Für die Halbzeitpause

Pascal Wassong, der Autor des aktuellen Retro der Woche, kann nicht nur komplexe Aufgaben bauen, sondern auch sehr elegante Kleinigkeiten.

Seine niedliche Beweispartie passt, finde ich, gut zur heutigen Eröffnung der Fußball-Europameisterschaft, vielleicht in die Halbzeitpause? Viel Spaß jedenfalls!

Pascal Wassong
Messigny 1995, 1. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 4,5 Zügen b) wBa2 > h2 (14+12)

Retro der Woche 22/2016

Ziemlich unscheinbar kommt das Diagramm unseres heutigen „Retro der Woche“ im ersten Moment daher, und doch werden wir einige subtile Manöver bewundern können.

Satoshi Hashimoto
Probleemblad 2002, 2. Preis
Beweispartie in 19 Zügen (14+15)

 

Das Zählen der offensichtlichen weißen Züge bringt uns offensichtlich noch nicht weiter; nützlicher ist es, die sichtbaren, minimal erforderlichen schwarzen Züge zu zählen. Dort kommen wir auf 2+2+6+3+2+3=18; ein schwarzer Zug ist damit noch frei. Hierbei haben wir schon vorausgesetzt, dass Schwarz zunächst f5, dann exf6 spielt, denn anders würde es einen weiteren Zug erfordern.

Sagt uns dieser schwarze Doppelbauer auf der f-Linie etwas?

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Retro der Woche 21/2016

In Andernach hatte Thomas Maeder das Buch „schaCHkunst“ von Martin Hoffmann vorgestellt, das die Schweizerische Vereinigung der Kunstschachfreunde, der Schwesterorganisation unserer Schwalbe, herausgegeben hat. Es setzt die schöne Tradition der Anthologien Schweizer Schachprobleme fort, dieses (sechste) Mal für die Jahre 1997-2010.

Aus dem Retrobereich, der dieses Mal aus gutem Grund „Beweispartien“ heißt, habe ich ein vielleicht nicht ganz so bekanntes Stück von Reto Aschwanden herausgesucht.

Reto Aschwanden
Champagner-Turnier Protoroz 2002 (V), 1. Preis
Beweispartie in 17,5 Zügen (16+12)

 

Die beiden fehlenden weißen Bauern haben sich umgewandelt, dafür brauchten sie zehn Züge. Damit hat Weiß Zeit, acht weitere Züge zu „verplempern“. Nicht ganz, denn irgendwie müssen wir ja das Schachgebot des Lc8 noch erklären.

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Für zwischendurch (19)

Vor ein paar Tagen ist mir eine hübsche kleine Beweispartie mit zwei (sehr schön korrespondierenden) Lösungen aufgefallen, die ich euch nicht vorenthalten möchte: Viel Spaß beim Lösen!

Manfred Rittirsch
The Macedonian Problemist 2015
Beweispartie in 5 Zügen, 2 Lösungen (14+16)

 

Wie üblich werde ich Thema und Lösung nicht verraten…

RIFACE 2016

Ein wenig spät bin ich mit dem Hinweis auf das Retro-Thematurnier beim französischen Problemschachtreffen, das an diesem Pfingstwochenende in Saint Germain au Mont d’Or stattfindet.

Gefordert sind Beweispartien mit Vertikalzylinder-Brett, bei der also die h- und die a-Linie benachbart sind. Somit kann Weiß beispielsweise mit 1.g3 und 2.La4 eröffnen. Weitere Bedingungen sind nicht zugelassen.

Wenn ihr noch teilnehmen wollt (oder vielleicht solch eine Aufgabe noch in der Schublade liegen habt), könnt ihr über die Mail-Adresse RIFACE.2016(at)gmail.com die Aufgabe einsenden. Für “externe Teilnehmer” ist nur eine Aufgabe gestattet; sie muss bin morgen (15. Mai 2016) um 15:00 Uhr abgeschickt sein.

Für zwischendurch (18)

Auch kurze Beweispartien können eine Menge Inhalt bieten, wie man an dem heutigen Beispiel sieht: Aus dem Grunde lasse ich auch die Themenangaben erst einmal weg; die werde ich in ein paar Tagen nachtragen — so könnt ihr bei dem angekündigten schlechten Pfingstwetter ein wenig lösen!

Joost de Heer
Messigny 2005
Beweispartie in 7 Zügen (15+14)

 

Viel Spaß!

Nachtrag 21.5.2016:
Habt ihr die Themenvielfalt sofort erkannt? Viel mehr Inhalt kann man in nur sieben Zügen kaum erwarten!

