Neues Informalturnier

Gute Nachrichten gibt es von der Zeitschrift “harmonie”: Eigentlich hatte sie schon kurz vor dem Ende gestanden, aber nun blüht sie neu wieder auf. Sie erscheint nun mit dem alten, neuen Herausgeber Torsten Linß und im Redaktionsteam verstärkt durch Wilfried Seehofer als harmonie-aktiv. In Papierform kann sie abonniert werden, aber die Hefte stehen auch zum Download im Internet bereit.

Besonders erfreulich für uns Retro-Freunde ist: dort gibt es auch ein eigenes Informalturnier, das offen ist für alle orthodoxen und Märchen-Retros und -Beweispartien. Preisrichter für die Jahre 2013 und 2014 ist Bernd Gräfrath, die Adresse für Einsendungen  von Originalen findet ihr auf meiner Übersicht zu Retro-Informalturnieren.

Ich lege euch die neue Rubrik besonders ans Herz, schickt doch euer nächstes Retro-Problem dort hin!

Retro der Woche 15/2013

Normalerweise schauen wir bei Auflöse-Retros zunächst nach der Schlagbilanz, zählen und bewerten die fehlenden weißen und schwarzen Steine und stellen häufig fest, dass alle, zumindest fast alle fehlenden Steine durch Bauern geschlagen worden sind. Dieses Ergebnis ist wichtiger Ausgangspunkt für die ersten Löse-Überlegungen.

Doch es gibt natürlich auch Ausnahmen; eine davon möchte ich heute vorstellen: 1940 komponierte der große Luigi Ceriani eine Auflöse-Aufgabe, die überhaupt keine Bauernschläge enthält, in der alle fehlenden sechs Steine von Offizieren geschlagen werden. die wollen wir uns einmal anschauen.

Luigi Ceriani
Fairy Chess Review, 1940
Öffne den Südkäfig (13+13)

Ceriani (auch den mehr an Beweispartien interessierten sicherlich als “der Ceriani aus dem Ceriani-Frolkin-Thema” bekannt) liebte es übrigens, nicht so trocken wie heute meist üblich einfach die Auflösung zu fordern, sondern kleidete dies meist in die Aufforderung, den Käfig, den er noch durch Angabe der Himmelsrichtung angab, zu öffnen. Dabei meint “Süden” die weiße Seite des Bretts, Westen den Damenflügel.

Schnell sehen wir, dass keine Umwandlungen stattgefunden haben können (8+8 Bauern), dass Schwarz wegen seiner Bauernstruktur überhaupt keine Bauernschläge hat machen können, und ebenso sehen wir, dass die fehlenden schwarzen Türme “im Norden”, nämlich innerhalb des Bauernwalls geschlagen worden sein müssen.
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Frühjahrsmode?

Am letzten Wochenende habe ich den Retro-Urdruckteil für das Aprilheft der Schwalbe zusammengestellt: Zehn Aufgaben wird es dort geben: Eine Textaufgabe, drei Verteidigungsrückzüger (zwei mit Anticirce, einer mit einer anderen Circe-Art) sowie sechs Beweispartien, eine davon mit einer Märchenbedingung.

Gestern hatte ich das neue Heft von StrateGems im Briefkasten, darin neun Retro-Urdrucke: drei Anticirce-Procas und sechs orthodoxe Beweispartien.

Ist das nun nur die aktuelle Frühjahrsmode oder ein allgemeiner Trend, der Retros auf Beweispartien und Märchenprocas reduziert? Das wäre sehr schade — das wäre auf Dauer auch langweilig, wie ich finde.

Also meine Anregung, Bitte, Aufforderung an die Komponisten: Vernachlässigt die “klassischen Themen” der Retroanalyse nicht! Auch dort gibt es noch viel zu entdecken, viele “strategische” Ideen lassen sich dort sicherlich noch darstellen! Wo bleiben also klassische Auflöse-Aufgaben, wo bleiben gute Illegal Clusters, wer versucht sich mal wieder an Høeg-Verteidigungsrückzügern? Wer überträgt solche klassischen Themen weiter ins Märchenschach?

Ich würde mich riesig freuen, wenn ich für die Schwalbe mehr solcher Einsendungen bekäme, ich würde mich riesig freuen, wenn ich auch in anderen Zeitungen, ob nun als Leser, Löser oder Preisrichter, mehr solcher Aufgaben sähe!

