Andrej Frolkin 65

Heute gehen herzliche Glückwünsche zum 65 Geburtstag an Andrej Frolkin nach Kiew: Mir ist klar, dass dies kein „normaler“ Geburtstag in dieser furchtbaren Kriegssituation sein kann; umso mehr wünsche ich dir, lieber Andrej, von Herzen alles Gute für dein neues Lebensjahr: Gesundheit, Unversehrtheit – und natürlich ganz besonders Frieden für dich und deine Lieben, deine Freunde!

Über Andrej muss ich hier nicht viel berichten: Dass er ein großartiger Komponist, Verfasser toller Aufsätze, eminenter Preisrichter ist, das wissen wir alle. Und ich freue mich sehr, dass du, Andrej diesen Blog buchstäblich vom ersten Tag an freundschaftlich begleitest, dafür bin ich dir sehr dankbar!

Besonders toll und erfreulich finde ich, dass du in dieser so schweren Zeit im Problemist die Rubrik „Selected Retros“ übernimmst.

Aus der „Urzeit der eindeutigen Beweispartien“, dem Jahr 1982, also von vor 40 Jahren, habe ich ein Gemeinschaftsstück zweier junger Talente, die das Genre „KBP“ in den folgenden Jahren entscheidend prägen sollten, herausgesucht – das Veröffentlichen von Gemeinschaftsaufgaben und -artikeln ist noch immer eine sehr typische Eigenschaft von Andrej:

Andrej Frolkin & Michel Caillaud
feenschach 1982, 1. Lob
Beweispartie in 22,5 Zügen (15+12)

 

 

Versetzt euch zurück in die Anfangszeit der Beweispartien, versucht sie einfach zu lösen! Und ansonsten kommt die Lösung hier wie immer in etwa einer Woche.

Lösung


Günter Büsing 75

Nicht zu glauben: Günter Büsing wird heute 75 – dazu meine herzlichen Glückwünsche nach München. Wieso „nicht zu glauben“? Als ich Günter vor 40 Jahren erstmals in Andernach traf, hatte ich ihn glatt 10 Jahre jünger geschätzt, die Angabe seines Geburtsjahres im Schwalbe-Inhaltsverzeichnis musste ein Druckfehler gewesen sein… Und so kommt es mir heute immer noch vor!

Das liegt sicher auch an seinem nie nachlassenden Einsatz fürs Problemschach: Als mpk-Löser, als Sachbearbeiter im Schach-Echo, als Schriftleiter der Schwalbe, als deren zweiter Vorsitzender, als Preisrichter und Büchersammler, als Sekretär von PCCC und WFCC, als Redakteur der Kalenderblätter in der Schwalbe – und all diese Aktivitäten jeweils gefühlte Jahrzehnte lang! Ok, demnach müsste er heute 100 werden?!

Ad multos annos!

Zum Komponieren kommt er da viel zu selten, dabei hat er sehr gute Aufgaben gebaut, speziell längere Hilfsmatts. Und gelegentlich verirrt er sich sogar in unsere Retro-Nische; von einem dieser Ausflüge möchte ich euch „für zwischendurch“ eine orthodoxe Beweispartie vorstellen: Viele Spaß beim Lösen!

Günter Büsing
Die Schwalbe 2019
Beweispartie in 9,5 Zügen (13+14)

 

 

Wie immer: Selbst lösen (viel Strategie für die kurze Zugfolge!) oder in etwa einer Woche hier noch einmal vorbeischauen!

Lösung


Valerian Onitiu 8.4.1872-31.12.1948

Heute möchte ich an den 150. Geburtstag von Valerian Onitiu (8.4.1872-31.12.1948) erinnern. Geboren in Sfantul Gheorghe (St. Georg) besuchte er die Schule in Szeged und studierte an der Universität in Budapest; er schlug dann die Laufbahn eines Hochschullehrers der Mathematik ein.