Retro der Woche 19/2016

Letzte Woche hatte ich hier den ersten Preis des Hanspeter-Suwe-60 Turniers vorgestellt, heute kommt wie versprochen der zweite Preis an die Reihe, ebenfalls mit einem bemerkenswerten Wechsel der Forderung

Bernd Gräfrath
6. K&T Thematurnier 2016, 2. Preis
a) Wer darf noch rochieren? b) Beweispartie in 12 Zügen (13+14)

 

Beschäftigen wir uns zunächst mit der ersten Fragestellung. Dem ersten Anschein nach spricht nichts gegen die Möglichkeit beider Parteien, noch zu rochieren. Natürlich fällt bei Schwarz die lange Rochade weg, aber warum sollte die kurze nicht mehr möglich sein? Ebenso spricht zunächst nichts gegen eine weiße Rochade.

Schauen wir allerdings genauer hin, so macht uns sBb5 ein wenig Kopfzerbrechen: Bei Weiß fehlen drei Bauern, welchen sollte er dann geschlagen haben, um von der c-Linie nach b zu kommen? Entweder hat sich [Bf2] umgewandelt und wurde dann auf b5 oder b6 geschlagen, oder dort wurde [Ba2] geschlagen.

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Argentinisches Schach

Bohrte man von Peking aus ein Loch mitten durch die Erde, käme man in der Nähe von Buenos Aires in Argentinien wieder heraus. Dies ist der Grund für den Namen Argentinisches Schach, das Manfred Rittirsch dieses Jahr in Andernach vorgestellt hat: Es ist quasi die Antiform des Chinesischen Schachs.

Beim Argentinischen Schach läuft es also anders herum: Hier zieht eine argentinische Dame, wenn sie nicht schlägt, wie ein Lion, also wie ein Grashüpfer, nur beliebig weit hinter den Sprungstein; argentinischer Turm und Läufer entsprechend. Schlagend ziehen sie wie die orthodoxen entsprechenden Steine.

Eigene Namen haben die Steine auch:

  • Argentinische Dame: Senora (SE)
  • Argentinischer Turm: Faro (FA)
  • Argentinischer Läufer: Loco (LO)
  • Argentinischer Springer: Saltador (SA)

Letzteren müssen wir noch erklären: Der schlägt (nicht wie ein normaler Springer, sondern … [Korrektur 7.5.2016]) wie eine Kombinationsfigur aus Mao und Moa und zieht wie eine Kombinationsfigur aus Maohüpfer und Moahüpfer; ein SAg1 kann also nur schlagfrei nach f3 ziehen, wenn auf f2 oder auf e2 ein Stein steht.

(Informationen und Definitionen zu quasi allen Märchenbedingungen und -Steinen findet ihr im Schwalbe-Märchenschachlexikon.)

Mit argentinischen Schach kann man natürlich auch Retros bauen – Manfred hat bei der Präsentation der neuen Bedingung bereits eine Beweispartie vorgestellt, die ein argentinisch-eigenes Thema zeigt (die “argentinischen Steine” sind im Diagramm nach rechts gekippt dargestellt):

Manfred Rittirsch
Andernach 2016
Beweispartie in 8 Zügen, Argentinisches Schach (13+16)

 

1.e4 FAa4 2.LOe3 FAxe4 3.FAa4 FAh4 4.SAa3 FAd4 5.FAh4 FAxh4 6.LOc5 FAh8 7.h4 FAxa4 8.SAh3 FAa8 mit Platzwechsel der beiden schwarzen Faros bei schwarzer Home Base.

Es macht sicher Spaß, sich mit dieser neuen Bedingung zu beschäftigen, die nun in Andernach „natürlich“ Gegenstand eines Kompositionsturniers ist. Und selbstverständlich können die argentinischen Steine auch “einzeln” als Märchenfiguren genutzt werden, ohne dass sofort alle Steine argentinisch werden. Aber das ist ja z.B. mit den chinesischen Steinen nicht anders.

Nachtrag 11./12.05.2016:
Manfred teilte mir mit, dass Thomas Maeder eine Nebenlösung gefunden hat, nämlich 1.e4 FAa4 2.LOe3 FAxe4 3.FAh4 FAxh4 4.FAa4 SEd4!5.LOc5 SEb6 6.SAa3 FAxa4 7.h4 FAa8 8.SAh3 SEd8. Manfred arbeitet an einer Korrektur, die ich dann sicher hier veröffentlichen werde.