René Jean Millour 75

Und sofort noch ein Geburtstag, auf den ich hier hinweisen möchte: Herzliche Glückwünsche gehen heute nach Offenheim im französischen Elsass, um dort René Jean Millour (*18.6.1843) von ganzem Herzen zum 75. Geburtstag zu gratulieren!

Einige kennen René sicher persönlich z.B. aus Andernach oder von verschiedenen WCCC Treffen, und wer sich auch für Märchen-Retros interessiert, kennt bestimmt einige hochkomplexe Stücke auf diesem Gebiet: Speziell mit monochromem Schach, mit Mars-Circe, das er erfunden hatte, mit Alice-Schach oder dem Imitator hat er sich hier viel beschäftigt, und wer tiefer in seine Aufgaben (aus allen Gebieten des Problemschachs!) eintauchen möchte, dem sei neben der PDB natürlich auch seine schachliche Autobiographie Subtleties on 64 Squares, 2015 bei Editions FEE=NIX erschienen, ans Herz gelegt.

Aber er „kann“ nicht nur vielsteinige Stücke, er „kann“ auch Wenigsteiner, liegt unangefochten in der ewigen Rangliste auf wenigsteiner.de vorn.

Heute möchte ich ein für seine Verhältnisse recht einfaches Stück vorführen, eine Beweispartie mit der Alice-Schach Bedingung: Dort wird kurz gesagt auf zwei Brettern gespielt, A und B. Nach jedem Zug wechselt der ziehende Stein (bei der Rochade beide) auf das entsprechende Feld auf dem anderen Brett, das leer sein muss. Die Partieausgangsstellung ist auf Brett A (zur genauen Definition siehe das Schwalbe Märchenschachlexikon).

René J. Millour
Problem Paradise 2013, N. Matsuzaki gewidmet
Beweispartie in 18 Zügen, Alice-Schach A(8+11) B(6+1)

 

Im Diagramm sind Steine auf Brett B kopfstehend dargestellt.

Erste Feststellungen: Schwarz hat wegen des sK auf dem B-Brett möglicherweise rochiert, und dann muss der Rochade-Turm auch noch einmal gezogen haben. Sh4 kann nicht von g1 kommen.

In der Lösung notiere ich hinter jedem Zug das neue Brett des gerade ziehenden Steins
1.Sf3B Sf6B 2.Tg1BSe4A 3.Tg8A Sxd2B 4.Txf8B Se4A! 5.Sbd2B Sf6B 6.Txf6A OOB 7.e4B Txf3A 8.Le2B Th3B 9.Sf3A Th8A! 10.Sh4A Kf8A! 11.Lh6B De8B 12.Db1B Db5A 13.OOOB Ke8B! 14.Td8A Sc6B 15.Txc8B+ Tad8B 16.Txc6A a5B 17.Ta6Ba4A 18.Ta1A! Tda8A!.

Sechs Rückkehren (in der Lösung mit Ausrufezeichen versehen) und Rundläufe der beiden Rochadetürme.

R.I.F.A.C.E 2018 Retro-Preisbericht

Das ging ja schnell! Der Preisbericht für das Retro-Kompositionsturnier des R.I.F.A.C.E 2018 Treffens steht bereits im Internet zur Verfügung! Neun Beweispartien und fünf “klassische” Retros jeweils mit Berolina-Bauern wurden ausgezeichnet.

Viel Spaß beim Studieren des Preisberichts!

Neue Märchen-Beweispartien

Im Jahr 2015 hatte ich auf eine Schrift von Peter Fayers aufmerksam gemacht, in der er Märchen-Beweispartien vorstellt. Diese Schrift hat er zwischenzeitlich überarbeitet und erweitert. Auch diese Neuauflage könnt ihr über den Link in dem oben genannten 2015er Beitrag anschauen oder herunterladen — es lohnt sich!

Viel Spaß damit!

3. Retroblog Thematurnier

Wie sagt man im Rheinland? „Ab drei Mal ist es Tradition.“

Ich freue mich, wie schon in den letzten beiden Jahren am ersten Weihnachtstag zusammen mit Andreas Thoma das traditionelle Retroblog Thematurnier ankündigen zu können.

Gefordert sind Verteidigungsrückzüger mit der Märchenbedingung Anticirce und einer speziellen, Anticirce-typischen Idee; die Details sind an Hand zweier Originalaufgaben in der Ausschreibung erläutert.

(Nachtrag vom 27.12.2017: In der ersten Beispielaufgabe ist ein sLf1 zu ergänzen!)

Schickt eure Beiträge bis zum 1. April 2018 (Ostersonntag) an mich als Turnierdirektor (t.brand(at)gmx.net). Andreas Thoma wird das Turnier richten; für die Sieger stehen Buchpreise zur Verfügung.

Andreas und ich freuen uns auf eure Einsendungen!

Retro der Woche 51/2017

Ich bin immer wieder erstaunt und begeistert, welch tiefe Retroanalysen in Aufgaben unter der Bedingung „monochromes Schach“ möglich sind. Wir erinnern uns: Hier sind nur Züge erlaubt, in denen Ausgangs- und Zielfeld eines Zuges dieselbe Farbe haben. Daraus leitet sich beispielsweise ab, dass Springer nicht ziehen können.