Retro der Woche 14/2013

Zunächst einmal wünsche ich euch ein frohes Osterfest! Und wenn ihr nun die Ostereier im Garten unter den Schneebergen gefunden habt, freut ihr euch vielleicht, im Warmen sitzend bei einem Glas Glühwein das neue Retro der Woche anschauen und lösen zu können?!

Im heutigen Retro der Woche verbirgt sich auch ein Osterei: e2 ist nämlich ein “magisches Feld”: Diese Erfindung von Albert H. Kniest ist ganz einfach erklärt: Betritt ein Stein (außer einem König) ein magisches Feld, ändert er seine Farbe. Das kann schon im Vorwärtsspiel zu interessanten Strategien und Lösungen führen, aber besonders interessant finde ich es in Retro-Aufgaben.

Günther Weeth hatte die magischen Felder speziell im Zusammenhang mit Anticirce-Procas (siehe zum Beispiel das Retro der Woche 11/2013) wieder belebt, nachdem sie eine Weile nicht so häufig genutzt worden waren, und so lag es nahe, im von feenschach ausgeschriebenen Turnier zur Feier seines 75. Geburtstages magische Felder zu fordern.

Aus dem Preisbericht, der im Heft 194 (Juli-August 2012) erschienen ist, möchte ich hier den 2. Preis vorstellen.

Dirk Borst
63. feenschach Thematurnier 2012, 2. Preis
Stellung nach dem 23. Zug (16+13); magisches Feld e2

Die Fragen, die der Autor dazu stellt, sind:

  1. Wurde der schwarze Turm a8 geschlagen?
  2. Welche Rochaderechte haben Weiß und Schwarz noch?

Irgendwelche Abzähl-Versuche der schwarzen oder weißen Züge sind zwecklos — welchen Ansatz für eine Antwort auf die Fragen könnten wir finden? Doch, den wesentlichen Hinweis gibt die Zügezahl! Weiß hat eine ungerade Anzahl von Zügen gemacht — das aber geht in der Partieausgangsstellung doch gar nicht?! Doch: Das geht hier wegen des magischen Feldes! Das bedeutet also, dass der weiße E-Bauer gezogen haben muss, dass also ein ehemals schwarzer Bauer nun auf e2 steht. Und das ist dann offensichtlich der sB von g7; ein anderer kommt nicht in Frage. Wen aber hat er (neben dem weißen e-Bauern) geschlagen?
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In sechs Wochen

In sechs Wochen ist (hoffentlich!) nicht nur der meiste Schnee im Rheinland getaut, da ist auch das 39. Märchenschach-Treffen in Andernach schon in vollem Gange!

Wie jedes Jahr — 2013 schon zum 39. Male — treffen sich am langen Wochenende von Christi Himmelfahrt (in diesem Jahr vom 9. bis zum 12. Mai) die Problemschachfreunde in  Andernach am Rhein, auch “Orthodoxe” finden sich immer wieder dort ein.

Tagungsort ist wie schon seit vielen Jahren das Kolpinghaus in Andernach, Hochstraße 22, 56626 Andernach, wo das “`Programm ohne Programm”‘ (ganz so stimmt das auch nicht: Kompositions- und Löseturniere stehen auf dem Programm, ebenso Vorträge) am Donnerstag gegen Mittag startet, aber traditionell sind einige Besucher bereits am Mittwoch anzutreffen.

Meldet euch bitte bei den Organisatoren bernd ellinghoven per Mail (be.fee(AT)t-online. de) oder bei Zdravko Maslar schriftlich oder telefonisch (Karolingerstr. 76, 56626 Andernach, Tel. +49 2632 1577) an; beide sind notfalls auch bei der Zimmersuche behilflich. Wenn ihr jedoch wieder euer Stammquartier beziehen und euch dort selbst anmelden wollt, so sagt bitte trotzdem einem der beiden Bescheid!

Ich freue mich schon wieder auf Andernach — und hoffe, möglichst viele von euch dort zu treffen!

Retro der Woche 13/2013

Gelegentlich nutzen Komponisten “Spezialregeln”, um ihre Aufgaben korrekt zu bekommen; speziell in den Frühzeiten des Problemschachs waren Forderungen wie “Matt in 26 Zügen, ohne einen Bauern zu ziehen” gar nicht so selten. Wenn dies nicht einfach nur dazu diente, Nebenlösungen auszuschalten, sondern wesentlich zum Inhalt der Aufgabe beitrug, war dies natürlich von ganz anderer Qualität.

