Retro der Woche 39/2019

Heute feiert in Roßdorf bei Darmstadt Ulrich Ring einen nicht gerade runden Geburtstag; dennoch möchte ich die Gelegenheit nutzen, von hier aus herzlich zu gratulieren: Alles Gute auch im Namen aller Leser hier für dein neues Lebensjahr!

Uli ist ein Pionier der in den 1980er Jahren wachsenden Beliebtheit der eindeutigen kürzesten Beweispartien und hat hervorragende Aufgaben veröffentlicht, von denen ich hier bereits drei vorgestellt hatte: Retros der Woche 39/2012 (das dritte “RdW” überhaupt hier im Blog), 39/2013 sowie 27/2014. Alle drei stammen „eigentlich“ aus dem Jahr 1986, wobei das letzte Stück eine Co-Korrektur mit Joost de Heer aus dem Jahr 2004 ist. Alle drei Stücke lohnen ein erneutes Anschauen!

Die Aufgabe, die ich für heute ausgesucht habe, ist noch etwas älter und bildet quasi ein „Trainingslager“ für die folgenden deutlich komplexeren Stücke. Dieses ist ein wenig einfacher, bietet aber auch heute noch einen hohen Reiz, wie ich finde, und ist als Demonstrations- und Werbestück für Beweispartien in eurem Schachclub bestens geeignet.

Ulrich Ring
feenschach 1985, Hans Gruber gewidmet, 1. Ehr. Erwähnung,
Beweispartie in 13 Zügen (13+16)

 

Kümmern wir uns wie immer zunächst um die Inventur: Bei Schwarz sind wir sehr schnell fertig mit dem Zählen der sichtbaren Züge und fehlenden Steine, bei Weiß müssen wir etwas genauer hinschauen:

Wir sehen zunächst einmal 3+0+3+1+2+2=11 weiße Züge; es sind also noch zwei frei. Außerdem fehlen bei Weiß [Dd1], [Sg1] und [Be2]. Einer dieser Steine muss sich auf c6 geopfert haben.

Dafür kommt natürlich nur die [Dd1] in Frage, die dafür die beiden noch freien weißen Züge benötigte.

Damit ist auch klar, dass auf d1 nun [Sb1] steht (zwei Züge) und nicht [Sg1] (für ihn drei Züge bis d1, die wir aber nicht zur Verfügung haben).

Gleichzeitig wissen wir damit, dass die beiden anderen fehlenden weißen Steine zuhause geschlagen worden sind: Sie haben ja keinen Zug mehr frei.

Für diese Schläge kommen nur [Dd8] oder ein Springer in Frage. Überlegen wir zunächst die Möglichkeiten der Dame: sie hat eigentlich reichlich Zeit dafür, aber da sie auch [Be2] schlagen muss, müssen wir zunächst [Ke1] in Sicherheit bringen. Da [Be2] nicht ziehen konnte, muss sich der König vor Dxe2 zumindest schon nach d1 bewegt haben, und dann muss auch schon c3 erfolgt sein, damit auf Dxe2+ dann Kc2 erfolgen kann. Dann aber kommt [Sb1] nicht mehr in zwei Zügen nach d1.

Also kann [Dd8] nicht die Schläge durchgeführt haben, also muss dazu ein Springer auf die Reise gehen.

Wie der nun gereist ist, ist recht reizvoll herauszufinden. Dafür kommt eigentlich nur [Sg8] in Frage, denn [Sb8] ist ja ziemlich eingemauert?

Lösung


Schon eine kleine Überraschung, dass wir hier nicht eine Rundreise des [Sg8] sehen. Die Schlagtour wird von [Sb8] durchgeführt, der aber nicht nach Hause zurückkehren kann – also müssen die Springer ihre Plätze tauschen.

Wie ich finde eine sehr hübsche Aufgabe mit echter Werbewirkung für Beweispartien! Gerade die eindeutige schwarze Zugfolge am Schluss bei ganz freiem Brett gefällt mir gut.

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