Retro der Woche 45/2025

Vor wenigen Tagen erschien die vierte und letzte Ausgabe des Jahres 2025 von Probleemblad und darin der Retro-Preisbericht für die Urdrucke 2019 und 2020. Der damals vorgesehene Richter konnte aus gesundheitlichen Gründen dieser Aufgabe nicht mehr nachkommen, und so übernahm das Trio Hans Gruber, Ulrich Ring und Dirk Borst die Erstellung des Preisberichts.

Nach Ausscheiden einiger inkorrekter Aufgaben blieben 17 zur Beurteilung, und davon wurden sechs (mit der kuriosen Verteilung vier Preise, je eine ehrende Erwähnung und ein Lob) ausgezeichnet.

Für heute habe ich daraus den zweiten Preis ausgesucht.

Michel Caillaud
Probleemblad 2019, Bernd Gräfrath gewidmet, 2. Preis 2019-2020
Beweispartie in 22 Zügen, Schlagschach (13+15)

 
Die Widmung ist sehr passend, da Bernd Gräfrath sich schon viel mit Schlagschach beschäftigt hat und damit einige sehr schöne Aufgaben gebaut hat.

Beim Schlagschach ist meist das Zählen der geschehenen Züge recht schwierig, da häufig recht komplizierte Manöver erforderlich sind, um ein bestimmtes Feld zu erreichen. Bei etwas genauerem Hinschauen entdeckt man sofort einen „Verdächtigen“, um den es in dieser Aufgabe gehen könnte?

Das ist sicherlich der [Lf1], der ja zuhause geschlagen werden musste. und die alles entscheidende Frage ist nun, wer nicht nur auf f1 schlagen konnte, sondern auch noch unbeschadet den Heimweg nach Norden antreten konnte, denn der Täter hat den Ausflug nach f1 überlebt: Schließlich fehlt bei Schwarz nur [Bc7], der auf c3 oder c4 sterben musste, aber als Läuferschläger nicht in Frage kommt.

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Retro der Woche 42/2025

Bis ins Jahr 1921 reicht die Schweizer Tradition zurück, in Anthologien ausgewählte Schachprobleme der Eidgenossenschaft zu veröffentlichen („Alpine Chess“ von Moritz Henneberger, Band 27 der „Christmas-Series“ von Alain C. White). In diesem Jahr erschien „KunstschaCHliche Glanzstücke“ für die Jahre 2011 bis 2020.

Der Band enthält vier Beweispartien von Reto Aschnwanden; es passt sehr gut, dass ich davon hier bereits drei vorgestellt habe: Retros der Woche 34/2021, 1/2022 und, gemeinsam mit Michel Caillaud, 17/2022.

Die vierte bringe ich heute, an Retos Geburtstag — verbunden mit herzlichen Glückwünschen!

Reto Aschwanden
Probleemblad 2019
Beweispartie in 18,5 Zügen (13+14)

 
Es fehlen nur Bauern im Diagramm: bei Weiß die von a, d und e, bei Schwarz die von c und f; irgendwelche Bauernschläge sind nicht erkennbar. Bei Weiß sind wir mit dem Zählen der sichtbaren Züge schnell fertig, bei Schwarz müssen wir etwas genauer hinschauen. Hier sehen wir 1+2+4+3+3+5=18 Züge — also alle. Und das funktioniert nur mit der schwarzen langen Rochade, sonst würde ein Zug mehr benötigt.

Daraus können wir mehrere Schlüsse ziehen: Zunächst, dass die fehlenden schwarzen Bauern zuhause geschlagen wurden, und dann auch, dass es nicht so leicht ist, speziell die beiden weißen Zentrumsbauern los zu werden.

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Retro der Woche 12/2021

(Erst) jetzt ist der Preisbericht vom letztjährigen Champagne-Turnier erschienen: Dieses regelmäßig aus Anlass des WCCC von Michel Caillaud ausgerichtete Retro-Kompositionsturnier wird normalerweise zum Ende des jeweiligen WCCC gerichtet, die Preisverleihung erfolgt noch beim Treffen. Da das 2020 ja Corona-bedingt ausfiel, konnte sich Michel nun etwas mehr Zeit fürs Richten lassen …

Thema war „capture in the air”: Ein Original-Offizier wird von einem anderen Offizier geschlagen, der geschlagene hat mindestens einmal gezogen und selbst nicht geschlagen. Zum Zeitpunkt des Schlags gibt das Schlagopfer kein Schach, ist auch nicht gefesselt.

Wie üblich gab es zwei Gruppen: (A) Beweispartien und (B) sonstige Retros. Heute möchte ich den ersten Beweispartie-Preis vorstellen:

Andrej Frolkin
Champagne-Turnier 2020, 1. Preis Gruppe A
Beweispartie in 22 Zügen (14+13)

 

„Ich bin kein großer Freund von Umwandlungssteinen im Diagramm (Dc7, Ta6 und gar Lh1), aber die sind hier durch das exzellente Spiel und den originellen Inhalt kompensiert.“ (Preisrichter Michel Caillaud) – da können wir uns ja auf eine interessante Beweispartie freuen!

Bei Weiß sind zwei Offiziere umgewandelt, am zugökonomischsten sind das wTa6 und wDc7, die dann sieben bzw. sechs Züge benötigten. Darüber hinaus sehen wir noch vier weiße Züge im Diagramm, zusammen also 17. Damit haben wir fünf Züge Zeit, um die fehlenden weißen Läufer loszuwerden.

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