Wolfgang Dittmann †

Wolfgang Dittmann, der verdienstvolle langjährige Vorsitzende der Schwalbe, der hervorragende Komponist, der Verfasser des „Blick zurück“, des Buchs über Retroanalyse ist gestern, am 5. Februar, nach längerer Krankheit in Berlin gestorben. Mein tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Frau Angelika und seinen beiden Töchtern.

Wolfgang Dittmann, Andernach 2005

Wolfgang Dittmann 14.6.1933 – 5.2.2014

Auch wenn ich über seinen schlechten Gesundheitszustand in der letzten Zeit wusste, war ich voller Hoffnung gewesen, dass er wieder gesund werde. Umso geschockter war ich, als ich heute Abend von einer Dienstreise nach Hause kam, meine Mails durchschaute und dort die traurige Nachricht vorfand. Noch gestern hatte ich einen Schachfreund vertröstet: Das Thema, das er angesprochen hatte, könnten wir sinnvoll erst aufgreifen, wenn Wolfgang genesen sei.

Ich habe Wolfgang bei der Schwalbe-Tagung 1983 in Königsfeld kennen gelernt, als wir gemeinsam ein Konstruktionsturnier ausgerichtet haben; die Schwalbe-Tagung 1985 in Hagen habe ich in enger Abstimmung mit ihm, dem damaligen Vorsitzenden der Schwalbe, vorbereitet.

Nach seinem längeren Rückzug vom Problemschach haben wir uns 2004 bei der Schwalbe-Tagung in Furth im Wald wiedergetroffen – mit großen Auswirkungen, denn in den kommenden Jahren sollten wir intensiv zusammenarbeiten. Dort hatten wir zum ersten Male über sein Buchprojekt diskutiert; die Geschichte des „Blick zurück“ hat er im Vorwort zum Buch, für mich viel zu schmeichelhaft, beschrieben.

Die intensiven Diskussionen zu seinem Buch erfolgten nicht nur per Mail, sondern auch im persönlichen Kontakt: Nie werde ich das herrliche Wochenende bei Dittmanns in Berlin vergessen, an dem wir an der Schlussredaktion des Buches gearbeitet haben. In den folgenden Jahren hatte ich gelegentlich beruflich in Berlin zu tun, und häufig haben wir uns dann abends getroffen zum gemeinsamen Essen, zum gemeinsamen Diskutieren – längst nicht nur über Schach und Retros!

Von Wolfgang habe ich in unseren Diskussionen unendlich viel gelernt, dafür und für seine Freundschaft werde ich ihm immer dankbar sein. Ohne diese Erfahrungen hätte ich bestimmt nicht  die Retro-Spalte der Schwalbe übernommen, ohne diese Erfahrungen gäbe es auch diesen Blog nicht, bei dem er mich von Anfang an so großzügig unterstützt hat. Ich erinnere nur an seinen Artikel „Der König setzt matt!“, den ich euch noch einmal zur Lektüre im Gedenken an Wolfgang empfehle.

Wolfgang und ich hatten uns beide darauf gefreut, sein Geburtstagsturnier — die Ausschreibung findet ihr im Rahmen meines kleinen Artikels zu seinem 80. Geburtstags hier im Blog — gemeinsam zu richten, das bleibt uns nun leider verwehrt. Stattdessen wird das Turnier nun als Gedenkturnier fortgeführt, und ich werde mich bemühen, es in Wolfgangs Sinne zu richten.

In den kommenden Wochen werde ich hier im Blog noch ausführlich auf die Kompositionsleistungen von Wolfgang zurückkommen.

Nachtrag 9.2.2014: Ich habe das Sterbedatum korrigiert.

Terminsachen

Zwei kleine Randnotizen zum Thema in der Zeit:

Bereits am letzten Mittwoch (29. Januar!) sind die Februar-Hefte der Schwalbe verschickt worden! Mit etwas Glück können sie ja schon bei dem einen oder anderen noch im Januar angekommen sein — bei mir jedenfalls nicht, hier braucht die Post für Bücher und Zeitungen meist eine Woche.

In der letzten Woche habe ich auch den zweiten Teil des StrateGems Retro-Preisberichts fertig gestellt und an den dortigen Sachbearbeiter, Kostas Prentos, geschickt — die Preisberichte für das Jahr 2013.

Komponisten-Datenbank

Auf der WFCC-Seite ist das Projekt Chess composers’ names in various alphabets nun in neuer Darstellung verlinkt, nachdem es dort eine neue Heimat gefunden hat.

Ziel der Datenbank mit den Editoren Thomas Maeder und Rainer Staudte ist, beim “richtigen” Schreiben der Namen von Komponisten zu unterstützen. Na ja, nichts einfacher als das, sollte man denken: Man schreibt einfach den Namen aus der Quelle ab?!

Aber ganz so einfach ist das nicht, besonders nicht bei den Namen von Autoren, die in anderen Alphabeten geschrieben sind, beispielsweise kyrillisch. Dabei ist zu beachten, dass es unterschiedliche Weisen der Übertragung etwa in unser lateinisches Alphabet gibt (Transkription und Transliteration). Noch viel spannender wird es, wenn man einen ursprünglich in einem kyrillischen Alphabet geschriebenen Namen z.B. in einer englischen Quelle nachgedruckt findet und man kennt den Autor nicht: Im Englischen wird anders transkribiert als im Deutschen; eine einfache Übernahme der Schreibweise ist also nicht möglich.

