Retro der Woche 42/2017

Warum sind eigentlich normalerweise weiße Schachgebote in direkten Mattaufgaben verpönt? Einfach, weil es „starke“ Züge sind, die die Zugmöglichkeiten des Schwarzen sehr stark einschränken.

Bei Verteidigungsrückzügern entspricht dies dem Retroschach, das der Schwarze sofort aufheben muss. Auch das schränkt seine Zugmöglichkeiten ein.

Eine noch stärkere Einschränkung ist aber die Rücknahme eines e.p.-Schlags durch Weiß, da Schwarz dann nur noch genau einen Zug hat, den er zurücknehmen darf.

Ähnlich wie Schachprovokation (Schwarz bietet Schach!) im direkten Mattproblem ist dann der e.p.-Schlag durch Schwarz ziemlich paradox, da dies ja jeweils die weißen Zug- bzw. Rücknahmemöglichkeiten dramatisch einschränkt.

Das schauen wir uns mal in einem klassischen Verteidigungsrückzüger vom Typ Proca an:

Wolfgang Dittmann
Mat 1978, 3.Preis
#1 vor 10 Zügen, VRZ Proca (3+8)

 

Stünde der schwarze König nicht auf h7, sondern auf h8, ginge es ganz einfach in einem Zug: R 1.Te8-e7 und vor 1.Sxf6#. Mit dem König auf h7 scheitert dies offensichtlich an 1.– gxf6!.

Wie kann nun der König nach h8 gezwungen werden, wo doch schließlich alle schwarzen Offiziere beweglich sind? Irgendwelche Drohungen kann man sich bei der gut verteidigten siebten Reihe kaum vorstellen, die den König veranlassen würden, „freiwillig“ nach h8 zurückzuziehen.

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Retro der Woche 06/2017

Heute vor drei Jahren ist Wolfgang Dittmann verstorben. Als Komponist ist er besonders durch seine Verteidigungsrückzüger berühmt gewesen, aber seine heimliche Liebe galt auch den Illegal Clustern: Bei denen müssen bekanntlich die angegebenen Steine ins Diagramm eingefügt werden, sodass die Stellung illegal ist, durch Entfernung eines beliebigen Steins (außer den Königen natürlich!) aber eine legale Stellung entsteht.

Wolfgang Dittmann
Karl-Fabel-Gedenkturnier 1976, Lob
Ergänze kdllbb zu einem Illegal Cluster (4+4)

 

Wolfgang hatte sich bei seinen Illegal Clustern immer bemüht, nicht so sehr den Rätselcharakter dieses Aufgabentyps zu betonen, sondern auch problemschachlichen, retroanalytischen Inhalt zu zeigen – so wie in dem Stück, das ich im Retro der Woche 07/2014 vorgestellt hatte, so wie auch im heutigen Stück.

Eine häufige Idee bei Illegal Clustern ist, eine Retropatt-Stellung aufzubauen, in der eine Seite keine Züge mehr hat, aber durch Entfernung irgendeines Steines solch ein letzter Zug zur Verfügung steht.

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