Retro der Woche 32/2013

Schon im letzten Retro der Woche hatte ich eine Aufgabe aus dem Preisbericht für Die Schwalbe 2011 von Günther Weeth aufgegriffen, und das möchte ich heute wieder tun, dieses Mal eine klassische Beweispartie.

Roberto Osorio & Jorge Joaquim Lois
14833 Die Schwalbe 2011, 3. Preis (Beweispartien)
Beweispartie in 23 Zügen (13+13)

 

Das übliche Schauen nach den Schlagbilanzen hilft uns hier nicht so recht weiter: So können beispielsweise alle fünf fehlenden Bauern auf ihren Linien geschlagen worden sein; der fehlende [wLc1] wäre dann auf h6 oder h4 gestorben. Aber es sind natürlich noch viele andere Schlagfelder für die fehlenden Steine denkbar.

Also bleibt uns, Züge zu zählen, um so mögliche Einschränkungen der Möglichkeiten bei Weiß oder Schwarz festzustellen. Und da sind zunächst natürlich nur die weißen Züge hilfreich.

Das rechnete uns Mario Richter in seinem Kommentar zur Lösung vor: Eine Zuginventur ergibt, dass für eine wUW die Zeit nicht reichte.  Auch für Be2xfxgxh und Lc1-b2-f6-h4 waren nicht genug Freizüge vorhanden, also muss auf h4 der wBh2 geschlagen worden sein, und die weiße BB-Phalanx am Königsflügel entstand durch Be2xf3,Bf2xg3,Bg2xh3.  Damit müssen die drei fehlenden sBBa7,b7,c7 umgewandelt haben.  Durch diese Notwendigkeiten sind sowohl das weiße als auch das schwarze Spiel komplett determiniert.

Damit ist auch klar, dass die schwarzen Umwandlungen auf b1 stattgefunden haben; anders kann es mit den schwarzen Schlagfällen nicht auskommen. Damit hat der [Ba7] und der [Bc7] je einmal auf b2 geschlagen, nämlich den Bb2 sowie den [Lc1], der den (neben h2-h4) einzigen noch freien weißen Zug gemacht haben muss.

Nun kommt aber für die Bestimmung der schwarzen Umwandlungen die Zügezahl wieder ins Spiel: sBh4 hat zweimal gezogen, die drei Umwandlungen erfordern 15 Züge, so dass für die drei Ceriani-Frolkin-Opfermanöver noch sechs Züge übrig bleiben. Da die Opfer auf f3, g3 und h3 erfolgt sein müssen, können sich auf b1 nur Damen umgewandelt haben, die über d3 nach h3, g3 und f3 (in dieser Reihenfolge, da sonst die dritte Reihe schon versperrt wäre!) gezogen haben.

Jetzt sollte die genaue Zugfolge nicht mehr allzu schwer zu finden sein:

1.h4 a5 2.Th3 a4 3.Te3 a3 4.Te4 axb2 5.a4 c5 6.a5 c4 7.Ta4 c3 8.Sa3 b1=D 9.Lb2 cxb2 10.c3 Dd3 11.a6 Dh3 12.gxh3 b1=D 13.Lg2 Dd3 14.Lh1 Dg3 15.fxg3 b5 16.Kf2 b4 17.Ke3 b3 18.Kd4 b2 19.Kd5 b1=D 20.Tad4 Dd3 21.Sc2 Df3 22.exf3 g5 23.Se2 gxh4.

Die Urdrucknummer 14833 hat Ronald Schäfer zu dem Kommentar gebracht: Die 33 im Zeichen der 3: 3x Umwandlung auf b1, 3x Schlag auf der 3. Reihe. Was ich ergänzen möchte: Die drei Schläge führen zu einem Betrüger-Bauern-Drilling. Denn rein retroanalytisch, wie wir das zu Beginn unserer Überlegungen gesehen haben, könnten sie ursprünglich von f2, g2 und h2 kommen; erst der Zeitdruck, der in Beweispartien zur reinen Retroanalyse hinzu kommt, erzwingt ihre Schläge, erzwingt ihren Betrüger-Status.

 

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