1894 veröffentlichte er sein erstes Schachproblem; er war auf quasi allen Gebieten des Problemschachs bewandert; speziell für seine Mehrzüger und Selbstmatts, dann auch Hilfsmatts wurde er bekannt. Zeitlebens hat er sich auch mit Retros beschäftigt; einige seiner Stücke sind in Retrograde Analysis von Dawson und Hundsdorfer (1915) zitiert. Dabei hat er sich schon früh auf das, was wir heute „klassische Retroanalyse“ nennen – also Aufgaben mit reinen Retroforderungen ohne künstliche Verbrämung in direkten Mattaufgaben – konzentriert und auch Märchenelemente (Zylinderschach) untersucht, was dann später Luigi Ceriani wieder aufgegriffen hat.

Das Stück, das ich hier vorstellen möchte, ist „für zwischendurch“ schon recht komplex (es schaffte es ins FIDE-Album), aber der Rücknahme- und auch der Mattzug sind nicht so schrecklich fernliegend, und anschließend ist die Auflösung bis zur Öffnung des Käfigs im Osten auch klar begründet: Schwarz darf natürlich nicht retropatt werden!

Valerian Onitiu
Die Schwalbe 1933, 1. Preis
Weiß nimmt seinen letzten Zug zurück, dann #1 (15+10)

 

 

Natürlich solltet ihr die Auflösung der Stellung finden – Viel Freude an der Aufgabe! Und wie immer: Die Lösung kommt hier in etwa einer Woche.

Lösung

R 1.0-0-0 – damit ist sTf2 fixiert und g7-g5 steht als letzter schwarzer Zug fest; Matt also durch 1.hxg6ep#.
Die weitere Auflösung: R 1.0-0-0 g7-g5 2.Le4-h7 g5-g4 3.Lc6xBe4 e5-e4 4.La4-c6 e6-e5 5.Ld1xBa4 a6-a5 6.Le2-d1 a7-a6 7.Lf1-e2 Kg4-h4 8.e2xD/Sf3+ etc.

Petko A. Petkov 80

Heute feiert Petko A. Petkov seinen 80. Geburtstag; ganz herzliche Glückwünsche gehen nach Bulgarien verbunden mit den besten Wünsche für Gesundheit und weiter viel Freude und Erfolg beim Problemschach.

Über Petko muss ich wohl nicht viel berichten: Er ist gemessen an den Album-Punkten der mit Abstand erfolgreichste Problemkomponist überhaupt. Sehr vielseitig und fantasievoll ist sein Stil; viele Märchensteine und -bedingungen hat er bereits erfunden und publizistisch gefördert. Das zeigt schon, dass sein Schwerpunkt im Märchenschach liegt, aber er auch ist auch ein höchst produktiver Selbstmatt-Komponist. Allerdings ist er auf allen Gebieten zu Hause, und auch zwei Retros finden sich in der PDB; eines davon möchte ich euch „für zwischendurch“ und zum Feiern des Jubilars vorstellen; er war gerade 20, als er es veröffentlicht hat.

Petko A .Petkov
Schach-Echo 1962
h#2 – b) +wBb6 (7+11)

 

Das ist sehr hübsch, aber nicht allzu schwer – viel Freude am Lösen! Und wie immer: Die Lösung kommt hier in etwa einer Woche.

Lösung

a) Sechs Schläge der schwarzen Bauern sind sichtbar, also kann sich [Bd7] mit weiteren drei Schlägen auf g1 in einen Turm umgewandelt haben, wobei irgendein Stein auf f1 Schachschutz gegeben hat. Also darf Weiß noch rochieren: 1.Lf8 0-0-0 (Td1?) 2.Te7 Sf6#
b) Mit einem weißen Stein mehr geht diese Schlagbilanz nicht mehr auf, sTg2 muss sich also auf f1 (schachbietend) umgewandelt haben, oder er ist irgendwie über die Reihe nach g2 gelangt: Auch dafür muss der weiße König gezogen haben. Damit ist die lange Rochade nicht zulässig, und es löst 1.Kd7 Td1 (0-0-0??) 2.Kc6 Txd6#

Werner Keym 80

Heute vor fünf Jahren erschien hier ein Beitrag mit sehr ähnlichem Titel wie heute: Ist da neben den Glückwünschen zum runden Geburtstag schon wieder ein Artikel nötig?

