Retro der Woche 20/2015

Vor ein paar Tagen habe ich mir die Original-Retros in einigen der letzten StrateGems Ausgaben angeschaut, und eines dieser Stücke möchte ich heute vorstellen, weil es mich ziemlich beeindruckt hat — und trotzdem ist für mich noch ein Wunsch bezüglich der Lösung offen…

Unto Heinonen
StrateGems 2014
Beweispartie in 21,5 Zügen (13+15)

 

Beginnen wir wie üblich mit der Schlagbilanz und der Inventur: Bei Schwarz snd zwei Bauernschläge sichtbar (axb und b7xc6), bei Weiß keiner — damit ist noch jeweils ein Schlag frei. Bei Schwarz fehlt nur ein Bauer ([Be7] oder [Bf7]), und bei Weiß fehlen [Lc1] sowie [Be2] und [Bf2].

Die weißen sichtbaren Züge sind schnell gezählt: 1+2+0+1+1+1=6 für Weiß und 0+2+5+3+4+5=19 für Schwarz.

Der letzte Zug ist das Schachgebot einer weißen Dame — kann die gerade auf f8 erwandelt worden sein? Nein, das geht nicht, denn dann hätte der letzte weiße Zug e7xXf8=D+ sein müssen, aber dieses „X“ kann nicht exisiteren, da [Bf7] nicht umgewandelt haben kann: So viele freie Züge hat Schwarz nicht.

In dem Zusammenhang fällt aber noch ein Detail auf:

[Ke8] muss gezogen haben! Warum? Zumindest wegen sBb7xc6 (weißes Feld!) muss (mindestens) einer der beiden Bauern [Be2] und [Bf2] umgewandelt haben. Und das geht wegen des nur fehlenden sB ausschließlich auf e8 — dann muss [Ke8] gezogen haben, um das Umwandlungsfeld zu räumen — oder auf f8. Dafür haben wir schon einen Schlag auf f8 ausgeschlossen, so dass dann die Umwandlung via f7 erfolgen musste — auch in diesem Fall musste [Ke8] sein Feld verlassen, um dem Bauern-Schachgebot von f7 auszuweichen. Und damit sind alle schwarzen Züge erklärt.

Und damit sollten wir beginnen, ein wenig über Zug-Reihenfolgen nachzudenken, zu versuchen, die erforderlichen Züge zu reihen: Wenn wir davon ausgehen, dass sTc3 von a8 kommt, so muss er zunächst sein Zielfeld erreicht haben, bevor b3 gespielt werden konnte, um [Lc1] frei zu spielen. Das aber bedeutet, dass zuvor Schwarz bereits axb gespielt haben muss; für diesen Schlag stand also [Lc1] noch nicht zur Verfügung!

Damit ist klar, dass sich beide weißen fehlenden Bauern umgewandelt haben müssen: Anders als durch zwei Ceriani-Frolkin-Steine sind die Bauernschläge auf b und c nicht zu erklären. Damit muss [Lc1] von einem schwarzen Offizier geschlagen worden sein (f7xLe6??), außerdem steht damit fest, dass beide weißen Umwandlungen auf f8 erfolgten!

Und wo konnte nun [Lc1] geschlagen werden? Dafür zählen wir mit dem neuen Wissen über die weißen Umwandlungen und Schläge noch einmal: Zu den sichtbaren sechs Zügen kommen noch 10 für Umwandlungen sowie jeweils zwei, um die Umwandlungssteine zu opfern. Damit bleibt für den Schlag des [Lc1] nur die Diagonale a3-f8. Schwarz kann keine „Umwege“ gemacht haben, Lf8xLd6 scheidet aus, das [Lf8] bereits vorher zur Umwandlung sein Standfeld für die erste Umwandlung hatte räumen müssen — damit bleibt nur Lf8 und Th8xf8 übrig.

Mit diesem Wissen und einem Analysieren, welche Umwandlungen auf f8 erfolgten, bringt euch dann der Lösung eine ganzes Stück weiter:

1.e4 d5 2.e5 Lh3 3.e6 Dc8 4.exf7+ Kd7 5.f4 e6 6.f5 Ld6 7.f8=D Le5 8.Dc5 Se7 9.Dc6+ bxc6 10.f6 Db7 11.f7 Sc8 12.f8=L Ke8 13.Lc5 Sd7 14.Lb6 axb6 15.Df3 Ta3 16.La6 Tc3 17.b3 b5 18.La3 Scb6 19.Lf8 Txf8 20.Se2 Tf5 21.OO Th5 22.Df8+.

Ziemlich versteckte zwei Anti-Pronkin Darstellungen (Originalstein besetzt das Umwandlungsfeld eines Steins gleicher Art und Farbe) jeweils auf f8, wobei der erste Pronkin-Stein noch dort geschlgen wird. Das hat mir sehr gut gefallen, besonders die Darstellung in relativ wenigen Zügen.

Tja, und was bleibt da als mein Wunsch?? Natürlich, dass auch der zweite Anti-Pronkin-Stein noch auf seinem Themafeld geschlagen wird! Wer macht sich an solch eine Darstellung?? Lustigerweise ist dieser Schlag ja im Vorwärtsspiel nun sogar erzwungen, aber ein angehängtes 22.– Sxf8 würde die Beweispartie natürlich heillos nebenlösig machen.

2 thoughts on “Retro der Woche 20/2015

  1. Schöne BP. Der gewünschte Schlag ist sicher nicht leicht zu realisieren. Mit schwarzer Dame und schwarzem Springer gelang das allerdings schon – siehe P1013082 in der PDB.

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