Retro der Woche 37/2017

Aus Dresden vom WCCC habe ich mir das „Ukraine-Album“ 2004 bis 2006 mitgebracht – eine sehr schöne Problemsammlung! Bei Retros aus der Ukraine fällt einem natürlich sofort Andrej Frolkin ein. Ratet einmal, an wie vielen der dort nachgedruckten 37 Retros er als Autor beteiligt ist?

Eine seiner dort nachgedruckten Koproduktionen mit Kostas Prentos habe ich daraus für heute ausgesucht.

Andrej Frolkin & Kostas Prentos
Thema Danicum 2005, 1. Preis
Beweispartie in 21,5 Zügen (13+14)

 

Das Zählen der offensichtlichen weißen Züge (0+0+3+0+0+1=4) bringt uns zunächst nicht weiter. Auch bei Schwarz sehen wir nicht alle Züge: 1+2+5+2+2+5=17 – auch dort sind noch vier Züge frei. Aber damit kommen wir schon weiter, wenn wir die geschehenen Züge, mögliche Schlagfälle und fehlende Steine betrachten.

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Retro der Woche 34/2017

Im letzten Retro der Woche hatte ich den Sieger der Beweispartien-Gruppe im diesjährigen „Champagner-Turnier“ von Michel Caillaud vorgestellt. Heute kommt nun, sicher nicht besonders verblüffend, der Sieger der „andere Retros“ Gruppe. Wir erinnern uns: Thema war der „verallgemeinerte“ (Anti-) Pronkin: Ein Feld wird im Laufe der Lösung sowohl von einem Originalstein als auch von einem Umwandlungsstein gleichen Typs und gleicher Farbe betreten.

Besonders schön fand ich es, dass ich in Dresden sowohl Roberto Osorio, Co-Autor bei der Beweispartie, als auch Joaquim Crusats endlich einmal persönlich kennen lernen konnte: So viel Mail-Kontakt hatten wir schon, aber uns noch nie persönlich getroffen.

Joaquim Crusats
Champagner-Turnier Dresden 2017, 1. Preis
Löse die Stellung auf (15+13)

 

Der einzig fehlende weiße Stein wurde auf der c-Linie geschlagen. Weiß schlug exf und hxg, ferner musste Weiß noch seinen [Ba2] loswerden, dazu muss er umgewandelt haben, was einen weiteren weißen Schlag erfordert:

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Retro der Woche 33/2017

Beim traditionellen „Champagner-Turnier“, das Michel Caillaud regelmäßig zu den WCCC-Treffen ausschreibt, ging es in diesem Jahr anlässlich es Dresdener Treffens um den „verallgemeinerten (Anti-) Pronkin: Ein Feld wird im Laufe der Lösung sowohl von einem Originalstein als auch von einem Umwandlungsstein gleichen Typs und gleicher Farbe betreten. Für dieses Turnier wurden die normalen Pronkins (Umwandlungsstein betritt Feld der Partieausgangsstellung des entsprechenden Originalsteins) und Anti-Pronkin (Originalstein betritt Umwandlungsfeld des entsprechenden Umwandlungssteins) ausgeschlossen.

Michel hat das Turnier in zwei Gruppen ausgeschrieben: Beweispartien und andere Retros. Heute schauen wir uns die siegreiche Beweispartie an.

Jorge J. Lois & Roberto Osorio
Champagner-Turnier Dresden 2017, 1. Preis
Beweispartie in 18 Zügen (12+14)

 

Über die weißen Züge können wir aufgrund des Diagramms nicht allzu viel sagen, aber wegen des Themas können wir schon davon ausgehen, dass die beiden fehlenden weißen Bauern thematisch umgewandelt haben.

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Retro der Woche 53/2015

Vor wenigen Tagen ist mein Phénix Retro-Preisbericht für das Jahr 2014 erschienen, den ich bereits im März abgeschickt hatte. Nun kann ich aus diesem Turnier eine Beweispartie zeigen, die mir von Anfang an wegen ihres klaren Inhalts besonders gut gefallen hatte.

Roberto Osorio
Phénix 2014, 2. Preis
Beweispartie in 19.5 Zügen (14+14)

 

Auf beiden Seiten fehlen genau die beiden östlichsten Bauern, und bei Weiß sehen wir sechs Züge, bei Schwarz ist das sofortige Züge-Zählen schon sinnvoller: Hier sehen wir 3+1+4+5+2+4=19 – alle schwarzen Züge sind erklärt. Das hilft uns schon eine Menge weiter.

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Retro der Woche 52/2015

Wenn zwei so hervorragende Komponisten wie Nicolas Dupont und Andrej Frolkin eine Aufgabe mit sofort drei Umwandlungssteinen und einer sehr hohen Zügezahl veröffentlichen (an der sich Computer-Prüfversuche die Zähne ausbeißen), kann man sicher sein, dass es hier exquisite Thematik zu sehen gibt. Und die wollen wir uns nun einmal anschauen.

