Wolfgang Dittmann 80

Heute, am 14. Juni 2013, feiert Wolfgang Dittmann seinen 80. Geburtstag. Dazu richten übrigens Die Schwalbe und feenschach gemeinsam ein Jubiläumsturnier aus; die Ankündigung findet ihr auch hier im Blog.

Mit knappen Worten stellt Wolfgang Dittmann sich in seinem Buch Der Blick zurück selbst vor: „Geboren am 14. Juni 1933 in Hamburg, Studium der Germanistik und Theologie ebenda. Promotion in der Altgermanistik 1960. Habilitation 1968. Professor für Ältere deutsche Sprache und Literatur an der Freien Universität Berlin seit 1970. Heirat 1987. Zwei Töchter. Emeritierung 1998.“

Eigentlich heißt es, Eulen nach Berlin-Zehlendorf zu tragen, aber einige der  großen Verdienste von Wolfgang Dittmann um das Problemschach in Deutschland und um die Retroanalyse müssen hier aufgeführt werden.
Nach der langen „Speckmann-Ära“ (und kurzer Überbrückungszeit unter John Niemann) war es 1982 sicherlich nicht leicht, das Amt des Schwalbe-Vorsitzenden zu übernehmen. Aber die sechs Jahre unter seinem Vorsitz waren Weichen stellend für die blühende Zukunft der Vereinigung. So hat er die „fördernde Mitgliedschaft“ eingeführt, die die Schwalbe finanziell abgesichert hat, so hat er mit seinem viel beachteten Vortrag Sechzig Jahre „Schwalbe“  auf dem Kongress des deutschen Schachbundes das Ansehen der Schwalbe, die als Landesverband im DSB organisiert ist, stark gefestigt, so hat er zum Ende seiner Amtszeit allen Schwalbe-Mitgliedern sein Buch Der Flug der Schwalbe – Geschichte einer Problemschach-Vereinigung geschenkt.

Publizistisch ist er nicht nur damit in Erscheinung getreten; gemeinsam mit Armin Geister und Dieter Kutzborski hat er das Grasemann-Gedenkbuch Logische Phantasien verfasst, für mich eines der besten Bücher über einen Komponisten, das ich kenne. Aber besonders muss natürlich Der Blick zurück hervorgehoben werden: Mit diesem Monumentalwerk hat es sich endgültig in die vorderste Front der Retroanalyse gestellt: Im ersten Teil von gut 200 Seiten wird die Geschichte der Retroanalyse dargestellt, ihre Theorie und Ästhetik (teils komplett neu) entwickelt. Im zweiten Teil präsentiert er dann eine Auswahl eigener Retros, die er detailliert, lehrreich und gleichzeitig hervorragend lesbar kommentiert, mit wissenschaftlichem Anspruch geschrieben und gleichzeitig auch für Einsteiger hervorragend geeignet.

Weltweit führend als Theoretiker und Komponist ist Wolfgang Dittmann auf dem Gebiet der Verteidigungsrückzüger vom Typ Proca -– egal, ob nun „orthodox“ oder besonders mit der Bedingung Anticirce zusammen. Hier kommt in seinen Aufgaben immer wieder die Grasemannsche Schule zum Vorschein.

Eines meiner persönlichen Lieblingsstücke will ich an dieser Stelle vorstellen, auch wenn es die meisten sicherlich kennen: Ich finde, man kann es nicht oft genug genießen!

Wolfgang Dittmann
Die Schwalbe 1979, 1. Preis (Den Teilnehmern der Jahrestagung 1978 gewidmet)
#1 vor 4 Zügen, Verteidigungsrückzüger Typ Proca (11+11)

Lösung:
R: 1.Db1-e1! (droht 2.Db8-b1, v: 1.Kb7/K:c7#) Lb3-e6 2.Dg1-b1! (droht 3.Db6-g1 4.Db8-b6, v: 1.Kb7/K:c7#) Td4-d6 3.Dh1-g1 (droht 4.Da8-h1, v: 1.Kb7/K:c7#) Ld5-b3/Td5-d4 4.Dh3-h1/Dh5-h1, v: 1.D:d7 D:f7# 1.– Tb6-d6 2.Db5-b1 Zugzwang Tb7-b6 3.Db6-b5, v: 1.D:d7/D:f7# 2.– Tc6-b6/Td6:b6 3.Da6-b5 4.Kb8-c8, v: 1.Dc8#.

Passender konnte die Widmung nicht gewählt sein: Darstellung des Schwalbe-Themas im Verteidigungsrückzüger!

Persönlich kann ich nun schon auf eine 30-jährige Bekanntschaft, Zusammenarbeit, Freundschaft mit Wolfgang Dittmann zurückblicken: Sie begann 1983 mit der gemeinsamen Organisation des Konstruktionsturniers beim Schwalbetreffen in Königsfeld, führte über die Ausrichtung der Schwalbe-Tagung 1985 in Hagen und wurde dann mit den Arbeiten am Der Blick zurück sehr intensiviert, als ich die Ehre und Freude hatte, von ihm zum Lektorieren des Buches eingeladen zu werden. Nicht nur darüber haben wir uns intensiv per Mail und bei persönlichen Treffen (das „Arbeits-Wochenende“ in Berlin ist mir noch in bester Erinnerung) ausgetauscht, auch bei späteren beruflichen Berlin-Besuchen haben wir uns häufig abends zum Essen und Diskutieren getroffen. Und dabei ging und geht es nicht nur um Schach, sondern um viele andere Themen wie etwa die Musik, Wolfgang Dittmanns weiteres großes Hobby: Er ist hervorragenden Cellist.

Lieber Wolfgang, ich schicke dir persönlich und im Namen aller Leser ganz herzliche Glückwünsche nach Berlin, ich wünsche dir heute eine wunderschöne Feier im Kreise deiner Familie und Freunde und für das kommende Jahrzehnt alles denkbar Gute, natürlich ganz besonders Gesundheit und weiterhin solch eine tolle Schaffenskraft am Schachbrett und am Computer!

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