Heute gehen meine Geburtstags-Glückwünsche in den hohen Norden nach Lübeck, wo Thomas Thannheiser seinen 60. Geburtstag feiert: Alles Gute wünsche ich dir im Namen aller Blog-Leser für dein neues Lebensjahrzehnt — und heute einen schönen “Feier-Tag”!
Viel zu selten sieht man Thomas bei Problemschachtreffen, da er sich intensiv um schachliche Jugendarbeit kümmert, viel mit “seinem” Team zu Turnieren unterwegs ist, die sich dann auch häufig mit unseren Terminen überschneiden.
Thomas ist ein ausgesprochener Spezialist für Beweispartien, speziell solche im Schlagschach: Mehr als 80 Prozent seiner Aufgaben in der PDB sind von dieser Art. Und so führe ich hier auch ein solches Stück vor: Was ist wohl mit dem weißen Turm auf a1 passiert?
Thomas Thannheiser Die Schwalbe 2012 Beweispartie in 6,5 Zügen, Schlagschach (12+11)
Und wie immer findet ihr die Lösung, die aber zumindest nach dem Hinweis nicht allzu schwer zu finden sein sollte, hier in einer Woche.
Lösung
Turm-Pronkin
Da die Könige nicht involviert sind, funktioniert hier ausnahmsweise die “orthodoxe” Präsentation der Lösung einer Schlagschach-Beweispartie.
Wenn dieses Retro der Woche erscheint, ist möglicherweise das neueste feenschach-Heft schon bei euch angekommen — abhängig davon, wie schnell die Post es zugestellt hat.
Das neue f-260 enthält u.a. die Lösungen aus dem Heft f-252 (Januar bis Mai 2023), und dessen Urdruckserie enthielt gleich 17 Retros! Sehr erfreulich; weniger erfreulich, dass diese Menge offensichtlich nicht zum Lösen und Kommentieren herausgefordert hat: Gar zu viele Retros? Nee, das kann doch gar nicht sein…
Ein hübsches Schlagschach-Retro möchte ich euch aus dieser Serie vorstellen; ich finde es sehr hübsch.
Gregor Werner feenschach 2023 Beweispartie in 23 Zügen, Schlagschach (15+16)
Ihr erinnert euch sicherlich? Beim Schlagschach muss, wenn die Möglichkeit da ist, geschlagen werden. Dabei wird auch keine Rücksicht auf Könige genommen, die hier keine königlichen Eigenschaften haben und wie jeder andere Stein geschlagen werden können — damit entfällt auch ihr Rochaderecht, andererseits dürfen durch Umwandlung Könige entstehen. Wenn ihr Schlagschach spielt, habe ihr gewonnen, wenn ihr alle eure 16 Klötze losgeworden sied oder patt steht.
Und so ist es hier: Nur ein einziger Stein fehlt, und beide Parteien müssen natürlich extrem aufpassen, dass sie nicht plötzlich zum ungewollten Schlag gezwungen werden.
Am letzten Freitag feierte Bernd Gräfrath, nicht nur Vorsitzender der Schwalbe, sondern auch großer Retrofreund und -spezialist seinen 65. Geburtstag — nochmals herzliche Glückwünsche auch von dieser Stelle aus, lieber Bernd! Früher war das ja ein sehr einschneidendes Datum, aber heute müssen wir halt trotzdem noch ein wenig arbeiten…
Natürlich werde ich heute eine Aufgabe von Bernd vorstellen — obgleich (einziger) Preisträger in dem Turnier, aber vielleicht doch nicht so bekannt?!
Bernd Gräfrath StrateGems 2006, Preis Ist die Stellung legal? Schlagschach (14+16)
Wer ein wenig die Aufgaben von Bernd und seine Vorlieben kennt, weiß, dass Schlagschach (Das Schwalbe-Lexikon definiert: “Es herrscht für beide Parteien Schlagzwang: Gibt es eine Möglichkeit zu schlagen, muss geschlagen werden. Bei mehreren Schlagmöglichkeiten besteht freie Wahl unter diesen. Die Könige sind nicht königlich; sie können geschlagen werden und durch Bauernumwandlung entstehen. …”) zu seinen Lieblingsbedingungen gehört und dass er gern “gegen die Bedingungen ankämpft” — also hier im Schlagschach möglicherweise versucht, Schläge (bzw. beim Rückwärtsspiel Entschläge) zu vermeiden?!
Betrachten wir erst einmal die Schlagfälle: Bei Weiß fehlen zwei Steine [Ba2] und [Ta1] — Th1 ist der Königsturm, er kann nicht von a1 kommen. Wegen der schwarzen Bauernschläge axb und b7xc6 muss also, um verschwinden zu können, [Ba2] schlagfrei auf a8 umgewandelt haben: Schwarz hat ja noch alle 16 Steine auf dem Brett.
Heute möchte ich an den 90. Geburtstag von Wolfgang Dittmann erinnern: Er war nicht nur ein großartiger Retrokomponist, sondern hat die Retroanalyse auch durch sein „Der Blick zurück“ (EDITIONS feenschach–phénix 2006) unglaublich bereichert: Für mich einer der Klassiker der Retro-Literatur neben „Retrograde Analysis“ von Dawson & Hundsdorfer 1915 sowie den beiden Ceriani-Büchern „32 Personaggi e 1 Autore“ 1955 und „La Genesi della Posizioni“ 1961.
