Retro der Woche 38/2025

Als der ursprünglich vorgesehene Preisrichter für das Retro-Informalturnier 2019-2020 von The Problemist aus gesundheitlichen Gründen dieses Amt zurückgeben musste, fragt Redakteur Richard Dunn bei Hans Gruber nach, ob er das Richten übernehmen könne? Dem filel sofort ein, dass ein Dreierteam schon viele Turniere gemeinsam gerichtet und immer Freude dabei gehabt hatte — und so fragte er gleich bei Ulrich Ring und mir nach,, ob dieses Dreigestirn wieder gemeinsam richten solle?

Und wir waren sofort dabei; unser Bericht ist nun im Septemberheft erschienen.

37 Aufgaben nehmen am Turnier teil: 13 orthodoxe und 14 Märchen-Beweispartien sowie 10 weitere Retros. Schauen wir uns den ersten Preis an:

Michel Caillaud
The Problemist 2019, 1. Preis 2019-2020
Beweispartie in 28 Zügen (13+12)

 
Die Linien a bis c sind komplett bauernfrei, andererseits zeigt bereits die Bauernkonstellation auf der g- und der h-Linie, dass verschiedene Umwandlungen geschehen sein müssen, denn es fehlen im Diagramm ausschließlich Bauern — und die können eben dort nicht geschlagen worden sein.

Solche Aufgaben sind normalerweise extrem schwer zu lösen (und so dürfte es auch hier sein), gerade wenn so viele Züge noch frei sind. Dennoch ist das Zählen der sichtbaren Züge auch hier hilfreich: Bei Weiß sehen wir 3+1+1+6+2+2=15 Züge — das zeigt, dass maximal (und auch minimal (siehe sBh5!) zwei weiße Umwandlungen geschehen konnten. Übrigens ändert sich an der Summe auch nichts, wenn wir von weißer langer Rochade ausgehen: Dann haben wir 2+2 sichtbare Königs- und Turmzüge anstatt 3+1.


Ein weißer Bauer wurde also geschlagen, ohne dass er umgewandelt hat — das aber zu erkennen, welcher das sein könnte und wo er dann geschlagen wurde, ist sicher nicht leicht — vor allen Dingen, wo das Zählen der sichtbaren schwarzen Züge (0+0+1+1+1+3=6) Theoretisch sogar die Umwandlung aller vier fehlenden Bauern zuließe.

Ein wenig „spoilernd“ will ich verraten, dass es „nur“ drei Umwandlungen bei Schwarz sind; vielleicht wollt ihr mit diesem Wissen zumindest versuchen, mögliche schwarze Strategien zu finden und herauszuarbeiten, falls ihr nicht komplett lösen wollt?

Lösung


An dieser Stelle will ich unsere inhaltliche Zusammenfassung direkt zitieren (Heft September 2025, S. 200):

„A total of five promotions is presented, two white ones (on the squares a8 and f8) and three black ones (on the squares c1 and twice b1). The white knight f8 and the first black queen b1 are Ceriani-Frolkin pieces; they are captured. The black bishop c1 and the second black queen b1 are Pronkin pieces, replacing the original pieces f8 and d8 which were previously sacrificed (the bishop having not moved). The nature of the fifth promoted piece, the rook a8, is a bit unclear. It is not a pure Pronkin, because it does not replace an original rook on its position in the initial game array (the [wRa1] is still on the board, on square b1), but the other original rook, [wRh1]. It is not a phoenix either, because the [wRh1] is captured only after the promotion. Is there a name for this piece? Anyhow, our database search revealed only a few proofgames with at least two Pronkin pieces and at least two Ceriani-Frolkin pieces plus a fifth additional thematic promotion: always a third Ceriani-Frolkin piece. This attempt to present a third Pronkin promotion is a first. The technique is excellent, as the Ceriani-Frolkin knight proves in an exemplary manner. The promoting pawn captures the original [bBf8] which is replaced by a Pronkin bishop; the knight then immediately moves onto the square where it is later captured, staying there untouched for an unbelievably long time – more than 20 moves! Michel Caillaud at his best!“

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