In den Beiträgen der letzten beiden Wochen hatte ich bereits Preisträger des 11. WCCI vorgestellt: jeweils eine Aufgabe des Drittplatzierten Andrij Frolkin und des „runner-up“, wie die Engländer so schön sagen, Dmitrij Baibikov.
Heute ist nun natürlich der Sieger an der Reihe, da stelle ich eine der Aufgaben, die Silvio Baier fürs WCCI eingesandt hatte, vor.
The Problemist 2022, 1. Preis
Beweispartie in 32,5 Zügen (12+14)
Soo viele Züge — und nur einer bei Weiß sichtbar? Das Thema können doch nur ein paar Umwandlungen bei Weiß sein — und vielleicht erinnert ihr euch an eine tolle Artikelserie von Silvio in der Schwalbe Dezember 2022 bis April 2023 zur Themenkombination “Je zwei Ceriani-Frolkins und Pronkins” — die ist übrigens immer noch lesens- und studierenswert.
Beim Blick aufs Diagramm könnte man auf den Gedanken kommen: „die a-, d- und h-Linie sind offen, da bieten sich doch Turm- und/oder Damen-Pronkins an?“ Brav haben ja die schwarzen Offiziere, die anfangs dort auf der 8. Reihe stehen, auch Platz geschaffen.
Nun gilt es also nur noch die zwei Ceriani-Frolkin-Steine zu bestimmen — und dann zu schauen, was Weiß mit den übrig gebliebenen Zügen machen muss?
Das bietet sich doch an, selbst nach der Lösung zu suchen?
Dazu solltet ihr euch vorab überlegen, wo denn die beiden auf dem Brett befindlichen schwarzen Umwandlungssteine entstanden sein mögen? Und dann kommt ihr vielleicht zu dem wichtigen Ergebnis, dass die erste nahe liegende Vermutung vielleicht nicht ganz richtig sein könnte? Auch „1. Preis“ spricht vielleicht dagegen?
Warum aber geht es nur anders? Die Motive dafür zu finden erscheint mir fast so interessant wie das Lösen selbst!
Die Lösung ist vielleicht eine Überraschung?! Preisrichter Kostas Prentos schrieb u.a. dazu: „The realisation is not ideal, evidence of the difficulty of the endeavour: promoted pieces are left on the board, the homebase is barely missed. However, the final result is a significant technical achievement, worthy of a high distinction.“ Viel höher kann man ja auch nicht auszeichnen …
Übrigens ist dies unter den sechs Einsendungen von Silvio zum WCCI das mit den wenigsten Punkten dort: Es erhielt „nur“ 8,5 (wegen der Umwandlungssteine auf dem Brett?), ist aber auch damit schon klar fürs nächste FIDE Album qualifiziert.
Mich stören hier übrigens die schwarzen Umwandlungsstein nicht so sehr, da sie doch einheitlich auf den „Pronkin-Feldern“ entstanden sind und so die Thematik noch unterstützen. Klar: Wer es schafft, die auch noch als sagen wir Ceriani-Frolkins verschwinden zu lassen, hat damit dann ein unglaublich „starkes Stück“ gebaut — ich wage aber zu bezweifeln, dass das korrekt zu bekommen ist?! Wer mag mich widerlegen?