Retro der Woche 13/2014

Retro der Woche 13/2014

Ist das folgende Stück nun schwer oder leicht zu lösen? Selten habe ich von zwei exzellenten und erfahrenen Lösern so unterschiedliche Kommentare zum Schwierigkeitsgrad einer Beweispartie erhalten wie bei dem heute für euch ausgewählten Stück.

 

Kostas Prentos
Die Schwalbe 2010, 4. Lob
Beweispartie in 16 Zügen (16+15)

 

Meine Empfehlung also: Wenn ihr Lust und Zeit habt, schaut euch das Stück zunächst einmal selbst an, ohne irgendwelche Hinweise von mir dazu zu lesen – damit werde ich mich heute auch stark zurückhalten.

Natürlich ist die entscheidende Frage, wie denn der weiße König seinen Weg ins schwarze Lager hat finden können?! Dabei stören natürlich verschiedene schwarze Steine, die temporär ausgeschaltet werden müssen, um der weißen Majestät den Weg frei zu machen.

Dazu schrieb Hans Gruber in der Lösungsbesprechung: „Einiges Linien-Zeter-und-Mordio (Dd8-e7-a3/Lb4/Bd6; Le6-b3/Tc4) ist nötig, damit der weiße König rasch nach d8 kommen kann. Das ist nett, aber auch ein wenig plump, denn es ist eben nicht überraschend, dass die starken schwarzen Figuren wegziehen müssen (und die Diagrammstellung zwingt sie wieder retour). Der genaue Weg und die Eindeutigkeit sind aber natürlich anerkennenswert.“

Also ganz leicht? Vielleicht doch nicht, wie Mario Richter zu dieser Aufgabe schrieb: „Hat mich von allen Beweispartien die meiste Zeit gekostet. Die Frage nach dem letzten Zug legt die Vermutung nahe, dass dies Da3-e7+ war, und weil’s so schön passt, könnte der sLf8 auf b4 zwischengeparkt haben, so dass der wT auf c5 als Schild dienen konnte. Aber das war nur eine Fata Morgana — wie sich zeigt, darf der wT das Feld c5 gerade nicht betreten. Stattdessen stellt sich heraus, dass der wK das Feld e6 (das einzige Eintrittstor in die schwarze Festung) nur betreten kann, wenn er gegen den sLc8 abgeschirmt wird, der zu diesem Zweck zunächst auf b3 Zwischenstation machen musste. Fand ich trotz der geringen Zugzahl sehr schwer.“

Und das funktioniert dann so:

1.h4 e5 2.Th3 De7 3.Tc3 Da3 4.d3 Lb4 5.Kd2 d6 6.Ke3 Le6 7.Ke4 Lb3 8.Tc4 f5+ 9.Kd5 Sf6+ 10.Ke6 0-0 11.Ke7 Kh8 12.Tc6 Lg8 13.c4 Tf7+ 14.Kd8 d5 15.cxd5 Lf8 16.Tc2 De7+.

Wie war es bei euch??

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Kommentar von Preisrichter Thierry Le Gleuher: „Dies ist ein sehr schwer zu lösendes Problem, das Bahnungen, 2 Switchbacks (sL, sD) und 2 Schilde (wTc3, wTc4) zeigt. Die Bahnung des sL ist leider
notwendig, um den sTh8 vorbeizulassen und das finale Schach der sD verleitet sehr stark zu einer Bahnung auf der Diagonalen. Die in diesem Problem enthaltenen Themen sind in Beweispartien nicht alltäglich und bilden einen gehaltreichen Verbindung, die es verdient, ausgezeichnet zu werden.“

 

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