Retro der Woche 41/2019

Waren wir in der letzten Woche ganz weit in er Geschichte der Retroanalyse zurückgegangen (eigentlich sehr passend zu unserem Problemschach-Lieblingsbereich!), so sind wir heute ganz „up to date“, stelle ich euch heute eine im Frühjahr dieses Jahres veröffentlichte Aufgabe vor.

Unto Heinonen
StrateGems 2019
Beweispartie in 26 Zügen (14+14)

 

Ist es modern geworden, etwaige Umwandlungen im Laufe der Lösung so gut wie möglich zu verstecken, etwa durch Wegschlagen der Umwandlungsfiguren oder der Originale, die sie dann ersetzen, macht der Autor unserer heutigen Aufgabe genau das Gegenteil: er zeigt unmissverständlich, dass es (mindestens) vier Turm-Umwandlungen gegeben hat.

Fragt man sich, welche der acht Türme im Diagramm die originalen, welche die umgewandelten sein könnten, so liegt der Verdacht nahe, dass die Türme auf der 2. bzw. 7. Reihe die Umwandlungssteine sein könnten, wie dies die Anzahl der erforderlichen Turmzüge im Diagramm minimieren würde.

Das schauen wir uns durch Nachzählen genauer an.

Lassen wir zunächst alle Turmzüge unberücksichtigt und zählen den Rest: Bei Weiß sind dies 1+2+-+4+5+0=12. Nun haben wir – einschließlich der Bauernzüge für die Umwandlung – noch 14 Züge übrig, und das kommt genau aus, wenn wir die Türme auf der zweiten Reihe mit jeweils sechs Zügen berechnen und die auf der ersten mit jeweils einem. Dabei haben wir schon die lange Rochade als Züge sparend berücksichtigt. Kann nicht Sb1 zu Hause geblieben sein und so zwei Züge sparen? Nein, denn für wKc1 und wTe1 haben wir wegen der Rochade zwei Züge angesetzt, also in Summe vier. Ohne die Springerzüge brauchten wir aber fünf – einen zu viel!

Wie schaut es bei Schwarz aus? Auch hier lassen wir zunächst die Turmzüge weg und sehen dann 0+0+-+1+3+2=6. Mit den 12 Zügen der Umwandlungsbauern [Ba7] und [Bb7] sehen wir zwei erforderliche Rückkehren bei Schwarz: Nämlich von [Ke8] und [Lf8], denn anders könnten die Zugberechnungen von Weiß nicht funktionieren.

Und so kommen wir dann auch mit vier Zügen der Originaltürme aus, nämlich Ta8-a5-g5 und Th8-e8-e6. Damit sind auch alle schwarzen Züge erklärt, und wir wissen schon, dass es drei Rückkehren geben musste.

Damit wissen wir auch, dass [Ba2] und [Bb2] ebenso wenig ziehen konnten wie [Be7] und [Bf7], da hierfür keine Züge mehr zur Verfügung stehen. Also müssen sie zu Hause geschlagen worden sein, und zwar von den Umwandlungsbauern, denn für Schlag durch andere Steine haben wir ebenfalls keine Zeit mehr. Also haben [Ba7] und [Bb7] nach ihren Umwandlungen die Plätze getauscht haben: Ba7 > Tb7 und Bb7 > Ta7. Analog schauen die Überlegungen für Weiß aus: Be2 > Tf2, Bf2 > Te2.

Nun gilt es „nur noch“, die richtige Reihenfolge aller feststehenden Züge zu finden:

Lösung

Stören euch hier die sichtbaren Umwandlungssteine? Nein, mich überhaupt nicht, da sie hier ja genau das Thema bilden! Wer allerdings meint, die erwandelten Türme nach den Platzwechseln in einer korrekten Beweispartie noch wegschlagen zu können und damit das Thema zu „virtualisieren“, möge dies bitte versuchen!

2 thoughts on “Retro der Woche 41/2019

  1. Original idea: Two neighboring pawns switch place, by necessity after promotions. And shown here by both White and Black.
    Natch 3.1 found the solution very fast and used 15 seconds to verify uniqueness in 26.0 moves. Showing no solutions in 25.0 and 25.5 moves was also very fast.

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