So ist auch heute die Einschätzung der Verwendung von Märchenbedingungen nicht nur in der Retroanalyse, sondern auch in Vorwärtsproblemen: Die Bedingungen müssen inhaltlich gerechtfertigt sein.

Die sehr einfach zu verstehende Bedingung “Duellantenschach” (Definition aus dem Schwalbe MärchenlexikonDer einmal gewählte Stein des Startzuges einer Partei muss auch alle folgenden Züge seiner Partei bestreiten. Ist dies nicht mehr möglich, bringt ein neuer Startzug einen neuen Duellanten ins Spiel. Die Schachwirkung aller Steine bleibt normal erhalten.) kann natürlich dazu “missbraucht” werden, einfach Duale zu vermeiden. Sie kann aber natürlich auch thematisch genutzt werden, beispielsweise um Ablösungen zu thematisieren.

Dies habe ich vor einiger Zeit in einer Beweispartie versucht; allzu schwer sollte sie nicht zu lösen sein.

Thomas Brand
8706 feenschach 2002, 1. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 9,5 Zügen, Duellantenschach (15+16)

Bei Schwarz haben, das sieht man schnell, neun verschiedene Steine gezogen — also hat es nach jedem schwarzen Zug einen Duellantenwechsel gegeben, und damit ist auch das Thema der Aufgabe schon klar. Nun gilt es also “nur” noch, einerseits die Reihenfolge der Duellantenwechsel zu finden und dafür die Begründungen zu entdecken.
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Die Schwalbe Februar 2013 erschienen

Gerade einmal drei Wochen nach dem Erscheinen der “Dezember-2012-Schwabe” fand ich heute das Feburarheft 2013 im Briefkasten: Die angekündigte Aufholjagd war also erfolgreich!

Viel interessanten Lesestoff gibt es im neuen Heft: Mein erster Blick gilt immer dem Kalenderblatt, in dem Günter Büsing stets interessant an runde Geburts- oder Sterbetage von mehr oder weniger bekannten Problemisten erinnert; diese Mal über drei Seiten!

Der Hauptbeitrag von Erik Zierke beschäftigt sich in 38 Beispielen mit dem Berlin-Thema (Ein logisches Probespiel führt zum Matt des falschen Königs. Der Mattzug ist notwendig, um mindestens ein Hindernis  nachzuweisen); ferner finden sich neben Preisberichten Beiträge zum Selbstmatt und zum Dreizüger (vom neuen #3-Sachbearbeiter Hans Gruber). Ich selbst habe eine kleine Rubrik zur Besprechung von Problem-Websites begonnen.

Und natürlich nicht zu vergessen: Der Urdruckteil enthält neun wie ich finde sehr attraktive Retros zum Lösen und Kommentieren. Aber vorher schickt mir doch bitte noch ein paar Kommentare zu den Retros des Oktober-Hefts… Danke!

Retro der Woche 12/2013

Seit einiger Zeit bin ich mit der Bewertung der über achtzig Einsendungen zur Retro-Abteilung des WCCI 2010-2012 beschäftigt. Das ist eine sehr spannende Aufgabe, die gleichzeitig den angenehmen Nebeneffekt hat, dass ich darunter auch die eine oder andere Aufgabe finde, die für die Wochen-Rubrik gut geeignet erscheint.

Einige Aufgaben, die ich hier bereits veröffentlicht habe, habe ich auch bei den Einsendungen wiedergefunden. Heute möchte ich als “neues” Stück eine Beweispartie von Nicolas Dupont aus Lille vorstellen:

Nicolas Dupont
StrateGems 2011(v), 1. Preis
Beweispartie in 30 Zügen (13+13)

Das ist nicht nur wegen der recht hohen Zügezahl nicht einfach zu lösen: Weder kommen wir mit der reinen Betrachtung der Schlagfälle weiter noch mit dem Zählen der weißen und/oder schwarzen Züge. Allerdings fehlen auf beiden Seiten je drei Bauern, die ich aber im Zentrum nicht gegenseitig geschlagen haben können — Umwandlungs-Thematik ist also klar.
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