Nun, wir wissen es alle, Werner war in den letzten fünf Jahren unglaublich aktiv, ich bin in der Februar-Schwalbe und in diesen Jahren auch hier schon oft darauf näher eingegangen. Bemüht einfach mal die Suchfunktion hier im Blog!

Hier möchte ich zusätzlich sein Engagement um den neuen Beweispartie-Längenrekord erwähnen – die „Ersatzfassung“ in 58,5 Zügen scheint ja zu halten…

Lieber Werner, im Namen aller Leser hier gratuliere ich dir von Herzen zum Geburtstag; ich wünsche dir für das nächste Lebensjahrzehnt alles Gute, vor allen Dingen natürlich Gesundheit und weiterhin viel Freude und Erfolg bei unserem Lieblingshobby!

Die Aufgabe von Werner, die ich heute vorstelle, har er schon als „Spät-Twen“ gebaut, und sie zeigte schon vor über 50 Jahren seinen Hang zu den außergewöhnlichen und besonders phantasievollen Aufgaben, speziell in unserem Lieblings-Segment des Problemschachs.

Werner Keym
Die Schwalbe 1971, 1.-2. Preis
Ergänze die 2KK, dann Matt in weniger als einem Zug! (12+6)

 

Das ist sehr hübsch, aber nicht schwer – viel Freude beim Lösen! Und wie immer: Die Lösung kommt hier in etwa einer Woche.

Lösung

En Passant kommt hier nicht in Frage, also muss das Matt durch Vervollständigung der Rochade erfolgen. Weiß schlug dxcxbxBa, exdxcxb sowie fxexdxc, das sind alle fehlenden schwarzen Steine. Schwarz schlug bxa4, hxg4 gxf/h; bxa4, fxg4 und gxBh funktioniert nicht, da [Lc1] fehlt!
Nicht Kc1/Kd3 oder Kg1/Kf3, da [Bf7] schlagfrei umwandeln musste, auch nicht Kf6/Kg8, da Th8 bereits gezogen hat, um [Bh2] die Umwandlung zu ermöglichen.
Also nur Kd6/Kc8 und 1.– 0-0-0#.

Schwalbe 313

In dieser Woche ist die Februar-2022-Schwalbe erschienen, die ich euch wie immer ans Herz legen möchte.

Besonders möchte ih euch zum Lösen und Kommentieren der (Retro-)Urdrucke einladen; feiert am 22. Februar Werner Keyms Geburtstag — und schaut euch den Artikel von Manfred Rittirsch “Heute schon gegoogelt?” an: Ein induktiver Leitfaden zur strategischen Suche in (Schachproblem-)Datenbanken. Er orientiert sich in den Beispielen an WinChloe, das Prinzip lässt sich aber selbstverständlich auch auf z.B. die PDB übertragen.

Übrigens steht dieser Artikel online, auch für Nicht-Schwalbemitglieder.

Josef Haas

Heute, anlässlich seines 100. Geburtstages, gedenken wir des großartigen Stuttgarter Retrokomponisten Josef Haas (28.1.1922 – 11.11.2003).

Die Verbindung von Retroanalyse und seinem Beruf als Erster Hauptkommissar beim Landeskriminalamt in Stuttgart bringt er nicht nur mit dem Titel, sondern auch schon im allersten Absatz seines Büchleins „Tatort Schachbrett“ zum Ausdruck:

Nach einer Anregung des deutschen Kriminalisten Dr. Hans Schneickert sollte bei der Lösung ei-nes Kriminalfalles nach folgendem Schema vorgegangen werden:

WAS WO WANN WIE WOMIT WARUM und WER…?

Die Beantwortung dieser Fragen werde in der Regel zur raschen Aufklärung der Tat und zur Überführung des/der Täter(s) beitragen. Ein ähnliches methodisches Vorgehen ist auch bei der Lösung einer Retro-Schachaufgabe ratsam …

Hier im Blog habe ich schon mehrere klassische Retros (er hat sich aber auch etwa mit Circe-Retros beschäftigt) von Josef Haas vorgestellt — nutzt einfach mal die Suchfunktion, wenn ihr die noch einmal anschauen wollt: Es lohnt sich immer!