Ein großer Meister monochromer Retros ist René Jean Millour; ein Beispiel haben wir im Retro der Woche 22/2017 betrachtet. Auch das heutige Stück verblüfft wieder mit einer lockeren Stellung und ganz überraschenden Fragen, die dann eindeutig beantwortet werden können.

René J. Millour
Die Schwalbe 1991, H.H. Schmitz und M. Seidel gewidmet, 4. Preis
monochromes Schach: wo wurden sLc8 und wTh1 geschlagen? (3+8)

 

Bei der Darstellung des Lösungsweges orientiere ich mich stark an der Beschreibung des Autors in seinem Buch „Subtleties on 64 Squares“ (Editions FEE=NIX 2015 — wenn ihr noch ein Weihnachtsgeschenk für euch selbst sucht…).

Klar ist, dass alle vier Springer zu Hause geschlagen wurden; ebenso klar ist, dass beide Könige, um loszumarschieren, (kurz) rochieren mussten — die lange ist ja nicht möglich, da der Turm seine Feldfarbe ändern würde.

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Hans Peter Rehm 75

Heute gehen meine herzlichen Glückwünsche an Bühl in Baden zu Hans Peter Rehm, der heute seinen 75. Geburtstag feiert. Viel muss ich über den Supergroßmeister im Komponieren, über den hoch geschätzten Preisrichter, Autor und Buchschreiber gar nicht sagen — nur, dass er ab und zu neben seinen großartigen Drei- und Mehrzügern, Selbst- und Hilfsmatts und Märchenaufgaben zumindest bei Tagungen im Teamwork auch schon Retros gebaut hat.

Eine Aufgabe, die mir sehr gut gefällt, möchte ich hier vorstellen:

bernd ellinghoven & Hans Peter Rehm
Messigny 2002, O. Ronat gewidmet, Ehrende Erwähnung
H#2, Elsässisches Anticirce b) sLe4 nach d4 (3+15)

 

Die “elsässische “Bedingung erfordert, dass nach jedem einzelnen Halbzug die Stellung im orthodoxen Sinne legal sein muss. Beim Anticirce verschwindet das Schlagopfer, der Schlagtäter wird auf sein circensisches Ursprungsfeld versetzt, das frei sein muss.

a) 1.Tb8 Lf6 2.cxb3[+sBb7] Ld4#
b) 1.Tg8 Tb2 2.hxg5[+sBg7] Te2#

Der erste schwarze Zug blockiert ein Springer-Ursprungsfeld, der zweite schwarze Zug lässt einen eigenen Bauern wiedererstehen, damit der nach dem 2. weißen Zug den mattsetzenden Stein nicht schlagen darf: Der schwarze Läufer würde dann zum Umwandlungsstein, was aber nicht sein kann, da Schwarz noch alle acht Bauern auf dem Brett stehen hat.

Lieber Pit, auch von dieser Stelle aus wünsche ich dir zu deinem neuen Lebensjahr von Herzen alles Gute, vor allen Dingen natürlich Gesundheit!

Jacobi V0.2

17.11.17: Programmname (!) korrigiert … Dank an Bernd Gräfrath für den Hinweis!

Erst vor ein paar Tagen hatte ich auf die Freigabe des ersten Releases von Jacobi hingewiesen, des neuen Prüfprogramms von François Labelle speziell für Märchen-Beweispartien, da hat er schon eine neue Version (V0.2) veröffentlicht, die bekannt gewordene Fehler behebt, aber auch eine teilweise deutliche Beschleunigung des Programms mit sich bringt.

Es lohnt also, die Entwicklung dieses interessanten Programms weiter zu verfolgen!

Jacobi

Jacobi ist ein neues Computer-Prüfprogramm speziell für Märchen-Beweispartien (aber auch noch eine Menge Anderes) und schließt damit eine echte Marktlücke, denn orthodoxe Beweispartien lassen sich ja bereits sehr gut mit Natch oder Euclide prüfen.

Autor François Labelle hat es vor wenigen Tagen im Internet zur Verfügung gestellt: Das Lösen erfolgt auf dem eigenen Rechner, die Benutzungsschnittstelle hingegen steht im Internet zur Verfügung. Die Benutzungsschnittstelle ist ein wenig gewöhnugnsbedürftig und orientiert sich etwa an Popeye. Besonders hervorzuheben ist der “PG demolition mode”, der aufgrund von Heuristiken zunächst die “gefährlichsten” Abspiele sucht, um so möglichst schnell Nebenlösungen zu finden — gerade während des Kompositionsprozesses besonders praktisch, da zeitsparend.

Jacobi hat wie zu erwarten bereits erfolgreich “zugeschlagen”, so hat das Programm schon in seiner Betatest-Phase einige Märchenberweispartien gekocht, und auch von einem Komponisten habe ich den ersten “Erfolg” beim Kochen einer bereits veröffentlichten Aufgabe mitgeteilt bekommen. Gleichzeitig kann er nun einige Aufgaben, an deren Korrektheit er nicht glauben wollte, mit dem Gütesiegel “C+ (Jacobi)” versehen.

Probiert Jacobi einfach aus — es ist für Komponisten und Preisrichter sicherlich eine unschätzbare Hilfe!