Acht Jahre lang hat er sehr erfolgreich die Schwalbe geführt, sein Abschiedsgeschenk an die Mitglieder, “Der Flug der Schwalbe”, der Geschichte der ersten gut 60 Jahre der Vereinigung, haben Hans Gruber und ich vor einiger Zeit in einer zweiten Auflage aktualisiert.
Natürlich ist er als Komponist besonders bekannt geworden durch seine Verteidigungsrückzüger — klassische Procas und später intensiv mit der Anticirce Bedingung. Großartige und komplexe Aufgaben hat er damit gebaut; ein paar wenige findet ihr auch hier im Blog.
„Für zwischendurch“ habe ich jedoch eine kurze Beweispartie mit der Schlagschach-Bedingung herausgesucht, die er auch intensiv bearbeitet hat.
Wolfgang Dittmann Die schwalbe 1986, 4. ehr. Erw. Beweispartie in 10,5 Zügen, Schlagschach (16+14)
Natürlich war der letzte Zug Be5xSd6 — aber wie kam der an sBd5 vorbei? Das erfordert genaues Manövrieren. Versucht es selbst; in einer Woche findet ihr hier die Lösung.
Schwarz kann [Bd7] zum e.p.-Schlag anbieten, wenn Weiß eine andere Schlagmöglichkeit und damit „freie Auswahl“ hat.
Ich schätze mich glücklich, mit Wolfgang befreundet gewesen zu sein, dass ich mit ihm speziell im Zusammenhang mit seinem Buch eng zusammenarbeiten durfte.
Ich finde es immer wieder faszinierend, wie kleine Änderungen der Diagrammstellung große Auswirkungen auf die Lösungen haben können. Bei Retroaufgaben ist dies recht schwierig, dies mit wirklich signifikante Änderungen im Spiel interessant darzustellen, da ja „eigentlich“ zwei sehr ähnliche Stellungen eine sehr ähnliche Historie haben müssen.
Heute möchte ich euch ein Stück zeigen, in dem „unterschiedliches Retrospiel“ aus meiner Sicht sehr überzeugend demonstriert wird.
Bernd Gräfrath feenschach 2003 , 5. Lob Geringste Zahl der Königszüge? b) Df1>g1 Schlagschach (14+14)
Beim Schlagschach verliert ein König bekanntlich seine königliche Eigenschaft, darf also geschlagen und auch erwandelt werden. Und wie der Name schon andeutet, müssen mögliche Schlagzüge durchgeführt werden; bei mehreren Möglichkeiten besteht „freie Auswahl“.
Natürlich fällt sofort der schwarze König im weißen Lager auf, und schnell ist klar, dass er entweder der Originalkönig sein muss oder durch Umwandlung des [Bc7] entstanden ist. Und nun ahnen wir vielleicht schon, was die Zwillingsbildung nun bewirkt? Und noch ein Hinweis für eure eigenen Lösungsansätze: Überlegt euch auch, wie der weiße Springer unter der Schlagzwang-Bedingung nach a8 gelangen konnte?
Heute feiert Bernd Gräfrath einen „quadratischen“, für uns Schachleute allerdings den rundesten Geburtstag überhaupt: Er vollendet heute sein 64. Lebensjahr und hat damit das erste „Jahres-Schachbrett“ gefüllt. Lieber Bernd, hierzu ganz herzliche Glückwünsche, alles Gute fürs „zweite Brett“!
Der Vorsitzende der Schwalbe (hierzu passend: seit nunmehr acht Jahren) hat sich schon viele Jahre lang beim Schreiben und Komponieren hauptsächlich auf Retros konzentriert; ca. 80% seiner in der PDB auffindbaren Probleme sind Retros. Und wenn er mal „unorthodox“ wird, dann besonders gern mit Schlagschach; die PDB enthält über 100 Schlagschach-Probleme von ihm.
Ein älteres davon möchte ich euch heute zeigen, euch zum Lösen einladen: Soo schwer sollte das nicht sein:
Bernd Gräfrath The Problemist 2003 Beweispartie in 8 Zügen, Schlagschach (15+15)
Natürlich gibt es die Lösung hier wieder in etwa einer Woche.
Das Elsass lohnt immer, aber besonders jetzt im Herbst, einen Besuch: Vogesen und Rheintal, Straßburg und hübsche kleine Dörfer, Riesling und Zwiebelkuchen.
Aber auch schachlich hat das Elsass eine Menge zu bieten: So kommen Natch und iNatch hierher -– und das ursprüngliche „Elsässische Circe“, das Jean Zeller (27.7.1909-3.1.2002), natürlich Elsässer, vor 40 Jahren einführte und auf Vorschlag von Michel Caillaud diesen Namen trägt; ich hatte es 2013 hier im Blog schon vorgestellt.
