In dieser Woche sind die beiden feenschach -Hefte 261 und 262 erschienen, die aus verschiedenen nachvollziehbaren Gründen ungewöhnlich lange beim Drucker gelegen hatten. sie enthalten auch die Andernach-2025 Berichterstattung; aus dem dortigen Kompositionsturnier mit dem Thema „Alice-Schach“ zum Gedenken an René J. Millour möchte ich euch hier den ersten Preis vorstellen.
Das Schwalbe-Lexikon definiert Alice-Schach: „Es wird auf zwei 8×8-Brettern gespielt: Bretter A und B. Nach jedem Zug (wahlweise auf einem der beiden Bretter) wird der gezogene Stein als unmittelbare Zugfolge auf das analoge leere Feld des anderen Brettes versetzt. Ist das zugehörige Feld nicht leer, wäre der entsprechende Zug illegal. Ein Schlagfall ist also nur auf demjenigen Brett möglich, auf dem der Zug auch startete. Geschlagene Steine verschwinden vom Brett. Der König darf durch einen Zug seiner Partei weder vor dem Brettwechsel des Zugsteines noch danach einem Schachgebot auf seinem Brett im herkömmlichen Sinne ausgesetzt sein. In der Partieanfangsstellung stehen alle 32 Steine auf Brett A.“
Für die Darstellung des „Doppelbretts“ reicht eins aus: Da ja jeder Stein auf ein freies Feld auf dem anderen Brett gestellt wird, kann man etwa die Steine auf Brett B durch umgedrehte Symbole darstellen; so machen wir es hier auch, und so hat es auch René J. Millour stets gemacht.
Andernach 2025, Millour-Gedenkturnier
Beweispartie in 22,5 Zügen, Alice-Schach (15+14)
Bei Weiß fehlt nur der [Lf1], der nie gezogen haben kann. Trotzdem stehen alle weißen Steine auf dem A-Brett, obgleich Weiß eine ungerade Zahl von Zügen gemacht hat. Das ist nur in zwei Fällen möglich: Wenn ein weißer Stein auf dem B-Brett geschlagen wurde, was hier ausscheidet — oder wenn Weiß rochiert hat, denn dabei werden König und Turm auf das B-Brett gebracht.
Die lange weiße Rochade scheidet offensichtlich aus, also muss Weiß kurz rochiert haben. und dann braucht es jeweils einer ungeraden Anzahl Züge der beiden Rochade-Steine, um wieder auf ihre Ursprungsfelder auf dem A-Brett zu gelangen. Insbesondere muss der weiße König dabei ein Tempo verlieren, um von g1B wieder nach e1A zu gelangen. Und wegen der weißen Bauern auf der zweiten A-Reihe ist das nicht so einfach…
Bevor ihr euch die Lösung anschaut, solltet ihr unbedingt zumindest versuchen, Ideen für das weiße Tempospiel zu entwickeln — überraschend weitläufig ist das. Ebenso überlegt bitte, wer auf f1 geschlagen hat und wie der weiße Turm sich die Zeit vertrieben haben könnte?
Und genau das waren die Gründe, warum Hans Gruber und ich als Preisrichter dieses Stück auf Platz eins gesetzt haben.
Beeindruckend!
Und vielleicht macht euch das Appetit aufs 82. feenschach-Thematurnier, das sich ja in voller Schönheit mit 3D-Schach befasst. Viel Spaß und Erfolg wünsche ich euch beim Komponieren dafür; als Turnierdirektor freue ich mich schon auf eure Einsendungen!