Heute möchte ich euch seinen Erstling vorstellen: Der hat beachtliche Tiefe und hat in einem hochklassigen Turnier gleich eine hohe Auszeichnung erhalten. Schaut euch das Stück vielleicht bei einem Glas Württemberger einmal an – nur für „zwischendurch“ erscheint es mir schon recht komplex zu sein.

Josef Haas
Die Schwalbe 1968, 3. Preis; Dr. Karl Fabel gewidmet
Weiß nimmt so zurück, dass er in einem Zug mattset-zen kann. (10+11)

 

 

Und wie stets folgt die Lösung hier in etwa einer Woche.

Lösung

Lösung: R Db2xLa3 & vor: 1.exd6ep#
Schlagbilanz: [Bb7] schlug [Ba2], [Bc7] schlug [Lc1], [Bh7] schlug [Bf2] und [Bd2] sowie einen Springer und einen Turm. [Bb2] schlug einen Turm, [Bc2] schlug auf seinem Weg nach e5 einen Springer und die Dame; [Bh2] schlug den anderen Springer.

Daher kommen folgende Züge nicht als letzter schwarzer Zug in Frage: cxd3, d4-d3, cxd5, dxe6, cxb3 ([Lc1] wurde auf einem schwarzen Feld geschlagen) und e7-e6. Auch die Züge bxa5, d6-d6 sowie bxa6 scheiden als letzter schwarzen Zug aus (illegale Schachs / illegale Läuferstellung).

Letzter schwarzer Zug war demnach d7-d5, davor geschah Sd5-b4+.

Mario Richter 60

Heute feiert in Berlin Mario Richter seinen 60. Geburtstag. Lieber Mario, für dein neues Lebensjahr(zehnt) wünsche ich dir alles denkbar Gute — und heute einen schönen Feier-Tag!

Mario ist kein besonders fleißiger Komponist (die PDB enthält 51 Stücke von ihm, davon 50 Retros), sondern er tritt besonders hervor als profunder Löser, Prüfer, Kommentator und Preisrichter: Ich freue mich, ihn für die Jahre 2022-2024 für die „Mathematik/Sonstiges“ Rubrik der Schwalbe gewonnen zu haben.

Beim Prüfen lässt er sich oft von seinem selbst geschriebenen Programm „Rawbats“ unterstützen, das, wenn ich es richtig verstehe, sehr flexible Möglichkeiten zur Angabe heute so genannter „Constraints“ bietet, also aus der Stellung, aus Retroanalyse als sicher abgeleitete Einschränkungen der (Rück-)Zugmöglichkeiten. Auch wenn die so geprüften Aufgaben nicht im eigentlichen Sinne „C+“ sind, sondern „HC+“, also in Koproduktion von Mensch und Rechner geprüft, ist dies doch eine ungeheuere Hilfe, komplexe Retros (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) korrekt zu bekommen.

Das heutige Stück „für Zwischendurch“ entstand vor vielen Jahren per Mail bei Diskussionen um verschiedene Isardam-Rekorde. Hier ist die simple Frage, wie der weiße König in sein Gefängnis in der Ecke gelangen konnte? Wer sich an die Isardam-Regeln nicht mehr erinnert, schaut einfach ins Märchenlexikon der Schwalbe.

Mario Richter & Thomas Brand
Die Schwalbe 2008
Letzter Zug? Schwarz am Zug, Isardam (1+3)

 

 

Und wie immer: Die Lösung folgt in etwa einer Woche hier.

Lösung

R: 1.Kh2xLh1 S~xLf3++

Durch den doppelten Entschlag der Läufer (einmal schwarz, einmal weiß) wird das (orthodoxe) Schachgebot des schwarzen Turms neutralisiert: Schlüge der den weißen König, würden sich ja, was bei Isardam verboten ist, die beiden Läufer beobachten.