Retro der Woche 28/2025

In den Beiträgen der letzten beiden Wochen hatte ich bereits Preisträger des 11. WCCI vorgestellt: jeweils eine Aufgabe des Drittplatzierten Andrij Frolkin und des „runner-up“, wie die Engländer so schön sagen, Dmitrij Baibikov.

Heute ist nun natürlich der Sieger an der Reihe, da stelle ich eine der Aufgaben, die Silvio Baier fürs WCCI eingesandt hatte, vor.

Silvio Baier
The Problemist 2022, 1. Preis
Beweispartie in 32,5 Zügen (12+14)

Soo viele Züge — und nur einer bei Weiß sichtbar? Das Thema können doch nur ein paar Umwandlungen bei Weiß sein — und vielleicht erinnert ihr euch an eine tolle Artikelserie von Silvio in der Schwalbe Dezember 2022 bis April 2023 zur Themenkombination “Je zwei Ceriani-Frolkins und Pronkins” — die ist übrigens immer noch lesens- und studierenswert.

Beim Blick aufs Diagramm könnte man auf den Gedanken kommen: „die a-, d- und h-Linie sind offen, da bieten sich doch Turm- und/oder Damen-Pronkins an?“ Brav haben ja die schwarzen Offiziere, die anfangs dort auf der 8. Reihe stehen, auch Platz geschaffen.

Nun gilt es also nur noch die zwei Ceriani-Frolkin-Steine zu bestimmen — und dann zu schauen, was Weiß mit den übrig gebliebenen Zügen machen muss?

Das bietet sich doch an, selbst nach der Lösung zu suchen?

Dazu solltet ihr euch vorab überlegen, wo denn die beiden auf dem Brett befindlichen schwarzen Umwandlungssteine entstanden sein mögen? Und dann kommt ihr vielleicht zu dem wichtigen Ergebnis, dass die erste nahe liegende Vermutung vielleicht nicht ganz richtig sein könnte? Auch „1. Preis“ spricht vielleicht dagegen?

Warum aber geht es nur anders? Die Motive dafür zu finden erscheint mir fast so interessant wie das Lösen selbst!

Lösung

Die Lösung ist vielleicht eine Überraschung?! Preisrichter Kostas Prentos schrieb u.a. dazu: „The realisation is not ideal, evidence of the difficulty of the endeavour: promoted pieces are left on the board, the homebase is barely missed. However, the final result is a significant technical achievement, worthy of a high distinction.“ Viel höher kann man ja auch nicht auszeichnen …

Übrigens ist dies unter den sechs Einsendungen von Silvio zum WCCI das mit den wenigsten Punkten dort: Es erhielt „nur“ 8,5 (wegen der Umwandlungssteine auf dem Brett?), ist aber auch damit schon klar fürs nächste FIDE Album qualifiziert.

Mich stören hier übrigens die schwarzen Umwandlungsstein nicht so sehr, da sie doch einheitlich auf den „Pronkin-Feldern“ entstanden sind und so die Thematik noch unterstützen. Klar: Wer es schafft, die auch noch als sagen wir Ceriani-Frolkins verschwinden zu lassen, hat damit dann ein unglaublich „starkes Stück“ gebaut — ich wage aber zu bezweifeln, dass das korrekt zu bekommen ist?! Wer mag mich widerlegen?

3 thoughts on “Retro der Woche 28/2025

  1. Wie immer vielen Dank an Thomas fürs Zeigen. Kostas war Preisrichter im Informalturnier und auch beim WCCI. Er vergab bei letzterem 2,5 Punkte für die Aufgabe.
    Meine Vermutung bezüglich “nur” 8,5 Punkten geht eher in die Richtung, dass es ähnliche Aufgaben (z.B. CF(S,S) & PR(S,S) sowie CF(d,d) & PR(s,s)) schon gibt.
    @Thomas: Was hat Dich bewogen, genau 3 Punkte zu vergeben und nicht 0,5 oder 1,0 mehr oder weniger? (Ich hätte vermutlich auch 3 Punkte vergeben.)
    In dem von Thomas erwähnten Artikel, Teil 1, habe ich kurz die bzw. meine Schwierigkeiten (mit) genau dieser Steinekombination skizziert. Vom Typus CF(X,X) & PR(Y,Y) (inklusive X=Y) scheint mir diese hier am anspruchsvollsten – ganz knapp vor CF(l,l) & PR(s,s), bei der ebenfalls die Stellung des gegnerischen Königs die CF-Auswahl (keine Damen) motivieren muss.

    • Hmm, @Silvio, nun könnte ich natürlich versucht sein, quasi a posteriori streng wissenschaftlich nachzuweisen, wie mein komplett objektiver, deterministischer Bewerte-Algorithmus auf exakt 3,141593 (gerundet: 3,0) gekommen ist — aber das wäre natürlich Quatsch und gelogen. 😉
      Ich glaube, meine Wertung kommt schon ein wenig aus meinen Kommentaren heraus; die wesentlichen Punkte für mich: Start mit “sehr gute Aufgabe”, 3 oder 3,5 Punkte mit den “Cons” ‘Grundthema nicht mehr wirklich originell’ und ‘UW-Steine im Dia’ bei den “Pros” ‘SS-Pronkins’, ‘durch die offenen a,d,h Linien verführungsreich und witzig, dass es ausgerechnet CF-Türme sind’. Ob da nun der [Bc2] im Diagramm dort oder auf c4 steht, war/ist mir ziemlich egal, jedenfalls nicht Punkte-relevant.
      Das ergab dann für mich im Kontext meiner anderen Bewertungen im WCCI die 3,0.
      Denn auch der Kontext ist relevant: Es muss ja in den Relationen in einem Turnier passen! Wäre ich hier allgemein sehr großzügig gewesen, wären es wohl 3,5 geworden, hätte ich wie früher z.B. HHS (kaum mal über 3 von 5 Punkten in feenschach und Schwalbe) gewertet, hätte es höchstens 2,5 gegeben.

      • I think you don’t need to invent a new retro-language.

        1. Load the PGN, you now have [Start Position], [End Position], [Game tree]
        2. In the normal situation, the first board shown is [Start Position], the forward button plays the next move, and the back button retracts the last move.
        3. What you need to do is that the first board shown is [End Position], forward button retracts the last move, and back button plays the next move.

        I assume the plugin is written in Node.JS. I have zero knowledge of that language, so I can’t help with that, but maybe someone can reprogram the code with the above changes.

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