Retro der Woche 23/2020

Noch einmal möchte ich auf den Problemist Retro-Preisbericht für die Jahre 2017 und 2018 von Cedric Lytton zurückkommen, euch heute die erste ehrende Erwähnung der Abteilung „Beweispartien“ vorstellen.

Marek Kolčák & Michel Caillaud
The Problemist 2017-2018, 1. Ehrende Erwähnung
Beweispartie in 17,5 Zügen (14+15)

 

Da scheint nicht viel passiert zu sein: Von Weiß sind nur drei Bauernzüge sichtbar, bei Schwarz ein wenig mehr: dort sehen wir 1+0+3+3+2+2=11 Züge: Damit sind bei Schwarz sechs Züge offen, bei Weiß gar 15. Das hilft uns also erst einmal nicht allzu viel weiter – schauen wir also nach anderen Merkmalen, die uns vielleicht voran bringen beim Verständnis dieser Aufgabe:

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Kein Andernach

Zum ersten Male seit 1974 ist das lange Christi-Himmelfahrt-Wochenende — Corona geschuldet — nicht gleichzeitig Andernach-Wochenende.

Viele von uns wären sonst jetzt auf dem Weg an den Rhein oder dort bereits eingetroffen, und da möchte ich euch für die nur “virtuelle Anreise”, also für zwischendurch, eine Märchen-Beweispartie zum Lösen anbieten. Der Autor ist auch ein regelmäßiger Andernach-Besucher.

Stephen Emmerson
The Problemist 2017-2018, 4. Lob
Beweispartie in 6,5 Zügen, Circe (14+16)

 

 

Viel Spaß damit; wie immer gibt es hier die Lösung in etwa einer Woche.

Und hier ist sie:

Lösung

1.a4 Sf6 2.a5 Se4 3.a6 Sxd2 4.Ta5 Sxa6[Ba2] 5.Dxd2[Sb8] Sb4 6.Kd1 Sc2 7.Kxc2[Sg8]

Hübscher “Wiedergeburts-Platzwechsel” der schwarzen Springer.

Retro der Woche 21/2020

Ende April hatte ich schon angekündigt, dass ich noch näher auf den im Märzheft des Problemist erschienenen Preisbericht zu den Retros der Jahre 2017 und 2018 eingehen werde. Beginnen wir heute mit dem ersten Preis der Abteilung „Beweispartien“.

Nicolas Dupont
The Problemist 2017-2018, 1. Preis
Beweispartie in 25,5 Zügen (15+13)

 

Gelegentlich gibt es ja Vorbehalte gegen Aufgaben mit sichtbaren Umwandlungssteinen. Die kann man mehr oder weniger intensiv bei der Bewertung etwa von Beweispartien einfließen lassen, dann natürlich meist im negativen Sinne („Umwandlungsfiguren sind Konstruktionserleichterungen“).

Bei dieser Aufgabe trifft der Vorwurf sicherlich nicht, denn bei einem Blick aufs Diagramm ahnt man bereits, dass die Umwandlungssteine hier nicht als Konstruktionserleichterung gedacht sind. Sie bilden im Gegenteil den wesentlichen Inhalt des Problems, sind also vollständig thematisch.

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11. WCCT

Erst hat es so lange gedauert, und dann ging es doch schneller als angekündigt: Die Ausschreibung zum 11. WCCT (World Chess Composition Tournament) ist heute veröffentlicht worden.

Der deutsche Captain Frank Reinhold wird noch eine spezielle Aufbereitung machen, worin dann auch die deutschen “Abteilungsleiter” und organisatorische Details bekannt gegeben werden. Ich kann aber bezüglich Retro schon verraten, dass ich wieder als Ansprechpartner und soweit erforderlich Koordinator zur Verfügung stehen werde. Wer also gern sich auf das Retro-Thema stürzen möchte, möge damit schon anfangen und sich gern bei mir melden.

Auch bei diesem WCCT wird Deutschland wieder die eingesandten Retros mit bewerten; wer gern mitrichten möchte, kann mir auch dazu schon Bescheid geben!

Alexander Kisljak

Heute vor zehn Jahren starb der Ukrainer Alexander Kisljak (27.12.1938—5.5.2010), der vor allen Dingen durch seine klassischen Auflöse-Aufgaben berühmt wurde; ich werde im kommenden Retro der Woche darauf eingehen.

Er war auch ein hervorragender Schreiber sehr guter Artikel: Wer beispielsweise Die Schwalbe aus den 1980er Jahre besitzt, dem kann ich nur empfehlen, noch einmal „Die Verfolgung eines retroanalytischen Themas“ (Februar 1987) und „Die Verfolgung eines retroanalytischen Themas geht weiter“ (August 1989) hervor zu holen.

