Retro der Woche 24/2016

Bekanntlich ist die Besonderheit des Verteidigungsrückzügers gegenüber anderen Teilbereichen der Retroanalyse, dass hier Weiß und Schwarz nicht kooperieren wie etwa bei Auflöse-Aufgaben oder Beweispartien, sondern Weiß ein Ziel verfolgt, gegen das Schwarz sich zu verteidigen sucht – in gewisser Weise also vergleichbar mit „normalen“ Mattaufgaben im Vorwärtsspiel, wo sich Schwarz ja auch gegen die Mattversuche des Weißen verteidigen will.

Damit lassen sich auch im Verteidigungsrückzüger „neudeutsche“ Planstaffelungen darstellen, bei denen auch beispielswiese Fragen der Zweckökonomie diskutiert werden können.

Joaquim Crusats & Andrej Frolkin
Probleemblad 2011 (V), 1. Preis 2009-2012
-6 & #1, VRZ Proca (13+11)

 

Unser heutiges Stück ist solch ein neudeutsches Beispiel. Andreas Thoma hatte kurzfristig die vakanten Preisrichter-Stellen für gleich vier Probleemblad-Jahrgänge übernommen, sein Bericht wurde im gerade erschienenen Heft für das zweite Quartal 2016 publiziert.

Wenn Schwarz nach R 1.La1-h8 zur Rücknahme der Rochade gezwungen wäre, so wäre Weiß bereits am Ziel: R 2.Lf6-a1 & vor: 1.Txd8#. Aber Schwarz kann sich mit R 1.—Kg7-g8! verteidigen, und Weiß muss mittels 2.c3xXb4 die Diagonale schließen.

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Schwalbe und Probleemblad

Gestern lagen bei mir sowohl das neue Heft der Schwalbe als auch die neue Ausgabe von Probleemblad im Briefkasten: Beide liefern wieder tollen Löse- und Lesestoff für uns Retrofreunde:

Neben den Urdrucken weise ich besonders auf die Ausschreibung zum Werner-Keym-75 Turnier hin, die ihr hier auch direkt herunterladen könnt.

Auf das in der Schwalbe ausgeschrieben Konstruktionsturnier komme ich hier noch zurück, ebenso (bereits morgen im “Retro der Woche”) auf den Probleemblad Preisbericht der Nicht-Beweispartie-Retros.

Für die Halbzeitpause

Pascal Wassong, der Autor des aktuellen Retro der Woche, kann nicht nur komplexe Aufgaben bauen, sondern auch sehr elegante Kleinigkeiten.

Seine niedliche Beweispartie passt, finde ich, gut zur heutigen Eröffnung der Fußball-Europameisterschaft, vielleicht in die Halbzeitpause? Viel Spaß jedenfalls!

Pascal Wassong
Messigny 1995, 1. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 4,5 Zügen b) wBa2 > h2 (14+12)

Retro der Woche 23/2016

Sicherlich kennen einige von euch Pascal Wassong als Autor von Natch, dem bekannten Beweispartie-Prüfprogramm, sowie von iNatch, dem sehr guten und nützlichen Spiel- und Anzeigeprogramm für Beweispartien, aber besonders ist er ein hervorragender Komponist überwiegend klassischer Retros. Damit hat er bereits als Teenager begonnen, denn, geboren Ende 1964, seine ersten Aufgaben erschienen bereits Anfang 1984.

Das Stück, das ich für heute ausgesucht habe, ist allerdings zehn Jahre jünger.

Pascal Wassong
Europe Echecs 1994 (Version) — Babette gewidmet
Letzte 55 Einzelzüge? (14+12)

 

Ein paar Dinge sieht man sehr schnell: Schwarz muss mit der Zugrücknahme beginnen, da wKc5 im Schach steht, wLh8 ist ein Umwandlungsläufer, und wir sehen im Diagramm schon drei (zwei weiße und einen schwarzen) Bauernschläge: wBb4 kommt offensichtlich von d2 und sBc6 von b7.

