Retro der Woche 44/2019

Heute möchte ich euch eine klassische Retroaufgabe mit einem hierfür recht ungewöhnlichen Thema zeigen; ein paar weitergehende Überlegungen dazu erfolgen am Ende dieses Artikels.

Michel Caillaud
J. Iglesias gewidmet, Retour á l’envoyeur, France-Echecs 2005
Letzte 21 Einzelzüge? #1 (wer?) (12+13)

 

Wenn wir die Stellung mit dem Retroknoten im Norden und Nordosten anschauen, erkennen wir relativ schnell, dass er nur mittels h2xXg3 gelöst werden kann. So stellt sich sofort die Frage, warum dies nicht sofort zulässig sein sollte? Denn wenn das sofort ginge, dann wäre sicherlich für die kommenden 20 Einzelzüge keine Eindeutigkeit mehr zu erwarten, die Aufgabe wäre defekt.

Vielleicht helfen uns auch Überlegungen zur Beweglichkeit der Steine und zu den sichtbaren Schlagfällen weiter?

Im Moment sind nur wSg1 und sBb2 retro-beweglich; während der Springer beliebig viele Züge zur Verfügung stehen, geht dem schwarzen Bauern nach fünf Zügen die Luft aus. Weiß muss sich also Gedanken machen, wie er das drohende schwarze Retropatt abwenden kann.

Deswegen liegt es erst einmal nahe, die Auflösung mit einem weißen Zug zu beginnen, um die besonders wertvollen schwarzen Ressourcen nicht zu verschleudern. In diesem Falle wäre in der Stellung also Schwarz am Zug und setzte mit Dh6 matt; nicht Weiß mit f3#? Das wird noch zu verifizieren sein.

Bei Weiß fehlen ein Turm und drei Damenflügel-Bauern, Schwarz hat drei der fehlenden Steine mit seinen Bauern geschlagen (a/cxb, f7xe6, g7xf6), der vierte Schlag ist noch offen. Aber es ist schon klar, dass Schwarz nicht alle weißen Bauern direkt schlagen konnten.

Wir sehen im Moment nur einen Schlag durch Weiß (h2xXg3); zwei Schläge sind noch frei.

Lösung

(Lösungsangabe korrigiert…)

1.– Dh6#!, nicht 1.f3#?

R: 1.Sf3-g1 b3-b2 2.Sd4-f3 b4-b3 3.Sc6-d4 b5-b4 4.Sb8-c6 b6-b5 5.c7xSb8=S Und nun muss Schwarz dem Weißen aus der Patsche (= dem drohenden Retropatt) helfen: 5.– Sc6-b8 6.d6xBc7 Sd4-c6 7.d5-d6 Sf3-d4 8.d4-d5 Sg1-f3 9.d3-d4 h2xTg1=S 10.d2-d3 h3-h2 11. h2xSg3 etc.

Wir sehen hier also ein Thema, das die meisten nur mit Beweispartien verbinden, das aber auch „klassisch“ dargestellt werden kann: Pronkin. Hier ist wSg1 nicht der Originalspringer, sondern ein auf b8 umgewandelter.

Wenn man auf Eindeutigkeit der Rücknahmen verzichtet, kann man sogar eine Pronkin-Allumwandlung, die in orthodoxen Beweispartien erst einmal dargestellt wurde (siehe RdW 28/2014), recht einfach darstellen,; die PDB zeigt zwei Beispiele: P1068474 und P1068475. Die Begründung von Preisrichter Michel Caillaud, die Stücke „nur“ mit ehrenden Erwähnungen auszuzeichnen, finde ich sehr überzeugend, Man sollte also auch bei toll klingenden Themenkombinatonen erst hinschauen, wie komplex die wirklich sind: In der Beweispartie extrem komplex, in den erwähnten Beispielen relativ einfach.

7 thoughts on “Retro der Woche 44/2019

  1. The problem displays a special case of Pronkin that I labelled Hashimoto theme; the point is the move ç7xSb8=S, where a Pronkin Knight is captured by a Pawn promoting to a Pronkin-to-be Knight. This had been illustrated by Satoshi Hashimoto in several SPGs, for example in 1st Prize Problem Paradise 2000, where the equivalent point is 13…d2xLç1=L : a Pronkin Bishop is captured by a Pawn promoting to a Pronkin-to-be Bishop.

    As for the question of the AUW Pronkin in classical retro, I am not sure of my understanding of German language. My general view in looking at a problem is not only evaluating the theme of the problem, but evaluating the problem itself! (=the way it is done).
    Some themes may sound impressive but their implementation not be so (for example, Babson in Madrasi…).
    Some themes, that are “already known” from some other problems, may be displayed with some new and exciting motivation…

  2. I believe that the given retroplay is wrong. If you change it to
    -5.c7xSb8=S Sc6 -6.d6xPc7 Sd4 -7.d5 Sf3 -8.d4 Sg1 -9.d3 h2xTg1=S -10.d2 h3 -11.h2xSg3
    the position is legal: Black captured a7xPb6 and White promoted to D or T on a8.

  3. Unfortunately the position following the given retroplay seems illegal.
    Black captured f7xe6, g7xf6, and either a7xb6 or c7xb6.
    White is missing an S and [Pb2,Pd2], so the number of captures equals the number of missing men.
    What happened to [Pd2]? It was not captured on the d-file, and with just one missing black man, it could not promote, so the only possibility is that it captured dxe, allowing f7xPe6.
    But how could White capture dxe? Only if the missing black pawn had promoted, which is impossible, because of Pa2,Pc2, the above-mentioned three captures preventing a fourth black capture.
    Did I miss something or is the problem cooked?

  4. A very enjoyable retro but the solution is litle bit wrong. White e-pawn must promote making two captures so a-pawn promote on a8 and retroplay should be:
    5.c7xSb8 Sc6-b8 6.d6xBc7 Sd4-c6
    7.d5-d6 Sf3-d4 etc.

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