Vor ein paar Tagen hatte ich die April-Juni 2024 Ausgabe von Probleemblad, der Zeitschrift des Nederlandse Bond van Schaakproblemvrienden, im Briefkasten, und das Heft enthält den Retro-Preisbericht für die Jahre 2021 und 2022. Bis auf eine Ausnahme, auf die ich an dieser Stelle in der kommenden Woche eingehen werde, hätte man auch „Beweispartie-Preisbericht“ drüber schreiben können …
Wie bei den beiden nicht anders zu erwarten haben die Richter Hans Gruber und Dirk Borst einen ausgewogenen, sehr plausibel und gut begründeten Bericht vorgelegt.
Beginnen wir heute mit dem Turniersieger:
Probleemblad 2021-2022, 1. Preis
Beweispartie in 32,0 Zügen (14+11)
Beim Blick auf das Diagramm fallen gleich die beiden Umwandlungsläufer auf, die uns sicherlich beim Zählen der weißen Züge helfen werden: 2+2+4+4+10+5+5=32 – das geht auf! Hierbei habe ich gleich die zehn Bauenzüge zu den Umwandlungen mitgerechnet und für Läufer möglichst wenige Züge angesetzt – das ist auch richtig und wichtig, wie das Aufsummieren zeigt.
Und damit können wir auch gleich die Umwandlungsfelder der Läufer identifizieren: b8 für Lf4 und g8 für Lc4. Damit aber können wir noch weiter gehende Überlegungen anstellen – nämlich zu den möglichen Schlägen auf dem Weg zu den Umwandlungsfeldern: Das wird dadurch besonders wertvoll für die Lösungsfindung, da bei Schwarz nur Bauern fehlen.
Das aber zeigt sofort, dass Schwarz auch mehrfach umgewandelt haben muss: Die beiden Umwandlungen sind ja nur mittels a/c7xb8=S sowie f/h7xg8=S möglich: Dort auf der achten Reihe sind natürlich Schläge von Bauern unmöglich.
Und was musste Weiß sonst noch schlagen? Um überhaupt auf g8 schlagen zu können, musste Schwarz erst einmal die f- oder die h-Linie freilegen – ein schwarzer Bauernschlag erforderlich. Auf dem Damenflügel sind drei zusätzliche weiße Bauernschläge erforderlich, und dabei muss irgendwie auch [Ba7] verschwinden. Das kann nur funktioniert haben mit cxbxBaxb8=S und dxc6.
Das aber bedeutet, dass auch zwei weitere schwarze Bauern umgewandelt haben müssen, denn auf der b- und der c-Linie können keine Bauern geschlagen worden sein! Und für seine vier Umwandlungen darf Schwarz nur zwei Schläge verbrauchen.
Und das geht nur mittels hxg und exf; dann kann Schwarz auf g1, und zweimal auf f1 umwandeln, zusätzlich auf d1.
Mit diesen Schlussfolgerungen wollt ihr sicherlich selbst lösen? Viel Spaß dabei!
Wir sehen also zwei schwarze Ceriani-Frolkin-Läufer und – das ist dann wirklich spektakulär – zwei schwarze Pronkin-Springer. Das ist schon eine herausragende Leistung, denn gerade Pronkin-Springer sind nur schwer zu bändigen, da sie ja vier Züge „nach Hause“ benötigen.
Hans und Dirk gehen in ihrem Kommentar überhaupt nicht auf de beiden „technischen“ weißen Umwandlungen ein: Stören euch die, passen die vielleicht gut zum eigentlichen Thema? Eure Meinung interessiert mich da sehr!
Vielen Dank an Thomas fürs Zeigen und Erläutern. Aus meiner Sicht als Komponist stellt sich die Frage nach den offensichtlichen Umwandlungsläufern in diesem Fall nicht. Ich bin zu mehr als 99% überzeugt, das es nicht anders geht – insbesondere wegen der hohen Zügezahl, die die gegnerische Seite ohne Umwandlungen (mit Cerinai-Frolkin der Gegenseite halte ich es für noch schwerer) spielen müsste. Die Darstellung der Kombination CF(d,d) & PR(s,s) ist von 2016. Seitdem habe ich mich recht kontinuierlich immer wieder mit den noch offenen Kombinationen CF(T,T) & PR(S,S) und CF(L,L) & PR(S,S) beschäftigt. Es hat 6 Jahre gedauert, bis beide fast zeitgleich korrekt wurden.