Retro der Woche 45/2022

Heute möchte ich noch einmal auf den Aufsatz bzw. das Schema eingehen, mit dem wir uns in der letzten Woche hier beschäftigt hatten. Dieses Mal möchte ich euch das zuerst publizierte Stück dieser Reihe vorstellen — erster Preisträger im Schwalbe-Informalturnier, und kurioser Weise bildet dieses Stück sofort eine Erweiterung des in der letzten Woche diskutierten Käfigs wKc1, wDb1, sKa3, sTd2.

Andrej Frolkin & Anatoli Wassilenko
Die Schwalbe 1998, 1. Preis
Löse auf (13+14)

 

Die Erweiterung des Grund-Käfigs besteht in der Verschiebung des schwarzen Turm ein Feld Richtung Königsflügel. Damit wird der Käfig größer, und durch den damit möglichen zusätzlichen Turm wird die Auflösung noch komplexer.

Aber zunächst wollen wir uns die Schlagbilanz anschauen: Die beiden weißen Schläge sind klar: Bei Schwarz fehlen genau die beiden Springer und die wurden mit b2xSc3 und a5xSb6 geschlagen. Nur ein schwarzer Bauernschlag ist sichtbar: axb.

Die für die gesamte Auflösung entscheidende Frage lautet, wie der Nordwest-Knoten geöffnet werden kann, konkret: wie a5xSb6 zurückgenommen werden kann? Dafür muss natürlich der wTa5 Platz machen, dafür muss dann der schwarze König nach a2 gelangen, damit dann auf a3 Schachschutz gegeben werden kann. Und dafür müssen Dame und Turm im Käfig die Plätze wechseln — schon sieht man, wie thematisch der zusätzliche Platz, der zusätzliche Turm im Käfig sind.

Aber vorher müssen wir uns Gedanken machen, welcher Stein denn auf a2 Schachschutz geben kann? Der einzig frei bewegliche Stein, wLc5, kann das wegen seiner Felderfarbe nicht sein. Also muss der Schutzstein entschlagen werden.

Und dafür muss wLc5 entwandelt werden, damit dann die sBg2 und sBh2 zweimal an den noch fehlenden weißen g- und h-Bauern vorbei entschlagen können — womit auch prinzipiell die Schläge durch Schwarz erklärt werden.

Wie bei der Aufgabe der letzten Woche brauchen wir einen weißfeldrigen weißen Läufer für das Schutzschild auf a2, für den erforderlichen Platztausch von Dame und Turm im Südwesten kann der Turm genutzt werden, aber dann brauchen wir noch einen Stein, der auf a3 Schachschutz gegen den Turm geben kann, wenn der nach a4 zum Ermöglichen des Entschlags a5xSb6 ziehen muss. Das kann dort nur ein Springer sein.

Die Reihenfolge der schwarzen Bauern-Rückzüge ist nicht ganz eindeutig, was auch nicht schlimm ist. Wenn ihr nun versucht zu lösen (oder auch beim Nachspielen der Lösung), achtet jedoch auf die Eindeutigkeit des Springerweges von seinem Entschlagfeld nach a3!

Lösung

R: 1.Db1-a1# g3-g2 2.Ld4-c5 g4-g3 3.Lh8-d4 g5-g4 4.h7-h8=L g6-g5 5.h6-h7 h7xLg6 6.Lf7-g6 h3-h2 7.La2-f7 h4-h3 8.Da1-b1 h5-h4 9.Tb1-c1 f4-f3 10.Tb2-b1 f5-f4 11.Dc1-a1 f6-f5 12.Lg8-a2 f7-f6 13.g7-g8=L d4-d3 14.g6-g7 d5-d4 15.g5-g6 g6xSh5 16.Sf4-h5 d6-d5 17.Sd3-f4 Ka2-a3 18.Tb1-b2+ Ka3-a2 19.Sb2-d3+ Ka2-a3 20.Sc4-b2 d7-d6 21.Sa3-c4 e5-e4 22.Sc5-a4 e6-e5 23.Ta4-a5 e7-e6 24.a5xSb6 usw.

Ich finde es höchst interessant, wie die kleine, harmlos ausschauende Vergrößerung des Südwest-Käfigs den Auflöseprozess noch anspruchsvoller macht.

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