Die Frage nach den letzten (eindeutigen) Einzelzügen ist natürlich eng verbunden mit der Frage, wie der Retroknoten im Südwesten aufgelöst werden kann? Die schwarzen Bauern auf der sechsten Reihe stehen so, dass ihre Zugrücknahme (und damit die Befreiung des wK) einen Läufer von seinem Ausgangsfeld abklemmen würde. Wir werden gleich sehen, dass das nicht funktioniert.

Warum nicht?

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FIDE-Album Einsendungen

Am Mittwoch (1. Juni) war Einsendeschluss für die Aufgaben zum FIDE-Album für die Periode 2013 bis 2015. Etwas weniger Retros wurden dieses Mal eingesandt als zum Album davor: Damals war ich Richter, nun bin ich Direktor, daher kann ich das gut vergleichen. Andererseits ist nach meinem ersten Eindruck die durchschnittliche Qualität der Aufgaben noch höher als beim letzten Album.

Nun beginnt bald die Zeit des Richtens, und auch darauf freue ich mich schon: Als Direktor darf ich ja all die Aufgaben mit bewerten, an denen einer der Richter beteiligt ist. Und dass das bei Dmitrij Baibikow, Nikolas Dupont und Andrej Frolkin reine Freude ist, könnt ihr euch sicher vorstellen…

Retro der Woche 22/2016

Ziemlich unscheinbar kommt das Diagramm unseres heutigen „Retro der Woche“ im ersten Moment daher, und doch werden wir einige subtile Manöver bewundern können.

Satoshi Hashimoto
Probleemblad 2002, 2. Preis
Beweispartie in 19 Zügen (14+15)

 

Das Zählen der offensichtlichen weißen Züge bringt uns offensichtlich noch nicht weiter; nützlicher ist es, die sichtbaren, minimal erforderlichen schwarzen Züge zu zählen. Dort kommen wir auf 2+2+6+3+2+3=18; ein schwarzer Zug ist damit noch frei. Hierbei haben wir schon vorausgesetzt, dass Schwarz zunächst f5, dann exf6 spielt, denn anders würde es einen weiteren Zug erfordern.

Sagt uns dieser schwarze Doppelbauer auf der f-Linie etwas?

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Neues Konstruktionsturnier des SVW

Wir hatten hier schon häufiger auf Beiträge der Problemschach-Rubrik des Schachverbandes Württemberg hingewiesen, die Wolfgang Erben so großartig und publikumswirksam betreut.

Nun ist dort die Erscheinungsweise der Informationen umgestellt worden, sodass nun der Problemschachteil als eigenständiges “elektronisches Druckwerk” unter dem Namen “Problemschach für Tiger” erscheint — angelehnt an die mpk-Blätter des Münchener Problemkreises, von dessen Home Page die Hefte zukünftig kostenfrei heruntergeladen werden können.

Die ersten Ausgaben für Mai und Juni könnt ihr auch hier aus dem Blog laden.

Besonders die Mai-Ausgabe ist interessant: Dort wird der (bereits 5.) Problemschach-Wettbewerb des SVW ausgeschrieben; der erste Preis beträgt stattliche 100 Euro! Gefordert ist die Konstruktion einer möglichst kurzen Circe-Partie, die die Anfangsstellung am Brettmittelpunkt gespiegelt erspielt, also sKd1, wDe8 etc. Es wird eine Beispielpartie angegeben, die aber ziemlich lang ist…

Einsendeschluss ist der 30. November 2016 — viel Spaß und Erfolg beim Konstruieren!

Nachtrag 28.5.16:
Da hatte ich zunächst nicht richtig hingeschaut, denn richtig ist sKd1, wDe8 etc. — das bekommt man durch Spiegelung am Brettmittelpunkt bzw durch Drehung um 180 Grad. Ich habe das im Text nach dem Hinweis von Urs Handschin korrigiert!

Französische Retro-Lösemeisterschaft

Die französische Retro-Lösemeisterschaft fand traditionsgemäß im Rahmen des RIFACE Treffens am Pfingstwochenende statt.

Die Aufgaben stehen nun zum Download bereit — wenn ihr die letzte Seite (sie enthält die Lösungen) erst einmal nicht anschaut, könnt ihr euch auch an den interessanten und vielseitigen Aufgeben versuchen. Viel Spaß dabei!