 17 Zügen (13+13)

 
Betrachtet man die sehr offene Diagrammstellung, so sieht man zunächst nur fünf weiße (1xL, 2xS, 2xB) und drei schwarze (3xB) Züge – das hilft zunächst noch nicht viel weiter.

Hilfreich ist allerdings dann die Betrachtung, was denn auf dem Brett fehlt, welche Steine also geschlagen worden sein müssen.

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Retro der Woche 05/2014

Im Retro der Woche 49/2013 hatte ich bereits den ersten Preis im Probleemblad 2004 Turnier vorgestellt, heute soll nun der 3. Preis folgen. Auf den zweiten werde ich hier auch noch eingehen.

Hier nun zeigt uns Gerd Wilts eine relativ kurze, aber doch nicht so ganz einfach zu lösende Beweispartie, wenn ich mich an meine eigenen Versuche erinnere.

Gerd Wilts
Probleemblad 2004, 3. Preis
Beweispartie in 18 Zügen (11+14)

Zunächst einmal bekommt man einen Schrecken: Nur zwei Züge des Weißen sind im Diagramm sichtbar – wo sind die anderen 16 geblieben? Aber das ist nicht ganz so tragisch, wenn man sich einerseits die schwarzen Züge anschaut und dann noch betrachtet, welche weißen Steine fehlen und wie sie verschwunden sein können.

Beginnen wir mit der Inventur der schwarzen Züge: Man sieht schnell, dass Schwarz für die minimale Anzahl seiner Züge lang rochiert haben muss. Wenn man das berücksichtigt, kommt man auf 2K+1D+3T+3L+4S+5B Züge – das sind 18; damit sind alle schwarzen Züge erklärt.

Aus Lösersicht besser noch: damit sind alle Züge auch eindeutig definiert, denn für die kürzesten Wege aller schwarzen Steine von der Ausgangs- bis zur Diagrammstellung gibt es nur jeweils eine Möglichkeit.

Ein wenig schwieriger schaut das mit den weißen Steinen aus.

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