Buchstäblich ein Kind des 21. Jahrhunderts (Jahrgang 2003) ist der Österreicher Joachim Hambros, dennoch bereits ein profilierter Retro-Spezialist. Das zeigt schon sein fünfter Platz beim WCCI 2022-2024 — und ich muss ehrlich gestehen, dass ich als Preisrichter nach der De-Anonymisierung ziemlich überrascht war, wer der Komponist des ersten Preisträgers beim FIDE World Cup 2023 war. Die Aufgabe habe ich hier als Retro der Woche 36/2023 vorgestellt.
Und auch als Retro-Löser hat sich Joachim schon deutlich hervor getan: So gewann er das diesjährige Retro-Löseturnier beim WCCC in Abla Iulia.
Quasi zum Jahresabschluss (das nächste RdW zählt bereits zum Jahrgang 2026) eine Beweispartie von ihm aus der Schwalbe:
Die Schwalbe 2025
Beweispartie in 19,5 Zügen (15+12)
Das übliche Zählen der sichtbaren Züge ist bei Schwarz schnell und nicht besonders ergiebig beendet; bei Weiß schaut das allerdings deutlich anders aus: Da erkennen wir, die lange Rochade als „Verkürzung“ schon eingerechnet, 1+1+6+4+3+5=20 Züge — alle stehen also quasi fest. Hilft uns das weiter? Ja — wenn wir überlegen, was wir damit nicht erklären können: Das ist das Verschwinden des schwarzen b-Bauern: Der konnte offenbar nicht geschlagen werden.
Also muss der auf a2 den weißen a-Bauern geschlagen und sich dann umgewandelt haben. Wann? In was? Und was passierte dann?
Die erste Frage ist recht einfach zu beantworten: a1 muss frei sein, also nach der weißen Rochade. In was? Das hängt eng mit der folgenden Frage zusammen, denn irgendwie muss der Umwandlungsstein ja aus dem Südwest-Käfig verschwinden, um sich dann opfern zu können. Das schafft aber nur eine schwarze Dame, sich dann anschließend außerhalb zu opfern.
Das aber führt zur nächsten Frage: Wie konnte Schwarz (Weiß hat dafür ja keine Zeit!) ein Schachgebot im Umwandlungszug vermeiden? Hierfür kommt die Unterstützung von genau einem schwarzen Stein in Frage — welchem?
Das wollt ihr nun sicher selbst herausfinden — und auch, was es sonst noch an Inhalt zu sehen gibt!?
Mich nicht überraschend waren die Löser begeistert; beispielhaft hier der (deutlich gekürzte) Kommentar von Silvio Baier: „Der Autor mausert sich in kurzer Zeit zum Beweispartieexperten. Diese Aufgabe ist ein weiteres schönes Zeugnis seines Schaffens. Eine Prentosdame und eine vierzügige Rückkehr mit anschließendem Schlag. Stark. Als winzigen Wunsch hätte ich lediglich noch, dass der Bf5 auf f7 stünde.“