Hierbei soll die neue Datenbank unterstützen. Schaut mal dort vorbei, auch zu den linguistischen Fragen gibt es interessante Informationen. Ich wünsche den Machern jedenfalls von Herzen, dass sie weitere Mitstreiter finden, die die unterschiedlichen Arten der Namensübertragung einpflegen, so dass die Datenbank noch besser nutzbar wird.

Internationaler Tag der Schachkomposition

Andrej Frolkin hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass heute der Internationale Tag der Schachkomposition gefeiert werde, den der damalige PCCC Präsident Uri Avner ausgerufen hat. Ich hoffe, ihr könnt den Tag ein wenig zum problemschachlichen Feiern nutzen? In Kiew zum Beispiel findet heute ein Problemistentreffen aus diesem Anlass statt.

Ich selbst werde den Tag (das Wochenende) sicherlich problemschachlich verbringen: Gleich das morgige “Retro der Woche” schreiben, dann an neuen feenschach-Heften arbeiten — und ein Preisbericht sowie die Auswahl der Retros für das nächste FIDE-Album warten auch noch…

Frohe Weihnachten!

Allen Retrofreunden wünsche ich
ein frohes und friedliches Weihnachtsfest!

Vielleicht habt ihr ja an den Feiertagen oder “zwischen den Jahren” (ein merkwürdiger Begriff, wie ich finde…) Lust und Zeit, euch ein wenig mehr als sonst mit Retroanalyse zu beschäftigen? Dann habe ich einen Tipp für euch!

Nikolai Beluchow hat 2010 ein Büchlein veröffentlicht, in dem er eine Idee von Nikita Plaksin von 1993 aufgegriffen hat: Ihm bekannte Retrofreunde nach ihren persönlichen Lieblingsstücken zu fragen.

Heraus gekommen ist eine großartige Sammlung von etwa 50 klassischen Retros (keine Beweispartien!), die Nikolai hervorragend und ausführlich kommentiert hat. Ich kann die Broschüre, die ihr aus dem Internet herunterladen könnt, nur wärmstens empfehlen, und auch das Englisch ist für Nicht-Sprachprofis wohl sehr gut zu verstehen. Ich jedenfalls schaue immer wieder gern hinein!

Anand-Carlsen

Habt ihr heute die sechte Partie des Weltmeisterschaftskampfs Anand gegen Carlsen verfolgt? Ein interessanter Spanier war das, ein spannendes Turmendspiel.

Das meine ich aber gar nicht — ist euch in der Stellung nach dem 52. Zug etwas aufgefallen?? Da hätten die beiden Schachgeschichte schreiben können…

 

Anand — Carlsen
6. Partie, nach dem 52. Zug von Weiß
Hilfsmatt in 2 Zügen (5+6) C+

 

Hier gibt es wirklich ein korrektes Hilfsmatt in zwei Zügen mit 1.Kh5 g3 2. f4! g4#, dabei bildet der zweite schwarze Zug eine schöne Verstellung des Turms; noch interessanter ist aber das weiße Spiel: doppelte en passant Meidung!

Aber leider haben die beiden doch nicht so gespielt — haben sie es vielleicht nicht gesehen?? 🙂

Oktober-Schwalbe

auf der Schwalbe-Seite ist bereits angekündigt: Das Oktoberheft ist unterwegs.

Bei mir ist das Heft noch nicht angekommen, aber ich habe eben schon eine Mail zum neuen Heft bekommen — aus den USA! Die Wege der Post sind schon merkwürdig…

Neben den Urdrucken gibt es in diesem Heft wieder interessanten Lesestoff für uns Retro-Freunde, so findet ihr dort den Preisbericht 2010. Viel Spaß also bei der Lektüre! Da es in diesem Heft nicht so viele Urdrucke gibt, könnt ihr vielleicht den einen oder anderen Kommentar dazu einsenden? die machen doch gerade die Würze der Lösungsbesprechungen aus.

So wenige Urdrucke gibt es nicht, weil ich euch auf Diät setzen wollte, aber meine Urdruckmappe ist recht leer. Über guten Nachschub freue nicht nur ich mich, sondern alle Leser und Löser!

Hinweis zum Retro der Woche 45/2013

Michel Caillaud weist zu Recht darauf hin, dass nicht alle Springerbewegungen im Retro der Woche 45/2013 eindeutig sind; er schreibt:

The retroplay doesn’t look unique in the problem posted on your blog :
2.Sh5-g7 Sg7-e6+ 3.Sf4-h5 e5-e4 4.Se6-f4 Sf3-g5 5.Sg5-e6+ Sd4-f3
and also
4.Se6-d4 Sf3-g5 5.Sg5-e6+ Sd4-f3
and also
7.Sc8-e7 Se7-c6+ 8.Sb6-c8
seem possible alternatives.
Of course, the answer to the stipulation is still correct, but the claim of unique retroplay doesn’t stand.