Die Regel ist eigentlich recht einfach und macht es zu einem spannenden Grenzgänger zwischen Märchenschach und Retros:
Die Stellung einer Circeschach-Aufgabe muss im Diagramm und nach jedem (Einzel-)Zug auch orthodox legal sein.
Natürlich bietet sich eine Verallgemeinerung an, nämlich anstelle von Circe eine andere Märchenbedingung zu nutzen. (Die Stellung einer Aufgabe mit Märchenbedingung muss im Diagramm und nach jedem (Einzel-)Zug auch orthodox legal sein.) Das geht mit fast allen Bedingungen – wieso aber ist beispielsweise „Elsässisches Duellantenschach“ witzlos?
Ich hatte „Elsässisches Schach“ in einem Vortrag beim Schwalbetreffen 2013 in Sindelfingen vorgestellt (in erweiterter Form in Die Schwalbe, Dez. 2013, S.310f erschienen); Bernd Gräfrath hat es dann für Beweispartien genutzt und darüber in feenschach (Nov.-Dez. 2013, S. 386ff) berichtet; daraus möchte ich ein Stück zitieren.
Bernd gibt hierzu neben der Lösung fünf Verführungen an, die unter Schlagschach-Bedingungen legal sind, aber nicht unter den orthodoxen Regeln. So ist mit Zugumstellungen im Lösungsverlauf 5.bxc8=K möglich –- eine nicht so wirklich orthodox legale Umwandlung. Und da im Schlagschach der König keine königlichen Eigenschaften hat, gibt es auch Lösungen, in denen ein König „im Schach stehen bleibt“: auch das ist im orthodoxen Schach natürlich nicht möglich.
Die einzige Lösung, die sowohl nach den Schlagschach- als auch den orthodoxen Schachregeln legal ist, ist die folgende:
Hier ist auch die orthodoxe Beweispartie in sieben Zügen eindeutig –- das allerdings ist durch die Bedingung nicht zwingend gefordert.
Persönlich bin ich davon überzeugt, dass „elsässisches Schach“ noch viele interessante Möglichkeiten mit allen Forderungs-Typen und auch verschiedenen Märchenschach-Arten bietet -– der Retro-Anteil ist ja sozusagen „serienmäßig“ enthalten.
Interessant stelle ich mir auch Aufgaben vor, in denen eine Verführung (wie hier) gemäß der verwendeten Märchenbedingung legal, bezüglich der orthodoxen Regeln aber illegal ist und eine andere Verführung orthodox legal, bezüglich der verwendeten Märchenbedingung aber illegal ist.
Wer ist oder war eigentlich Heinrich Bertrand? Da konnte mir weder Freund Google noch Spezialist Wikipedia weiterhelfen. Egal – auf die Heinrich-Bertrand-Höhe in Mülheim an der Ruhr gehen heute ganz herzliche Glückwünsche: Dort wohnt Bernd Gräfrath, und der feiert heute seinen 60. Geburtstag!
Bernd ist hier ja allen bekannt als fleißiger Kommentator, als (Retro-)Komponist – 125 seiner 179 in der PDB erfassten Aufgaben sind Retros, davon 100 Beweispartien – als Autor vieler interessanter Aufsätze, als kompetenten Preisrichter und als Vorsitzenden der Schwalbe, wo er in Bad Segeberg heute vor drei Wochen zum zweiten Male in seinem Amt bestätigt worden war.
Unsere Zusammenarbeit war schon früh sehr gut und hat sich in den letzten zwei Jahren, seitdem ich selbst im Schwalbe-Vorstand aktiv bin, noch weiter intensiviert. Aber sie geht über das rein Problemschachliche hinaus; auch privat verstehen wir uns sehr gut, was dann auch zu verschiedenen gemeinsamen Aktivitäten führt, die Bernd im letzten April-Heft der Schwalbe so schön beschrieben hatte.
In seinen Aufgaben beschäftigt sich Bernd schon lange besonders gern mit Schlagschach-Beweispartien: Im Schlagschach ist für beide Seiten Schlagen obligatorisch, wenn es möglich ist. Der König hat keine königlichen Eigenschaften, kann also geschlagen werden oder durch Umwandlung entstehen.
Eine seiner frühesten Schlagschach-Beweispartien möchte ich hier vorstellen:
Bernd Gräfrath Probleemblad 2003 Beweispartie in 9,5 Zügen, Schlagschach (16+13)
1.g4 Sf6 2.g5 Sd5 3.Lg2 f5 4.Lxd5 Kf7 5.Lxf7 Sa6 6.Kf1 Sc5 7.b4 Sa4 8.Lb3 h5 9.Lxa4 d5 10.Le8 Zwei ep-Schlag-Meidungen und eine überraschender Läufer-Tour.
Lieber Bernd, für dein neues Lebensjahr(zehnt) wünsche ich dir im Namen der Schwalbe, als Retro-Blogger und natürlich ganz persönlich alles denkbar Gute: Glück, Gesundheit, weiterhin viel Freude an und mit dem Problemschach, an und mit deinen Aufgaben für die Schwalbe!
Und nun freue ich mich auf unser gemeinsames Richten des TBBG-120-Turniers…