1993 veröffentlichte er eine kleine Schrift „Поверженный монарх“ (The Monarch Overturned, Der König stürze) mit 64 Beweispartien, in denen der schwarze König auf jedem Feld mattgesetzt wurde: Locker-leicht und hübsch; ein Beispiel daraus habe ich „für zwischendurch“ herausgesucht.

Alexander Kisljak
The Monarch Overturned, 1993
Beweispartie in 9,5 Zügen (14+15)

 

 

Die Lösung findet ihr hier wie immer in etwa einer Woche.

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Hier nun die sicher nicht so schwer zu findende Lösung dieser hübschen Aufgabe:

Lösung

Platzwechsel von sD und sK.

Retro der Woche 19/2020

Ich hatte es ja vor zwei Wochen schon angekündigt: Zu der dort vorgestellten Aufgabe will ich heute noch ein „Vergleichsstück“ vorstellen – nicht, um selbst diesen Vergleich mehr oder weniger vollständig durchzuführen, sondern um euch einzuladen, das selbst zu machen, also die Aufgabe vom 19. April noch einmal hervor zu holen und gedanklich neben das heutige Stück zu stellen. Das ist sicherlich sehr spannend für euch selbst, und wenn ihr dann eure Ergebnisse im Kommentar postet, auch für andere Le/öser.

Silvio Baier, Version Roberto Osorio
Die Schwalbe 2015
Beweispartie in 30,5 Zügen (13+10)

 

Wahrscheinlich sofort springt der schwarze Bauer a2 ins Auge: das muss der [Bd7] sein, der sich bis zur a-Linie durchgefressen hat. Gleichzeitig fehlen bei Weiß „nur“ drei Bauern, die aber [Bd7] zumindest nicht alle selbst entsorgt haben konnte; wir können also mit drei weißen Umwandlungen rechnen?

Zählen wir einmal die sichtbaren weißen Züge: 4+1+1+4+3+5=18 –- es sind also „nur“ 13 Züge frei, Weiß kann also nur zwei Umwandlungen gespielt haben, einen der fehlenden Bauern muss also der schwarze Eindringling selbst geschlagen haben.

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Problemist März 2020

Vor ein paar Tagen erhielt ich (zunächst) die elektronische Version der März-Ausgabe des Problemist. Neben dem Urdruckteil sowie der üblichen Retro-Rubrik von Bernd Gräfrath ist für uns Retrofreunde natürlich besonders der Preisbericht für die Jahre 2017 und 2018 von Cedric Lytton.

Auf diesen Bericht werde ich noch ausführlicher zurückkommen; heute ein hübscher Beweispartie-Zwilling „für zwischendurch“:

Bernd Gräfrath
Problemist 2018, 8. Lob 2017-2018
Beweispartie in 6 Zügen b) in genau 6,5 Zügen (15+13)

 

Viel Spaß beim Finden der zwei Lösungen; wie üblich gibt es die hier in etwa einer Woche.

 

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Das hat hoffentlich Spaß gemacht?!

Lösungen

Retro der Woche 17/2020

Anfang des Monats hatte ich schon darauf hingewiesen, dass die Problemzeitschrift harmonie, die Torsten Linß schon als Jugendlicher unter schwierigen Bedingungen in der DDR herausgegeben hatte, leider ihr Erscheinen (zumindest vorläufig) eingestellt hat.

Im letzten Heft 142 erschien nun der Retro-Preisbericht 2015-2016, den Hans Gruber kurzfristig anstelle des ursprünglich benannten Richters erstellt hatte. Von den 37 im Berichtszeitraum veröffentlichten Aufgaben waren 32(!) Märchen-Verteidigungsrückzüger. Ich habe allerdings für heute eine der drei orthodoxen Beweispartien ausgesucht:

Silvio Baier
harmonie 2015, 3. Preis 2015-2016
Beweispartie in 30 Zügen (11+13)

 

Man sieht, dass der weiße Doppelbauer auf der a-Linie für alle drei Schläge der fehlenden schwarzen Steine verantwortlich zeichnet: Noch allerdings können wir nicht sagen, ob nun der Bauer auf a5 oder der auf a7 von d2 kommt.

Wir sehen auch, dass bei Schwarz drei Bauern fehlen, die [Bd2] niemals alle direkt schlagen konnte: Dafür käme höchstens [Bd7] nach einem Schlag (oder [Bf7] nach drei Schlägen) in Frage, die beiden anderen Bauern müssen auf dem Königsflügel umgewandelt haben, um dann die Umwandlungssteine oder die zugehörende Originalfiguren zu opfern.

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