Nicolas Dupont & Andrej Frolkin
Probleemblad 2015
Beweispartie in 36.5 Zügen (11+15)

 

Obwohl es auf den ersten Blick nicht so ausschaut: Auch hier hilft uns das Zählen der erforderlichen Züge weiter, speziell die der schwarzen Steine. Wir versuchen also, die minimal erforderliche Anzahl von schwarzen Zügen zu berechnen; dies ist gar nicht so kompliziert, wenn wir die Umwandlungssteine sofort mit berücksichtigen.
Der sK brauchte offensichtlich zwei Züge, die Damen sieben: sDd5 kann ihr Feld in einem Zug erreicht haben, sDg6 ist dann durch Umwandlung (auf b1 oder g1) entstanden.

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Retro der Woche 40/2015

Im gerade erschienenen Oktober-Heft von StrateGems finden sich die Preisberichte für Beweispartien und (übrige) Retros für das Jahr 2014; Richter war Bernd Gräfrath.

Während sich seine Zufriedenheit mit den restlichen Retros sehr in Grenzen hielt (von den 14 Aufgaben des Jahrgangs zeichnete er nur ein Anticirce-Proca von Weeth/Wenda aus), war er von der Qualität der Beweispartien sehr angetan, dort hat er 10 von 24 teilnehmenden Aufgaben ausgezeichnet.

Der erste Preis ging an folgende ukrainisch-französische Gemeinschaftsproduktion: Bei den Autorennahmen kann man natürlich eine Menge erwarten, und es lohnt sich auf alle Fälle, das Stück genau zu analysieren.

Andrej Frolkin & Nicolas Dupont
StrateGems 2014, 1. Preis
Beweispartie in 28,5 Zügen (13+13)

 

Die übliche Züge-Zählerei scheint uns nicht allzu sehr weiter zu bringen. Bei Weiß ergeben sich, wenn man von kurzer Rochade ausgeht, 1+1+4+2+3+4=15 Züge, bei Schwarz 2+2+2+3+3+2=14 Züge — dabei haben wir schon berücksichtigt, dass [Sb8] gezogen haben muss, um [Ta8] heraus zu lassen.

Schauen wir uns also noch an, welche Steine fehlen.

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Retro der Woche 26/2015

In den letzten Jahren hatten einige Problemschachzeitschriften erfrelicherweise Retro-Informalturniere begonnen, so auch Orbit. Weniger erfreulich ist, dass diese Zeitschrift 2013 ihr Erscheinen einstellen musste.

Im Informalturnier 2008 zeichnete Preisrichter Hans Gruber dieses Stück mit einem Preis aus:

Nicolas Dupont
Orbit 2008, Preis
Beweispartie in 21,5 Zügen (14+14)

 

Beiden Seiten fehlen jeweils zwei Bauern, aber keine Doppelbauern verraten uns mögliche Schläge von Bauern. Also müssen wir versuchen, auf andere Weise der Lösung näher zu kommen. Versuchen wir es wie üblich mit dem Zählen der Züge.

Hierbei sind die weißen Züge zunächst einmal nicht so aussagekräftig: Wir erkennen im Diagramm nur 1+0+0+6+0+2=9 — es bleiben also 13 freie weiße Züge.

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Retro der Woche 20/2015

Vor ein paar Tagen habe ich mir die Original-Retros in einigen der letzten StrateGems Ausgaben angeschaut, und eines dieser Stücke möchte ich heute vorstellen, weil es mich ziemlich beeindruckt hat — und trotzdem ist für mich noch ein Wunsch bezüglich der Lösung offen…

Unto Heinonen
StrateGems 2014
Beweispartie in 21,5 Zügen (13+15)

 

Beginnen wir wie üblich mit der Schlagbilanz und der Inventur: Bei Schwarz snd zwei Bauernschläge sichtbar (axb und b7xc6), bei Weiß keiner — damit ist noch jeweils ein Schlag frei. Bei Schwarz fehlt nur ein Bauer ([Be7] oder [Bf7]), und bei Weiß fehlen [Lc1] sowie [Be2] und [Bf2].

Die weißen sichtbaren Züge sind schnell gezählt: 1+2+0+1+1+1=6 für Weiß und 0+2+5+3+4+5=19 für Schwarz.

Der letzte Zug ist das Schachgebot einer weißen Dame — kann die gerade auf f8 erwandelt worden sein? Nein, das geht nicht, denn dann hätte der letzte weiße Zug e7xXf8=D+ sein müssen, aber dieses „X“ kann nicht exisiteren, da [Bf7] nicht umgewandelt haben kann: So viele freie Züge hat Schwarz nicht.

In dem Zusammenhang fällt aber noch ein Detail auf:

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