Retro der Woche 12/2017

Das gerade beendete Troizki-Retro-Gedenkturnier war zwar nur mit acht Aufgaben beschickt worden, die zeigten allerdings teilweise sehr hohe Qualität, sodass sich das Turnier auf alle Fälle gelohnt hat.

Heute stelle ich den ersten, in der kommenden den zweiten Preis vor, und ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr meiner Einschätzung des Turniers zustimmen werdet.

Dmitri Baibikow
Troizki-Gedenkturnier 2017, 1. Preis
Letzte 41 Halbzüge (13+12)

 

Wie üblich schauen wir erst einmal nach den Schlagfällen: Alle fehlenden schwarzen Steine sind durch weiße Bauernschläge erklärt: Bf3 kommt offensichtlich von e2, Bf5 von h2 und einer der b-Doppelbauern kommt von a2.

Bei Schwarz sieht man zunächst nur einen Schlagfall: einer der g-Doppelbauern kommt von h7. Andererseits wissen wir aber schon, dass beispielsweise die Bauern auf c7 und d7 nicht geschlagen haben können.

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Retro der Woche 11/2017

Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich gestehe, dass einer meiner Lieblingskomponisten für Beweispartien Satoshi Hashimoto ist.

Die folgende Aufgabe schätze ich ganz besonders wegen ihrer Eleganz bei der Darstellung eines schwierigen Themas.

Satoshi Hashimoto
Problemesis 2004
Beweispartie in 25 Zügen (12+15)

 

Das scheint ja sehr schwer zu lösen zu sein, wenn man nur zwei weiße Züge auf dem Brett sieht und auch bei Schwarz eine Menge freie Züge übrig bleiben. Sichtbar sind zunächst nur 4+0+2+3+1+10=20.

Doch können wir durch genauere Analyse der Stellung weitere Züge (besser gesagt Zug-Arten) identifizieren.

Dazu betrachten wir erst einmal, welche Steine fehlen. Bei Schwarz ist es genau ein Turm, und bei Weiß fehlen die vier Bauern des Damenflügels.

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Retro der Woche 10/2017

Der Ukrainer Michael Kusulja beschäftigt sich intensiv mit „Buchstabenproblemen“, in denen nur aus angegebenen Buchstaben die eigentliche Diagrammstellung erschlossen werden muss; gleich Buchstaben stehen dabei für gleiche Steine.

Mit dem Erschließen des Diagramms ist aber meist bei ihm nicht Schluss, sondern hier gilt es dann noch retroanalytische Schlüsse zu ziehen.

Solch ein Stück möchte ich mir heute zusammen mit euch anschauen.

Michael Kosulja
Die Schwalbe 2015
Großbuchstaben sind weiß; letzter Zug? (14+14)

 

Wie kann man hier versuchen, systematisch zu lösen? Generell kann man das nicht sagen, man muss sich natürlich die Stellung anschauen.

Hier fällt schnell auf, dass nur „F“ bei Weiß und bei Schwarz je einmal vorkommt. Damit ist klar: „F“ ist der weiße, „f“ der schwarze König.

Von den anderen Buchstaben kommt als einziger „C/c“ nicht auf der ersten oder der achten Reihe vor; „C“ ist also ein weißer Bauer.

Nun haben wir nur noch vier Buchstaben, die wir den Offizieren zuordnen müssen.

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Einsendungen zum Keym-75 Turnier

Am letzten Dienstag hat Turnierleiter Hans Gruber den beiden Preisrichtern Werner Keym und mir die 23 am Keym-75-Geburtstagturnier teilnehmenden Aufgaben anonymisiert zugesandt.

Ein erstes flüchtiges Durchschauen zeigte bereits: Da sind ein paar hochklassige Aufgaben dabei, das Richten wird ein Vergnügen. Schon jetzt allen Teilnehmern herzlichen Dank!

Andernach-Treffen 2017

bernd ellinghoven teilt mit:

“Das 43. Treffen der Märchenschachfreunde in Andernach (wie immer am Himmelfahrts-Wochenende, also vom 25. bis zum 28. Mai 2017) findet wie (in den letzten Jahren) üblich im Ratskeller, Hochstrasse, in D-56626 Andernach statt.

Ausweich-Räumlichkeiten sind im benachbarten Restaurant Bellini vorhanden (z.B. für Schwalbe-Vorstandssitzung oder für kleinere Grüppchen); dort kann man natürlich auch trefflich Pizza essen.

Bitte Zimmer selbst buchen, Zdravko Maslar ist momentan nicht so belastbar.

Ansonsten wird alles seinen gewohnten Gang gehen (Komponieren, Lösen), wie Caissa es vorsieht.”

Ich freue mich drauf, viele von euch dort zu treffen!

Retro der Woche 09/2017

Feedback zu seinen Urteilen sollte jedem Preisrichter wichtig sein: Nur so kann er seine Wertungen und Reihungen selbst kritisch betrachten und womöglich hinterfragen.

Solch eine Feedback-Runde zur Diskussion der vorläufigen Bewertungen für das FIDE-Album führe ich gerade als Direktor der Retro-Abteilung mit den Richtern – nicht um die Einzelurteile anzugleichen, sondern damit wir alle die zum Teil deutlichen Abweichungen in der Bewertung gegenseitig verstehen: Jeder Richter muss natürlich zu seiner „Bepunktung“ stehen, muss sie verantworten!

Von einer anderen Art des Feedbacks berichtet in der aktuellen Schwalbe Bernd Gräfrath: Dort stellt er in seinem höchst lesenswerten Aufsatz „Nachtgedanken eines Preisrichters“ sechs Aufgaben vor, die er als Preisrichter nicht oder relativ niedrig ausgezeichnet hat, die dann aber ins FIDE-Album gelangten.

Schauen wir uns eines seiner Beispiele heute einmal an.

Nicolas Dupont & Michel Caillaud
Probleemblad 2005
Beweispartie in 20 Zügen (13+12)

 

Mit dem Zählen der sichtbaren schwarzen Züge sind wir sehr schnell fertig – wenn alle vorhandenen Steine auf ihren möglichen Ursprungsfeldern stehen, wir also eine Homebase-Position vor uns haben, ist die Summe halt stets null.

Bei Weiß schaut es anders aus: 4+3+2+4+3+4=20: Alle weißen Züge sind erklärt, auch wenn damit noch nicht alles eindeutig ist: Zum Bespiel wissen wir nur, dass der König in der minimalen Zügezahl nach g5 gelangt sein muss, aber noch nicht, auf welchem Wege.

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