Retro der Woche 30/2025

Nachtrag 26.7.25: Nach einem technischen Problem gestern hatte eine alte Fassung dieses Beitrags online gestanden. Das ist nun hoffentlich korrigiert …

Am 18. Juli habe ich hier den Preisbericht des diesjährigen Champagne-Turniers anlässlich des WCC in Alba Iulia angesprochen und dabei schon angekündigt, dass ich auf dieses Turnier noch zurückkommen werde — das kann ich heute noch nicht tun, da der Bericht noch nicht veröffentlicht ist.

Stattdessen habe ich heute eine Aufgabe aus dem letztjährigen Turnier herausgesucht, zu dem gerade noch Korrekturen veröffentlicht worden sind.

Traditionell wurde das Turnier wieder in zwei Gruppen ausgetragen: Beweispartien und sonstige Retros; in beiden Gruppen waren auch nicht-orthodoxe Stücke zugelassen. Und beide Abteilungen wurden von Märchen-Retros gewonnen …

Dennoch habe ich heute die bestplatzierte orthodoxe Beweispartie ausgesucht. Ofer Comay ist eher als Hilfsmatt-Verfasser bekannt; weitaus die meisten seiner Aufgaben in der PDB sind Hilfsmatts.

Ofer Comay
Champagne-Turnier 2024, 3. Preis Abt. A
Beweispartie in 19,5 Zügen (16+13)

 

Zumindest der Süden das Diagramms schaut ja eher wie ein klassisches Auflöse-Retro aus als eine Beweispartie — speziell der Südwesten mit den drei schwarzen Steinen und der ungewöhnlichen Anordnung der weißen Steine reizte mich sofort, die Aufgabe zu lösen.

Auch zeigen die Bauern überhaupt keine Spur von Schlägen: Nun, bei Weiß sind eh alle Mann an Bord, aber bei Schwarz fehlen ein Springer sowie [Bf7] und [Bg7]— ohne Bauernspuren sind sie verschwunden, können auch nicht von Bauern geschlagen worden sein.

Das Züge-Zählen hilft auch nicht sehr viel weiter: Bei Schwarz sehen wir 1+2+7+4+2+1=17 Züge — zwei sind also noch frei.

Und bei Weiß ist die Sache ja noch fataler: 0+0+2+2+0+4=8 das sind nur 40 Prozent der weißen Züge!

Wie kommen wir da nun weiter? Umwandlungen scheiden natürlich aus, aber nun hilft uns die „Retro-Beobachtung der Stellung speziell im Südwesten: Wie können da nur die Steine aneinander vorbei gekommen sein? Jedenfalls nicht in der minimalen Zügezahl!

Und dann müssen wir noch klären, wie denn die drei fehlenden schwarzen Steine verschwunden sind: Auch dies kostet den Weißen noch eine ganze Menge Zeit.

Welcher Stein könnte denn als Schläger in Frage kommen? Läufer (wenn, sowieso nur [Lc1]) und Springer bieten sich dafür nicht an, da im Zweifel — Schwarz hat ja so viele Züge nicht mehr frei — direkt zu Hause geschlagen werden musste. Und auch die Dame können wir mit hoher Wahrscheinlichkeit (Feld f7!) ausschließen.

Nun sollte es auch möglich sein, sich die Zugfolge zu erarbeiten — speziell, wenn man dabei noch auf das vorgegebene Thema achtet.

Lösung


Preisrichter Michel Caillaud fasste das Thema zusammen: „7 thematic squares for 2 Rooks. It is important that there is no extra square visited by one Rook and not by the other. In order to reach this goal, a nice point is the tempo move 9.Ta2! A third Rook follows on 2 squares.“

Interessant ist auch sein Hinweis auf seine Schwerpunkte beim Richten: „Some composers tried to pack as much thematic elements as they could but I considered for the ranking only what appeared as the « main line » to me.

(here the composer indicates that squares b1 and a3 are thematic for white Knight and black Rook, which I didn’t notice; fortunately the problem can be appreciated without that…).“

3 thoughts on “Retro der Woche 30/2025

  1. This problem is from last year’s Champagne tourney (Jurmala, 2024). The award for 2025 is not published yet.

    It was confusing getting a corrected version of the previous Champagne award, when the new award was expected, but there were some pending corrections to cooked problems.

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